CONF 24.03.2002

Performance + Bild, 12.-14.04.02, Dresden

H-ArtHist (Janzing)

>From Annegret Seidel officekunst-haus-dresden.de
Date: 21 March 2002 15:32:10 +0100
Subject: Performance-Tagung in Dresden

Internationale Fachtagung:

"PERFORMANCE UND BILD
- PERFORMANCE ALS BILD"

Kunst Haus Dresden
12.-14. April 2002
http://www.kunst-haus-dresden.de

Presseerklaerung / Vorlaeufiges Programm

Was findet statt?

Vom 12.-14.April 2002 wird im Kunst Haus Dresden die internationale
Fachtagung: "Performance und Bild / Performance als Bild" stattfinden
Als Veranstalter treten das Kunst Haus Dresden - Staedtische Galerie fuer
Gegenwartskunst und der Neue Saechsische Kunstverein e.V. auf. Die
Konzeption und Leitung der Tagung liegt bei Christian Janecke, der zudem die
Beitraege zum Herbst 2002 im Philo Fine Arts - Verlag der Kunst,
(Fundus-Reihe) herausgeben wird. Ein vorlaeufiges Tagungsprogramm ist im
Anhang dieser Mitteilung enthalten. Ausfuehrliche Informationen zu
saemtlichen Referentinnen/Referenten (inkl. Themen / Abstracts /
Biorgraphien) koennen auf der Website des Kunst Haus Dresden
(www.kunst-haus-dresden.de) abgerufen, oder telefonisch mit der Bitte um
Faxsendung angefragt werden (Tel: 0351/8041456; Fax: 0351/8041582;
Ansprechpartner: Frau Annegret Seidel).

Worum geht es?

Die Tagung ist weder dem grossen Feld der Performance noch dem des Bildes
als solchen, sondern ihrer vergleichsweise kleinen Schnittmenge gewidmet. Es
wird also gefragt, wo Performance Art (im Sinne der Bildenden Kunst), aber
auch auffuehrend bedeutendes Handeln im Theater (oder u.U. auch im Alltag)
dem Bild bzw. Bildhaften sich annaehert. Dies kann bewusster Wahl
entspringen, etwa bei den sog. 'Lebenden Bildern', es kann sich um die
Thematisierung, Zerstoerung oder Erzeugung eines Bildes im Zuge einer
Performance handeln. Eine problematische Moeglichkeit kann allerdings auch
darin bestehen, dass eine Performance unfreiwillig ihr auffuehrendes
Potential einbuesst, indem sie tendenziell erstarrt, bzw. nur eine quasi
bildliche Botschaft vermittelt - oder weil sie eben so wahrgenommen wird,
als kaeme ihre Botschaft einem Bild gleich.
Obwohl das Thema einer hinreichend speziellen Fragestellung folgt und mithin
auch wissenschaftlich Neues zu erwarten ist, soll die Tagung nicht auf
universitaere Kreise beschraenkt bleiben. Dank der in Dresden zahlreich
arbeitenden und studierenden Kuenstlerschaft, sowie einer groesseren
kunstinteressierten Oeffentlichkeit, bietet es sich vielmehr an, sie in den
o.g., der zeitgenoessischen Kunst gewidmeten Institutionen zu verorten.
Entsprechend zusammengesetzt ist der Kreis der Tagungsteilnehmer, die
saemtlich entweder wissenschaftlich oder kuenstlerisch - dabei aber stets
auch theoriebildend - mit zeitgenoessischer Kunst und im besonderen dem
Anliegen der Tagung befasst sind.

Was ist Gegenstand der einzelnen Beitraege?

