CFP 06.03.2003

"Zarentochter und Großherzogin" (Weimar 09/2003)

Call for Papers zur Arbeitstagung

"Zarentochter und Grossherzogin. Maria Pawlowna zwischen Weimar und St.
Petersburg"

Weimar 11.-12.9.2003

An: Kunst-, Literatur-, Musik-, Sozial-, Verfassungs- und
Kulturhistoriker/-innen fuer die Geschichte des 19. Jahrhunderts und der
deutsch-russischen Beziehungen.

Am 9. November 1804 zog die russische Zarentochter Maria Pawlowna
(1786-1859) als Ehefrau des Erbprinzen von Sachsen-Weimar-Eisenach in Weimar
ein. Anlaesslich dieses runden Jubilaeums veranstaltet die Stiftung Weimarer
Klassik und Kunst-sammlungen von Juli bis September 2004 eine grosse
Ausstellung mit dem Titel "Zarentochter und Grossherzogin. Maria Pawlowna
zwischen Weimar und St. Petersburg". Als Erbprinzessin (1804-1828),
Grossherzogin (1828-1853) und Grossherzogswitwe (1853-1859) bemuehte sich
Maria Pawlowna, die Handlungsraeume von Fuerstinnen unter den gewandelten
Bedingungen des 19. Jahrhundert neu zu definieren. Mit Kunstfoerderung und
staatlich gelenkter Sozialfuersorge schlug sie Bruecken vom Hof zum
entstehenden buergerlichen Vereinswesen. Zugleich arbeitete sie aktiv an der
Stilisierung des 'klassischen' Weimar mit.

Die Ausstellung im Weimarer Residenzschloss wird das wechselvolle und
spannende Leben der Fuerstin unter drei Leitperspektiven darstellen:

1) Russisch-deutscher Kulturtransfer im 19. Jahrhundert. Maria Pawlowna als
Vermittlerin kuenstlerischer, wissenschaftlicher, dynastischer und
politischer Beziehungen zwischen Weimar und St. Petersburg.

2) Eine Grossherzogin im 'buergerlichen' Jahrhundert. Maezenatentum und
soziales Engagement als Antworten auf die Legitimationskrise der Hoefe.

3) Ein "Silbernes Zeitalter"? Maria Pawlownas zwischen Fortfuehrung und
Erfindung der Traditionen des 'klassischen' Weimar.

Bei der Praesentation dieser Leitperspektiven mit sprechenden und reizvollen
Objekten sowie bei der Vertiefung der zahlreichen Einzelaspekte im
Katalogbuch sollen die unterschiedlichen Blickweisen und Kompetenzen der
historischen Teildisziplinen zur Hofkultur des 19. Jahrhunderts integriert
werden. Zur Vorbereitung von Ausstellung und Katalog laedt die Stiftung
Weimarer Klassik und Kunstsammlungen zu einer Arbeitstagung vom 11.-12.
September 2003 nach Weimar ein. In einer Mischung aus Vortraegen und
Gruppengespraechen werden Museumsfachleute sowie Kunst-, Literatur-, Musik-,
Sozial-, Verfassungs- und Kulturhistoriker/-innen die materielle
UEberlieferung der Weimarer und St. Petersburger Hofkultur diskutieren und
in den historischen Kontext des 19. Jahrhunderts einordnen. Die maximal
20-minuetigen Vortraege sollen sich entweder direkt mit Maria Pawlowna und
dem Weimarer Hof bzw. den Beziehungen Weimar-St. Petersburg im 19.
Jahrhundert befassen, oder eine vergleichende Perspektive zu einzelnen
Aspekten einziehen.

Moegliche Themen in Auswahl: Familienwerte und Erziehungspraxis am
Petersburger Hof um 1800 Fuerstliche Heiratspolitik im 19. Jahrhundert
zwischen buergerlichem Liebesideal, dynastischer Raeson und "balance of
power" Wie russisch waren die Romanows? Dynastische Verflechtungen und
kulturelle Selbstvergewisserungen der Zarenfamilie um 1800 Die Mitgift der
russischen Zarentoechter Tafelzeremoniell und Kunsthandwerk am Petersburger
Hof Russische Orthodoxie am lutherischen Hof. Beichtvaeter, Hofkapelle,
Musik & Liturgie Russische-deutscher Literaturtransfer im fruehen 19.
Jahrhundert: Die Rolle der Hoefe Bonaparte in Thueringen. Fuerstliche
Handlungsraeume und Legitimationsstrategien zwischen Rheinbund und
Befreiungskriegen Ein verbuergerlichter Hof? Zusammensetzung, Hierachie,
Funktionen von Hof, Hofstaat, Hofgesellschaft in den kleinen deutschen
Residenzen des 19. Jahrhunderts Zeremoniell und Festkultur im
"buergerlichen" Jahrhundert: Formen, Adressaten und Teilnehmer hoefischer
Repraesentation Der oeffentliche Hof - zum Wandel dynastischer
Selbstdarstellung vom 18. zum 19. Jahrhundert Revolution und
Mittelalter-Romantik am Weimarer Hof Zwischen Hof- und Stadtgesellschaft.
Sozial-karitatives Engagement der Dynastien und buergerliches Vereinswesen
Kunstfoerderung und Maezenatentum der Dynastien zwischen persoenlichen
Neigungen und sozialen Verpflichtungen Industrialisierung, soziale Frage und
technisch-wissenschaftlicher 'Fortschritt' in der Wahrnehmung der Hoefe
und/oder der bildenden Kunst Hoefe als Orte und Medien einer staendisch
entgrenzten Erinnerungskultur Der Weimarer Hof und die Kulturnation -
Denkmalsbewegung und Dichtervereine Zwischen Professionalitaet und
Banausentum - Dilettantismus und Kunstliebhaberei im 19. Jahrhundert Das
"Silberne Zeitalter" - Fortfuehrung oder Erfindung der klassischen
Traditionen?

Interessierte Fachleute senden bis zum 15. April 2003 einen Themenvorschlag
mit einer Kurzdarstellung (Abstract, ca. 40 Zeilen, gegliedert in:
Fragestellung, Thesen, Einordnung in Gesamtkontext der Tagung) sowie kurze
Angaben zu Person und Forschungsschwerpunkten (ca. 25 Zeilen) vorzugsweise
per email an:

Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen
Dr. Joachim Berger
Burgplatz 4
99423 Weimar
(0049)+3643+545123 (fon)
(0049)+3643+545454 (fax)
joachim.bergerswkk.de

Quellennachweis:
CFP: "Zarentochter und Großherzogin" (Weimar 09/2003). In: ArtHist.net, 06.03.2003. Letzter Zugriff 25.04.2024. <https://arthist.net/archive/25525>.

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