Wissenschaftliche Vorträge im Rahmenprogramm zur Ausstellung
"Multiple Räume (1) Seele – Konstruktionen des Innerlichen in der Kunst"
Mittwoch, 18. Februar 2004, 19 Uhr
Augen zu und durch. Von inneren Räumen in der Musik. Musikalische
Raumillusionen bei Beethoven und Bruckner.
Dariusz Szymanski, Festspielhaus Baden-Baden
In Zusammenarbeit mit dem Festspielhaus Baden-Baden
Als Beethoven den inneren Raum entdeckte, war das der Anfang vom Ende der
deduktiven Logik in der Musik. Die Einbahnstrasse "wenn x dann y" wurde
gesprengt, die Psyche lässt x und y auch nebeneinander stehen, sogar für
a, b und z gibt es hier noch Platz. Da verliert der Zuhörer leicht die
Orientierung. Denn in inneren Räumen muss sein Standort erst gefunden
werden und der klassische Sinn für Symmetrien hilft einem da nur bedingt
weiter. Wurden Symmetrien bis dahin immer an der Zeitachse entlang
gemessen, so dehnt Zeit sich nun aus, schmilzt zusammen und kann sogar
stehen bleiben. In inneren Räumen ist alles möglich.
Dariusz Szymanski, geb. 1970 in Luban, Polen. Studium der
Musikwissenschaften in Göttingen und Berlin, gleichzeitig langjährige
Dozententätigkeit. 2 Jahre Werbetexter bei Scholz & Friends Berlin,
Gewinner der silbernen Nadel im deutschen ADC-Wettbewerb 2002 im Bereich
"Text". Seit Ende 2002 am Festspielhaus Baden-Baden tätig.
Mittwoch, 25. Februar 2004, 19 Uhr
Die Seele denken. Vorstellungen der Psyche in Wissenschaft und Kunst
Prof. Friedrich Wolfram Heubach, Kunst-Akademie Düsseldorf
Prof. Thomas Macho, Kulturwissenschaftler, Humboldt-Universität zu Berlin
Prof. Käthe Meyer-Drawe, Ruhr-Universität Bochum, Institut für Pädagogik
Gesprächsleitung: Dietrich Brants, SWR2 Forum
In Zusammenarbeit mit SWR2 Redaktion Forum und der Gleichstellungsstelle
der Stadt Baden-Baden
Im Buchhandel findet man "Die Wirklichkeit der Seele", "Träume als Sprache
der Seele" und sogar "Die Seele des Hundes". Im Alltag hat jemand eine
"gute Seele" und manchmal "Seelenqualen". In der Regel wird über die
"Seele" gesprochen, als befände sie sich im Besitz einer Person und sei
ihr persönliches Eigentum, nicht zu verorten, aber irgendwie da, ein
geheimnisvoller Innenraum, zugleich Labyrinth und Wohnung. Im
Katholizismus gilt die Beichte, die Seelsorge, gar als Wohnungsputz, bei
dem sündhaft verschmutzte Seelenräume gründlich ausgefegt werden müssen.
Alles hängt davon ab, wie man sie möbliert, mit Tugenden oder Lastern, mit
guten oder schlechten Gefühlen und Gedanken. Meist wird "Seele" dabei als
Schutzraum verstanden: als stilles Reservat für all das, was eine Person
eigentlich ist. Klar, dass die Augen in diesem Denken "Fenster der Seele"
sind. Die Seele erscheint als Innenraum und persönlicher Besitz. Welche
Folgen dieses Denken hat, wird in dieser Veranstaltung mit SWR2 Forum auch
für die Kunst diskutiert.
Eintritt: € 5; erm. € 4
Frieder Burda Matinee
Sonntag, 7. März 2004, 11:30 Uhr
Georg Baselitz – Eugen Schönebeck. Eine Künstlerfreundschaft
Professor Dr. Uwe Schneede, Direktor der Hamburger Kunsthalle, zu Werken
aus der Sammlung Frieder Burda
An der Kunstakademie Berlin lernten sich Georg Baselitz und Eugen
Schönebeck Ende der 50er Jahre kennen. Beide kamen aus der DDR und suchten
nach künstlerischen Ausdrucksformen, ohne an Spätinformel oder Pop Art
anzuknüpfen. Aus persönlicher und gedanklicher Nähe entstand für einige
Jahre eine fruchtbare Künstlerfreundschaft: Baselitz und Schönebeck
entwickelten auf der Grundlage ihrer "pandämonische Manifeste" eine eigene
expressive und provokative Bildsprache. Ihre Gemälde dieser Zeit sind von
teigig-schwellenden Körpern und Gliedmaßen bevölkert. Sie zeigen eine
elementare Körperlichkeit, ebenso verletzlich wie kraftvoll gemalt. In den
60er Jahren beschäftigte beide Künstler die Frage nach neuen Helden und
Vorbildern in Deutschland. Für die Sammlung Frieder Burda bildet die
Malerei von Georg Baselitz einen herausragenden Schwerpunkt; Eugen
Schönebeck ist mit zwei Schlüsselbildern vertreten.