Da wichtige Ansaetze der Performance Art in den 60er/70er Jahren entwickelt
wurden, kommt es in dieser Zeit zu konfliktreichen, aber auch fruchtbaren
Wechselwirkungen mit dem Bild (Beatrice von Bismarck). Dazu gehoert von
Anfang an die filmische oder fotografische Dokumentation, die nicht
unproblematisch ist, da sie die dokumentierte Auffuehrung auch
unterschwellig verdraengen oder ersetzen kann (Verena Kuni). Die
Repraesentationsleistung des Bildes besteht u.a. darin, sich der Existenz
oder einer Auffuehrung zu erinnern, sie zugleich aber zu fixieren - seit
Jahrzehnten ein Spannungsfeld der Arbeit von Jochen Gerz. Obwohl ein Vortrag
ueber Performance ein Sprechen und Zeigen vor Publikum und insofern selbt
nahezu eine Performance impliziert, ist damit doch bereits eine Verfuegung,
bzw. eingreifende Vermittlung ueber auffuehrenden Ausdruck gegeben. Diese
Crux ist Gegenstand des gleichermassen wissenschaftlich wie kuenstlerisch
verfahrenden Beitrages von Kattrin Deufert / Thomas Plischke. Ein zentraler
Aspekt ist durch die 'Lebenden Bilder' gegeben. Das Nachstellen meist
beruehmter Gemaelde durch lebende Akteure ist eine Auffuehrung, die
tendenziell selbsverleugnend verfaehrt, da sie auf ein Bild zielt (Birgit
Jooss). Dass diese, fuer die Zeit um 1800 wichtige Zwischengattung auch fuer
heutige Kunst aktuell ist, zeigen die vorzugsweise nackten Models, die
Vanessa Beecroft in ihren Performances posieren laesst (Philip Ursprung).
Selbst dort, wo Performance nicht absichtlich bildhaft oder bildnachstellend
verfaehrt, tritt der Performer zwangslaeufig lebensgross in Erscheinung - so
wie Vordergrundfiguren in manch aelterer Malerei. Im Vergleich koennen
Konsequenzen fuer eine moeglicherweise unfreiwillige Bildlichkeit von
Performance absehbar werden (Christian Janecke). Mit dem Konzept des
'Tableaus' ist das Paradigma des Bildlichen auf dem Gebiet des Theaters
gemeint. Welche Konsequenzen es bis zur Moderne hatte, welche Alternativen
sichtbar werden, ist das Thema von Guenther Heeg. Dass Performance-Art als
solche bereits auf 'Stillness' basiere, bzw. von dort ihren Ausgang nehme,
noch bevor etwaige mediale Bezuege oder Uebersetzungen ins Bild oder
Bildaehnliche gesucht werden, ist der seit vielen Jahren kuenstlerisch und
theoretisch entwickelte Ansatz von Anthony Howell. Wo Performance - etwa
seitens des ehemaligen DDR-Staates - beargwoehnt wird, ergibt sich ein
oppositionell grundiertes Selbstverstaendnis ihrer Vertreter, das im Zuge
verinnerlichter Kontrolle aber auch einer Kristallisation, also quasi
bildlicher Erstarrung weichen kann (Karl-Siegbert Rehberg). Die Performance
'thereisnoplacelikehome' wird Versetzungen unserer Wahrnehmung von
koerperlicher Praesenz, mithin auch das fuer Performance und Bild so
wichtige Problem der Repraesentation des Koerpers aufgreifen. (Janet Grau).

Vorlaeufiges Tagungsprogramm

FREITAG, 12. 4.2002

1330 Uhr
Fuehrung durch die laufende Ausstellung des Kunsthaus Dresden:
"private affairs. A Contemporary Video Exhibition" (Annegret Seidel)

1400 Uhr
Eroeffnung der Tagung Begruessung durch Harald Kunde (Kunst Haus Dresden) /
Ulrike Scheffler (Neuer Saechsischer Kunstverein e.V.)

1430 Uhr
Dr. Christian Janecke (Dresden)
Einleitung: Performance und Bild / Performance als Bild

Pause (1530 - 1600 Uhr)

1600 Uhr
Prof. Dr. Beatrice von Bismarck (Leipzig)
Von den Auffuehrungen des Bildes

1715 Uhr
Verena Kuni (Frankfurt a. M.)
Vom Standbild zum Starschnitt - UEberlegungen zur Performanz eines
Mediensprungs

Abendvortrag:
1900 Uhr
Prof. Jochen Gerz (Paris)
"Das, was uns immer tiefer beunruhigt und terrorisiert, ist alles, was 'nur'
lebt"

Performance im Neuen Saechsischen Kunstverein e.V., St. Petersburger Str. 2,
(3. OG.)

2100 Uhr
danach Janet Grau (Dresden)
thereisnoplacelikehome

Gemeinsames Essen & Trinken

SAMSTAG, 13.4.2002

1030 Uhr
Dr. Birgit Jooss (Muenchen)
Lebende Bilder

1145 Uhr
Prof. Dr. Philip Ursprung (Zuerich)
Stillgestanden: Die Performances von Vanessa Beecroft

Mittagspause (1300-1430 Uhr)

1430 Uhr
Dr. Christian Janecke (Dresden)
Lebensgroesse - Ueber ein Tertium comparationis von Bild und Performance

1545 Uhr
PD Dr. Guenther Heeg (Frankfurt a. M.)
Jenseits der Tableaus: Das geteilte Bild der Gemeinschaft
Abendvortrag:

1900 Uhr
Prof. Anthony Howell (London)
Against the Image

SONNTAG, 14.4.2002

1030 Uhr
Prof. Dr. Karl-Siegbert Rehberg (Dresden)
Koerper-Konkurrenzen - Aktionskunst zwischen Revolte und 'Kristallisation'

1145 Uhr
Dr. Kattrin Deufert / Thomas Plischke (Frankfurt a.M.)
P. I. P. (P = Performance = Picture) Eine Pictureperformance

Quellennachweis:
CONF: Performance + Bild, 12.-14.04.02, Dresden. In: ArtHist.net, 24.03.2002. Letzter Zugriff 30.12.2024. <https://arthist.net/archive/24894>.

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