Das IFK Internationales Forschungszentrum
Kulturwissenschaften, Wien, laedt zu folgender Tagung:
HAEUTUNG.
Lesarten des Marsyas-Mythos
10.-12. Oktober 2002
IFK
Reichsratsstrasse 17, 1010 Wien
Im Wettstreit zwischen Marsyas und Apoll kaempfen zwei sehr
unterschiedliche, aber gleichermassen ambitionierte Gegner mit zwei
verschiedenen Waffen - Floete und Kithara. Der Kampf endet toedlich:
Apoll laesst den Satyr Marsyas fesseln und ihm die Haut abziehen.
Die Haeutung des Marsyas - mit seiner christlichen Postfiguration in
der Bartholomaeus-Legende - figuriert in der bildenden Kunst der
Neuzeit, aber auch in der Literatur als allegorische
Selbststilisierung des Kuenstlers. Der Gewaltakt der Haeutung zeigt
dabei einen Zug von Festlichkeit, weil tremendum und fascinosum
offenbar dicht beieinander liegen.
Im Zusammenhang mit der Tradition des "Marsyas"-Mythos stellt sich die
Frage nach den Formen von Rivalitaet, Gewalt und Souveraenitaet, nach
ihrer theoretischen Fundierung und aesthetischen Repraesentation. Auch
die Frage nach einer "Aesthetik des Schmerzes" erhaelt im Kontext des
Mythos in der zweiten Haelfte des 20. Jahrhunderts neue Aktualitaet.
Bei der Tagung steht der Marsyas-Mythos fuer ein Repertoire von Themen
- Barbarentum, Macht, Souveraenitaet, Kunst -, die es gestatten,
verschiedene Formen der Darstellung und Reflexion ueber Rivalitaet und
Gewalt zu diskutieren und auch in ihrem historischen Kontext zu
verorten. Die Thematik der Gewalt bildet fuer die
Literaturwissenschaft
und die Literaturtheorie, aber auch fuer die Anthropologie, Ethnologie
u. a. einen "Fluchtpunkt", an dem sich jede Form von "cultural
analysis" ausrichtet.
KONZEPT: Ursula Renner-Henke (Univ. Essen), Manfred Schneider (Univ.
Bochum)
PROGRAMM
Donnerstag, 10. Oktober 2002
9.30
Ursula Renner-Henke (Univ. Essen) und Manfred Schneider (Univ. Bochum)
Einfuehrung
Arnold Angenendt (Univ. Muenster)
Theorie des Opfers
11.30
ANTIKE, ARCHAeOLOGIE
Susanne Muth (Univ. Muenchen)
Warten auf Marsyas. Als die griechische Kunst die Gewalt entdeckte
Luca Giuliani (Univ. Muenchen)
Marsyas als Maertyrer
Zur Parteinahme des Betrachters bei antiken
Darstellungen von Gewalt
15.00
BILDENDE KUNST
Thomas Zaunschirm (Univ. Essen)
Von der Musik der Bilder
Gudrun Koerner (Freiburg/Dortmund)
Haut und Koerpertortur in der Bildenden Kunst
Freitag, 11. Oktober
9.30
LITERATUR UND MEDIEN
Claudia Benthien (Humboldt-Univ. zu Berlin)
"The big strip tease". Selbstschindung in Kreativitaet in Sylvia
Plaths
Gedicht "Lady Lazarus"
Claudia Liebrand (Univ. Koeln)
Robbie Williams meets Marsyas. Popkulturelle Variationen des Mythos
14.30
AeSTHETIK
David Wellbery (Univ. of Chicago)
Kunst und Agon: Eine Grundfigur aesthetischer Reflexion
Manfred Schneider (Univ. Bochum)
Aesthetik des Schmerzes im Zusammenhang mit
Heiner Mueller
Samstag, 12.Oktober
9.30
ZUR THEORIE DER GEWALT IM MARSYAS-MYTHOS
Lutz Ellrich (IFK_Fellow/Univ. Freiburg im Br.)
Gewalt und Wahrheit
Wolfgang Pircher (Univ. Wien)
Die herrliche Kunst des Krieges
Abschlussdiskussion
Dr. Eva Cescutti
IFK Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften
Reichsratsstrasse 17
A-1010 Wien
Tel.: (+43-1) 504 11 26-28
Fax: (+43-1) 504 11 32
<mailto:cescuttiifk.ac.at> cescuttiifk.ac.at
<http://www.ifk.ac.at/> http://www.ifk.ac.at
Quellennachweis:
CONF: "Häutung. Lesarten des Marsyas-Mythos" IFK_Tagung ( 10.-12.10.02 Wien). In: ArtHist.net, 29.09.2002. Letzter Zugriff 26.04.2024. <https://arthist.net/archive/25182>.