«... die ächte Bildung des Baumeisters...» – Der Lehrbuchdiskurs über das Bauen
Jahrhundertelang prägte die Baupraxis die Wissensvermittlung und -aneignung der Baumeister, spätestens seit der Renaissance jedoch gewannen Lehrbücher über das Bauen an Bedeutung. Seit dem 19. Jahrhundert konnte die akademische Ausbildung von Architekten und Bauingenieuren dann auf hunderte von Publikationen zurückgreifen. Lehrbücher über das Bauen widerspiegeln nicht nur die Kategorisierung, Kanonisierung, Abgrenzung und Systematisierung des Bauwissens. Zwischen wissenschaftlichem und praktischem Anspruch oszillierend, sie sind ebenso Ausdruck der Austauschprozesse zwischen Theorie und Baupraxis. Sie erlauben zudem, Veränderungen in der Ausbildung von Architekten und Bauingenieuren zu erkennen und die spezifischen Strukturen des Verwissenschaftlichungsprozesses des Bauens zu bestimmen.
Ziel der Tagung ist es, nach der Bedeutung von Lehrbüchern für die Organisation, Systematisierung und Distribution von Wissen zu fragen, den Bedeutungswandel von Lehrbüchern des Bauens in diachroner Perspektive von Vitruv bis in die Gegenwart zu diskutieren und die Probleme des Lehrbuchschreibens im 21. Jahrhundert zu thematisieren.
Ort: Semper Aula, Hauptgebäude, ETH Zürich
Termin: 16. & 17.2.2012
Programm
Donnerstag, 16.2.2012
12:00–12:20
Uta Hassler
Zur Reproduzierbarkeit von Lehrbuchwissen
«... die ächte Bildung des Baumeisters...» – Systematische Annäherungen
12:20–12:50
Günter Abel
Strategien der Stabilisierung von Wissen
13:00–13:30
Hans Dieter Hellige
Von der analogen zur digitalen Weltbibliothek: Medienbasis und Organisationsformen des Weltwissens im säkularen Wandel
13:40–14:10
Wolfgang E. J. Weber
Mehr als nur äussere Bedingungen: Zur Entwicklung der Buchherstellung, des Verlagswesens und des Buchmarktes (16.–19. Jahrhundert)
14:20–14:50 Kaffee
14:50–15:20
Gerhard Rammer
«Boring, dogmatic, conservative»? – Wissenschaftshistorische Überlegungen zum Genre
Lehrbücher über das Bauen bis zum 18. Jahrhundert
15:30–16:00
Antonio Becchi
Vitruv in der Zeit der reinen Vernunft: Giovanni Poleni, Simone Stratico und ihre «Exercitationes»
16:10–16:40
Hermann Schlimme
Kontexte der Lehrbuchproduktion im Italien der Frühen Neuzeit
16:50–17:20 Kaffee
17:20–17:50
Marcus Popplow
Wissensvermittlung für den jungen galant-homme: Architektur im «geöffneten Ritter-Platz» (1702)
18:00–18:30
Klaus Jan Philipp
Nachschlagewerk und Handbuch – Stieglitz‘ «Enzyklopädie der bürgerlichen Baukunst»
ab 18:40 Apéro
Freitag, 17.2.2012
«Beispielsweise Vitruv»
9:00–10:00
4 Positionen
Claudia Bührig, Lothar Haselberger, Alexander von Kienlin, Heiner Knell
Der polytechnische Triumph des Bauens im kurzen 19. Jahrhundert
10:00–10:20
Torsten Meyer
Lehrbücher und polytechnische Traditionen im 18. und 19. Jahrhundert
10:30–11:00
Andreas Hauser
Urhütten der Neuzeit: «Holzarchitektur der Schweiz»
11:10–11:40 Kaffee
11:40–12:00
Knut Stegmann
Vom «forschenden Künstler» – Ernst Gladbach und die Schweizer Holzbauten
12:10–12:30
Christoph Rauhut
«Zum Selbstunterrichte» – Lehrbücher zur Bauführung
12:40–14:40 Mittagspause
Lehrbücher, Geschmackslehren und Manifeste im langen 20. Jahrhundert
14:40–15:00
Uta Hassler
Manifeste und Geschmackslehren – Die Marginalisierung des «traditionellen» Lehrbuchs im 20. Jahrhundert
15:10–15:40
Walter Prigge
Standard-Architektur – Die ungeliebte «Bauentwurfslehre» von Ernst Neufert
15:50–16:20
Karl-Eugen Kurrer
Bautabellen – Was vom Lehrbuch bleibt
16:30–17:00 Kaffee
Vom Lehrbuchschreiben im 21. Jahrhundert
17:00–18:00
4 Positionen
Joachim Buhmann, Andrea Deplazes, Peter Marti, Ulrich Suter
Quellennachweis:
CONF: «... die ächte Bildung des Baumeisters...» (Zürich, 16 - 17 Feb 12). In: ArtHist.net, 19.11.2011. Letzter Zugriff 28.03.2024. <https://arthist.net/archive/2283>.