ANN 19.05.2002

Von Display bis Imagineering. Digitale Bilder (Koeln)

Claus Pias

Von Display bis Imageneering. Codes und Kontexte digitaler Bilder.

Eine Vortragsreihe der Faechergruppe Kunst- und Medienwissenschaften.

Verantwortlich: Hans Ulrich Reck und Stefan Roemer
Koeln, Overstolzenhaus, Rheingasse 8,, Beginn 19 Uhr, Eintritt frei

Die Vortraege dieser Reihe befassen sich mit dem Thema digitale Bildfunktionen
und ihre Kontexte. Sie stehen vor allem unter der Frage: Was sind die Codes?
Und: Wie werden sie definiert? Kann man aus den flutartig erschienenen
Anthologien zum Thema »Bild« vor allem erfahren, dass die dort
interdisziplinaer versammelten Theorien wenig gewinnbringend fuer die
einzelnen Forschungsdisziplinen sind, so ist wohl unbestritten, dass Bilder
als massenmediale Erscheinung im letzten Jahrzehnt extrem an Bedeutung
zugenommen haben. Vermutlich muss man von dem Anspruch Abschied nehmen, dass
mit einer Theorie alle Bilderscheinungen erklaerbar sind.
Es geht bei dieser Vorlesungsreihe auch um eine Reflexion der zehnjaehrigen
Erfahrungen an der KHM mit der Ausbildung in allen Bereichen der
Bildkonstruktion. Aus der Sicht der Kunst und der visuellen Kommunikation
werden Fragen der Bilder, der digitalen Bildtechnologien sowie der
institutionellen Kunst- und Gestalterausbildung diskutiert. Dabei wird auch
die vor zehn Jahren etablierte Idee von der Kunstausbildung mit »Neuen Medien«
im mittlerweile veraenderten kuenstlerisch-wissenschaftlichen Kontext befragt.

Die Vortragsreihe wird durch eine Einfuehrung in das Thema vor dem ersten und
eine Schlussdiskussion nach dem letzten Vortrag begleitet. Der einzelne
Vortrag wird jeweils mit einer kurzen Zusammenfassung der vorherigen Vortraege
eingeleitet.

Diese Vortragsreihe ist Bestandteil des Forschungsprojekt »Informatik,
kuenstlerische Praxis und Kunstheorie der digitalen Bildtechnologien«, das
Teil des bundesweiten Forschunsprojekts »Kulturelle Bildung im
Medienzeitalter« der Bund-Laender-Kommission ist.

Die einzelnen Vortraege:

Hans Dieter Huber

"Aesthetik der Irritation"
7. Mai 2002

Der Vortrag fragt nach der spezifischen Differenz von kuenstlichen Bildern zu
alltaeglichen Wahrnehmungssituationen. Die Differenz wird bemerkt und
irritiert als solche. Die Frage stellt sich, wie ein Beobachter mit dieser
Irritation umgeht, welche kognitive und soziale Funktion solche Irritationen
fuer die Entwicklung von Gesellschaft haben und welche Rolle Codes und
Programme dabei spielen.

Hans Dieter Huber ist seit 1999 Professor fuer Kunstgeschichte der Gegenwart,
Aesthetik und Kunsttheorie an der Staatlichen Akademie der Bildenden Kuenste
Stuttgart. Nach einem Studium der Malerei und Grafik an der Akademie der
bildenden Kuenste in Muenchen sowie der Kunstgeschichte, Philosophie und
Psychologie in Heidelberg promovierte er im Fach Kunstgeschichte mit der
Arbeit System und Wirkung. Interpretation und Bedeutung zeitgenoessischer
Kunst (München 1989).

Claus Pias

"Bilder der Steuerung"
21. Mai 2002

Die Information digitaler Bilder laesst sich auf verschiedenste Weise
gestalten, skalieren und optimieren. Ihre Konstruktionen oder Abstraktionen
dienen dazu, Kompliziertes einfach und Langsames schnell zu regeln und zu
kontrollieren. Und es spricht einiges dafuer, daee die originaere Leistung
digitaler Bildformen nicht im Fotorealismus Hollywoods zu suchen ist, sondern
ueberall dort, wo ihr Vergessen Grundlage effektiver Verwaltungstechniken ist.

Claus Pias ist Medienwissenschaftler an der Bauhaus Universitaet Weimar.
Arbeitsfelder: Technikgeschichte, Medientheorie. Veröffentlichungen: Kursbuch
Medienkultur (mit J. Vogl / L Engell), Stuttgart 1999; Computer Spiel Welten,
Muenchen 2002; Mitherausgeber mehrerer Buchreihen

Tom Holert
"Globalizitaet. Codes und Repraesentationen des Globalen "
4. Juni 2002

Welche Rolle spielt das Globale in den Image-Strategien von weltweit
operierenden Marken? Die phantasmatischen Info/Lifestylekulturen, die Konzerne
wie Nike oder Microsoft produzieren, um Maerkte erfolgreich auf Milieus
abzubilden (und umgekehrt), basieren auf Mythologien des Branding und der
Globalisierung. So entstehen Selbstbeschreibungen, die permanent zwischen dem
Besonderen und dem Allgemeinen, dem
Lokalen und dem Globalen, der Differenz und der Identitaet usw. vermitteln.
Entscheidende Funktionen in dieser mythologischen
Vermittlungsarbeit uebernehmen Bilder ? nicht zuletzt das Bild des Globus.

Sabeth Buchmann

"Unauffaellige Verwandte"
2.Juli 2002

Kuenstlerische Arbeiten aus dem Umfeld der sog. Conceptual art werden
eroertet, die in der Zeit zwischen 1968 und 1972 entstanden sind: Denn
kennzeichnend für diese spezifische historische Phase sind Entwürfe einer auf
Information gegruendeten Phaenomenologie der Wahrnehmung, die eine im hohen
Mass ambivalente Auseinandersetzung mit einem explizit technisch codierten
Informationsbegriffs zu Tage befoerdert, der beispielhaft von der damals
populaeren Art&Technology-Bewegung vertreten wurde.

Sabeth Buchmann, Kunsthistorikerin, kuenstlerisch-wissenschaftliche
Mitarbeiterin an der Universitaet der Kuenste, Berlin; z.Zt.
Teilzeitvertretungsprofessorin an der der Hochschule fuer Bildende Kuenste
Hamburg, regelmaessige Veroeffentlichungen in Kunstzeitschriften;
Mitherausgeberin der Kuenstler/innenzeitschrift "A.N.Y.P.", Dissertation zum
Thema: "Technologie als kulturelle Konstruktionslogik: Exemplarische Analysen
zum Produktionsbegriff in der Conceptual Art", Mitherausgeberin des Readers
"geldbeatsynthetik*, Berlin/Amsterdam 1996

Quellennachweis:
ANN: Von Display bis Imagineering. Digitale Bilder (Koeln). In: ArtHist.net, 19.05.2002. Letzter Zugriff 28.03.2024. <https://arthist.net/archive/25003>.

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