ANN 09.09.2002

Museen und September 11

H-Museum

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

aus Anlass des am 11. September 2002 in den USA stattfindenden "Day of
Remembrance" bietet H-Museum eine Informationsseite an:

http://www2.h-net.msu.edu/~museum/september11.html

Die Terroranschlaege vor einem Jahr waren nicht nur politische Ereignisse
von weltgeschichtlicher Dimension. Sie hinterliessen Spuren in der
Erinnerung, nicht nur bei den unmittelbar Betroffenen, sondern auch im
kollektiven Gedaechtnis. Vor allem die Zerstoerung des World Trade Center,
die tausende Todesopfer forderte, ist besonders in den USA zu einem festen
Bestandteil der Gedenk- und Erinnerungskultur geworden. Die noch immer
kontrovers diskutierte Einrichtung einer monumentalen Gedenkstaette auf
"Ground Zero" inmitten der amputierten Skyline von New York verdeutlicht
beispielhaft diese Problematik. Der Umgang mit einer historisch und
emotional "belasteten" Oertlichkeit inmitten der laengst wieder pulsierenden
Handels- und Finanzmetropole New York polarisiert unterschiedliche
Interessen.

Es bleibt derzeit noch offen, was an dieser Stelle in New York entstehen
wird. Moeglicherweise entwickelt sich eine Gedenkstaette, die vor allem im
US-amerikanischen Patriotismus verortet sein wird. Damit wuerde sich das
projektierte WTC Memorial ansatzweise in die Reihe patriotischer
Gedenkstaetten und Kriegerdenkmale einreihen, wie z.B. das Iwo Jima-Monument
oder "The Wall", das National Vietnam Veterans Memorial in Washington. Wird
das WTC Memorial auch ein Denkmal fuer Amerikas Kampf im "Krieg gegen den
Terror"

Laengst haben sich auch Museen und Archive des 'September 11' angenommen.
Die Historisierung des Terrorschlages und die Fokussierung auf das WTC als
Hauptort der oeffentlichen Gedenkkultur ging einher mit der Musealisierung
der auf "Ground Zero" geborgenen Relikte. Gleichzeitig wurden die
schriftlich, muendlich und medial tradierten Erinnerungen und Zeugnisse
sorgfaeltig von Museen und Archiven dokumentiert. Die Aufgabe von Archiven
und Museen, die Sammlung, Bewahrung und Erforschung von Objekten und
Quellen, gewinnt in diesem Fall eine hohe politisch-historische Bedeutung.

Zum einjaehrigen Jahrestag praesentiert z.B. das Museum of the City of New
York in Zusammenarbeit mit dem National Museum of History nach laengerer
Vorbereitungszeit eine Grossausstellung. Die Ausstellung verfolgt einen
erfahrungsgeschichtlichen Ansatz, es werden Erlebnisberichte, E-Mails,
Videos, Fotos, persoenliche Gegenstaende - aehnlich wie in einem Musee
sentimental - und sogar Teile der von den Terroristen als Waffen
missbrauchten Passagierflugzeuge gezeigt.

Zugleich sind im Internet zahllose private Initiativen und persoenliche
Webseiten entstanden. Sie dokumentieren nicht nur, dass Online-Medien am 11.
September 2001 eine besonders wichtige Rolle als Kommunikations- und
Informationsmedium zukam. Seit diesem Tag entwickelte sich das Internet zu
einem riesigen Archiv und Gedaechtnisspeicher zum 'September 11'. Das Web
ermoeglicht, die in den Medien mit schonungslosem Realismus dargestellten,
unbegreifbar wirkenden Ereignisse auch auf individueller Ebene zu
verarbeiten.

H-Museum wird auf der eigenen Informationsseite internationale Aktivitaeten
und Online-Ressourcen zum 11. September unter museumsspezifischen
Gesichtspunkten dokumentieren.

Abschliessend verweisen wir noch auf folgende Angebote

H-Net and September 11:
http://www2.h-net.msu.edu/teaching/journals/sept11/

September 11, 2001 - Day of Remembrance
American Association of Museums:
http://www.aam-us.org/initiatives/mcaf/index.cfm

Documenting the Tragedy
New York State Archives
http://www.nyshrab.org/WTC/projects.html

H-MUSEUM
H-Net Network for Museum Professionals
E -Mail: h-museumh-net.msu.edu
WWW: http://www.h-museum.net
Editorial Board: http://www2.h-net.msu.edu/~museum/editorial.html

Quellennachweis:
ANN: Museen und September 11. In: ArtHist.net, 09.09.2002. Letzter Zugriff 26.04.2024. <https://arthist.net/archive/25183>.

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