Workshop und Tagung // Ekphrasis und Residenz – Höfische Kultur und das Medium des Reiseberichts im Zeitalter der Konfessionalisierung um 1600
München ist ein Musterbeispiel der konfessionell kodierten Residenzstadt im Vorfeld des Dreißigjährigen Krieges. Ein wichtiger Zeuge hierfür ist der Kunst- und Politikagent Philipp Hainhofer (1579–1647), der die bayerische Hauptstadt zwischen 1603 und 1636 insgesamt siebenmal besuchte. Abgesehen von den heiklen diplomatischen Missionen der Jahre 1629 und 1631 sind von jedem dieser Aufenthalte Reiseberichte erhalten, die äußerst wichtige Quellen zur Gestalt der Stadt und der kulturhistorischen Stellung des bayerischen Hofes im frühen 17. Jahrhundert darstellen.
Die Konferenz beabsichtigt, den Konnex zwischen Hofkunst und Beschreibungskunst deutlicher als bisher geschehen herauszuarbeiten. Zentrale Themen von Workshop und Tagung sind: Architektur und Plastik in der Residenzstadt als Medien fürstlicher Repräsentation im öffentlichen Raum, Schlossbau und Raumkunst, Beschreibungskunst um 1600 sowie Konfessionalität, Konkurrenz und Wahrnehmung von visueller und materieller Hofkultur.
Programm:
Freitag, 20. März 2020 // Workshop: Philipp Hainhofer und München 1603–1636
13.30 Uhr
Begrüßung // Wolfgang Augustyn, Michael Wenzel, Andreas Tacke
13:45 Uhr
Michael Wenzel (Wolfenbüttel): Einführung und Vorstellung der „Kommentierten digitalen Edition der Reise- und Sammlungsbeschreibungen Philipp Hainhofers (1578–1647)“
14.15 Uhr
Workshop I: Urbanistik und Kunstpolitik in München um 1600
Referat: Dorothea Diemer (Gilching)
Respondent: Hans Ottomeyer (Ottobrunn)
15.45 Uhr
Pause
16.00 Uhr
Workshop II: Die herzoglichen Sammlungen
Referat: Peter Diemer (Gilching)
Respondent: Lorenz Seelig (Gräfeling)
17:30 Uhr
Pause
18.15 Uhr
Abendvortrag: Jeffrey Chipps Smith (Austin): The Engaged Visitor and the Limits of Ekphrasis: From Kunstkammer Accounts to Daniel Papebroch’s Travelogue
Eingeführt von Wolfgang Augustyn
---------------
Samstag, 21. März 2020 // Tagung: Ekphrasis und Residenz
Sektion I – Residenz und Kunstpolitik // Moderation: Wolfgang Augustyn
9.00 Uhr
Ulinka Rublack (Cambridge): The bonds of art-lovers: Philipp Hainhofer and Wilhelm of Bavaria
9.30 Uhr
Christine Göttler (Bern): Agriculture, alchemy, and sacred automata: Philipp Hainhofer’s visit to Schleissheim, May 1611
10.00 Uhr
Susan Maxwell (Oshkosh): Graphic Diplomacy: The Role of Drawings and Prints in Bavarian Ducal Representation
10.30 Uhr
Diskussion und Pause
Fortsetzung der Sektion // Moderation: Michael Wenzel
11.00 Uhr
Rafal Makala (Berlin, Stettin): Die Residenz als eine Konstellation von Bauten – Stettin im Spiegel von Philipp Hainhofers Beschreibung von 1617 und anderer Quellen
11.30 Uhr
Joaneath Spicer (Baltimore): Philipp Hainhofer’s Innovative Use of Painting on Stone for his Table Cabinets and his Roles as Entrepreneur for the Arts and as Agent of Princely Courts
12.00 Uhr
Jan Lutteroth (München): Philipp Hainhofer in der Münchner Residenz. Die 3D-Rekonstruktion als kritische Forschungsmethode
12.00 Uhr
Diskussion und Pause
14.15 Uhr
Ortstermin 1: Christian Quaeitzsch (München): Spezialführung durch die Münchner Residenz (Treffpunkt: Besuchereingang der Residenz, Dauer: ca. 75 min)
Sektion II: Ekphrasis/Descriptio – Beschreibungskunst in Reiseberichten um 1600 // Moderation: Peter Burschel
16.00 Uhr
Hans Ottomeyer (Ottobrunn): „Gute“ und „böse“ Höfe und die Reform um 1600 in München
16.30 Uhr
Ekaterina Bulgakova (Moskau): „Plus de choses remarquables que ma mémoire ne sçauroit retenir“. Perception of German and Italian cities in the French travelogues around 1600
17.00 Uhr
Thomas Kuster (Innsbruck): „die selsambsten sachen der welt“: Schloss Ambras und seine Sammlungen im Spiegel neuzeitlicher Reiseberichte
17.30 Uhr
Diskussion
------------------
Sonntag, 22. März 2020 // Tagung: Ekphrasis und Residenz
Sektion III: Konfessionalität, Konkurrenz und Wahrnehmung von visueller und materieller Hofkultur // Moderation: Andreas Tacke
9.00 Uhr
Saskia Jungmann (Jena): Von Weimar in die Welt. Fürstlich-protestantische Reiseerfahrung zwischen Identität und Alterität
9.30 Uhr
Eva-Bettina Krems (Münster): Verschobenes Kapital: Reliquienhandel und Reliquieninszenierung um 1600 in München
10.00 Uhr
Anne Mariss (Regensburg): Polyvalente Objekte: Rosenkränze in Hainhofers Reisebeschreibungen und Korrespondenzen
10.30 Uhr
Diskussion und Pause
Fortsetzung der Sektion // Moderation: Michael Wenzel
11.00 Uhr
Ursula Timann (Nürnberg): Die „Neuburger Hochzeit“ (1613): Festkultur und Konfessionspolitik
11.30 Uhr
Sophia Q. McCabe (Santa Barbara): Courtly Splendor and Confessionalization: Hans Rottenhammer and the Transnational Style
12.00 Uhr
Schlussdiskussion
Im Anschluss: Ortstermin 2 - Dorothea und Peter Diemer (Gilching): Kleiner Stadtrundgang auf Philipp Hainhofers Spuren mit Gelegenheit zum Mittagsimbiss und zur Besichtigung der Jesuitenkirche St. Michael
Veranstalter: DFG-Langzeitvorhaben „Kommentierte digitale Edition der Reise- und Sammlungsbeschreibungen Philipp Hainhofers (1578–1647)“ der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel und der Trierer Arbeitsstelle für Künstlersozialgeschichte (hier in Verbindung mit den Philipp Hainhofer-Colloquia der Schwabenakademie Irsee) in Kooperation mit dem Zentralinstitut für Kunstgeschichte.
Weitere Förderung: Fritz Thyssen Stiftung
Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos. Um Anmeldung wird gebeten unter hainhoferzikg.eu
Quellennachweis:
CONF: Ekphrasis und Residenz (München, 20-22 Mar 20). In: ArtHist.net, 14.02.2020. Letzter Zugriff 26.04.2024. <https://arthist.net/archive/22643>.