Haus – Geschlecht – Sicherheit. Diskursive Formierungen in der Frühen Neuzeit
Online-Veranstaltung des interdisziplinären Forschungsprojekts "Das Haus als Sicherheit und die (Un-)Sicherheit der Geschlechter", (SFB/ TRR 138 "Dynamiken der Sicherheit. Formen der Versicherheitlichung in historischer Perspektive")
Als Nucleus der politischen (und göttlichen) Weltordnung besaß das Haus eine zentrale Bedeutung für die Organisation der frühneuzeitlichen Gesellschaft. Seit dem 15. Jahrhundert war es in ökonomischen, erzieherischen, gemeindlichen und ästhetischen Zuständigkeitsbereichen der maßgebliche Garant sozialer Stabilität. Insbesondere wurde dem Haus eine zugleich formende wie absichernde Funktion für die Geschlechterordnung zuteil. Hinsichtlich der ihm zugeschriebenen Sicherheitsleistungen bedeutete die Mehrdimensionalität des Hauses (Gebäude, soziale Gruppe, gesellschaftliches Ordnungsmodell) aber auch eine hohe Ambivalenz. Die Analyse dieser Zusammenhänge, ihrer diskursiven Ausgestaltung in der Verklammerung unterschiedlicher gesellschaftlicher Teilbereiche (Ökonomie, Recht, Theologie, Politik, visuelle Kultur, Kunst) stand bislang aus und ist Gegenstand der Tagung.
Die Tagung findet digital statt, um Anmeldung unter elisabetta.caukunstgeschichte.uni-giessen.de wird bis zum 04.12.2020 gebeten.
PROGRAMM:
Montag, 07.12.2020
09:00-09:30: Begrüßung und Einführung in die Tagung
09:30-13:00: Sektion 1: Konzepte, Problemstellungen der Forschungsfelder in den Disziplinen (Chair: Heide Wunder, Bad Nauheim)
9:30-10:20: Inken Schmidt-Voges (Marburg): Haus – Privatheit – Sicherheit. Konjunkturen und Ambivalenzen historiographischer Konzepte
10:30-11:20: Daniela Hammer-Tugendhat (Wien): Haus – Geschlecht – Unsicherheit
11:30-12:20: Keynote lecture von Daniel Schläppi (Bern): Sicherheitsrisiko Mann. Der Rat der Kleinstadt Zug und seine "Sozialarbeit avant la lettre" im Infight mit Übelhausern, Säufern, Schlägern und notorisch Renitenten (17. und 18. Jahrhundert)
12:20-13:00 Diskussion
13:00-14:00: Mittagspause
14:00-16:30: Sektion 2: Haus, Geschlecht und Sicherheit in Theologie und Philosophie (Chair: Anna Becker, Aarhus)
14:00-14:50: Joseph Freedman (Tuscaloosa/Alabama): Haus, Geschlecht und Stabilität in schulphilosophischen Schriften während der Frühen Neuzeit
15:00-15:50: Joachim Werz (Tübingen): Die Haussegnung im frühneuzeitlichen Katholizismus. Ein exemplarischer Durchblick aus liturgiehistorischer Perspektive
16:00-16:30 Diskussion
Dienstag, 08.12.2020
9:00-12:30: Sektion 3: Literarische Problematisierungen von Haus, Geschlecht und Sicherheit (Chair: Jürgen Wolf, Marburg)
9:00-09:50: Tina Terrahe (Marburg): Der Tabubruch als Sicherheitslücke. Domestizierung und mythischer Ursprung in der „Melusine“ des Thüring von Ringoltingen
10:00-10:50: Anna Katharina Nachtsheim (Bonn): „nû stuont vrou Gîburc ze wer / mit ûf geworfeme swerte“.Weiblichkeit und (äußere) Bedrohung im „Willehalm“ Wolframs von Eschenbach
11:00-11:50 Sigrid Ruby (Gießen): Das ganze Haus ist sicher und (k)ein Frauenkörper: Les Blasons domestiques von Gilles Corrozet (1539)
12:00-12:30: Diskussion
12:30-14:00 Mittagspause
14:00-18:00: Sektion 4: Die Verortung der Geschlechter im Haus – visuell, performativ, diskursiv (Chair: Margareth Lanzinger, Wien)
14:00-14:50: Elisabetta Cau (Gießen): Die Frau und das Haus – zur visuellen Verknüpfung von weiblichem und architektonischem Körper
15:00-15:50: Raffaella Sarti (Urbino): „Case aperte“ in early-modern Italy
16:00-16:50: John Egle (Marburg): Sicherheit und Geschlechterkonzepte. Die oeconomia als gesellschaftlicher Stabilitätsgarant in frühneuzeitlichen Diskursen
17:00-17:30: Diskussion
17:30-18:00: Ergebnissicherung, Diskussion und Abschluss der Tagung
Reference:
CONF: Haus – Geschlecht – Sicherheit (online, 7-8 Dec 20). In: ArtHist.net, Nov 25, 2020 (accessed Apr 23, 2024), <https://arthist.net/archive/24004>.