Uwe Schneede, geb.1939, leitet seit 1991 die Hamburger Kunsthalle, seit
1994 lehrt er zudem an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Im
Lauf der letzten Jahrzehnte kuratierte Prof. Schneede zahlreiche wichtige
Ausstellungen zu herausragenden Künstlern des 20. Jahrhunderts.
Eintritt: € 5; erm. € 4
Mittwoch, 24. März 2004, 19.00 Uhr
Die Seele in der Seele
Dr. Max Kugler, Direktor des Rudolf Steiner Archiv Dornach
In Zusammenarbeit mit der VHS Baden-Baden
Der Leib ist um der Seele willen da, lehrte einst Aristoteles, während
heute so mancher Arzt seinem Patienten ans Herz legt, dass es die Seele
ist, die das leibliche Wohl bestimmt. Die Seele aber, so Rudolf Steiner,
ist vor allem um der Seele willen da; sie ist in Wirklichkeit Licht. Damit
ist auf einen kosmischen Zusammenhang verwiesen, der auch der Erörterung
um die Substanzfrage neuen Auftrieb gibt. «Die Seele ist nicht nur Seele
an sich, sondern sie umfasst auch Gedanken» diktierte Joseph Beuys Bonito
Oliva ins Gedächtnis und hatte dabei durchaus die Steinersche Einteilung
der Seelenkräfte in Denken, Fühlen und Wollen bzw. der Seele selbst in
Empfindungsseele, Verstandesseele, Bewusstseinsseele im Sinn.
Dr. Walter Kugler, geb. 1948, Erziehungswissenschaftler und Politologe.
Nach Lehrtätigkeiten an der Universität Köln und an der Waldorfschule
Kassel seit 1982 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Rudolf Steiner Archiv
in Dornach/ Schweiz und heute dessen Leiter. Zugleich Mitherausgeber der
Rudolf Steiner Gesamtausgabe. Eintritt: € 5; erm. € 4
Mittwoch, 31. März 2004, 19 Uhr
"Sag mir, was die Seele ist..."
Theologische Annäherungen an ein alltägliches Geheimnis
Dr. Michael Nüchtern, Ev. Oberkirchenrat, Karlsruhe
In Zusammenarbeit mit der VHS Baden-Baden und den Kirchlichen
Bildungswerken
Wer fragt, was die Seele sei, kommt in ein Labyrinth. Es ist gefüllt mit
unterschiedlichsten Bedeutungen und Begriffen von Seele im Laufe der
Geschichte. Psychoanalyse und Tiefenpsychologie haben die Rätsel der Seele
zu entschlüsseln versucht und dabei immer neue Rätsel gefunden. Doch gibt
es Einsichten in das Wesen der Seele, die aus Dichtung und Religion
gewonnen werden. Der Vortrag geht dem Sinn christlicher Seelenbilder nach.
Sie enthalten Angebote zur Klärung des eigenen Selbstverständnisses und
des Menschenbildes.
Michael Nüchtern, geb. 1949; Dr. theol. Pfarrdienst im Schwarzwald,
Akademiedirektor an der Evangelischen Akademie Baden (Bad Herrenalb),
Leiter der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) in
Berlin; seit 1. Oktober 1998 Oberkirchenrat in Karlsruhe; Publikationen:
Medizin, Magie, Moral. Über das Weltanschauliche in Therapien (1995); Die
(un)heimliche Sehnsucht nach Religiösem (1998); Himmelsecho. Muster
christlicher Spiritualität entdecken (2004)
Eintritt: € 5; erm. € 4
Dr. Dirk Teuber
Staatliche Kunsthalle Baden-Baden
www.kunsthalle-baden-baden.de
Reference:
ANN: "Konstruktionen des Innerlichen in der Kunst". In: ArtHist.net, Feb 17, 2004 (accessed Mar 21, 2025), <https://arthist.net/archive/26224>.