ANN 12.09.2019

Marmor. Materialität und Ästhetik (Zurich, 2 Oct-11 Dec 19)

Universität Zürich, 02.10.–11.12.2019

Joris van Gastel

Vortragsreihe
«Marmor. Materialität und Ästhetik»

Institutskolloquium des Kunsthistorischen Instituts der Universität Zürich.
Mittwochs, 18.15–19.45 Uhr, Rämistrasse 59, Hörsaal RAA-G-15.

Organisation: Joris van Gastel & Nora Guggenbühler

Beschreibung:

Nur wenige Materialien haben die bildenden Künste so stark geprägt wie Marmor. Gleich einer Ader zieht sich die Auseinandersetzung mit dem assoziativen Potenzial des Materials durch deren Geschichte. Die in der griechischen Skulptur gesuchte Ähnlichkeit des diaphanen parischen Marmors mit der menschlichen Haut weckte die Fantasie der Dichter bis ins 19. Jahrhundert. Vor allem aber waren es die Römer, die die Anwendungsmöglichkeiten des Marmors in ihrer ganzen Breite auszunutzen wussten. Schon Plinius der Ältere beobachtete mit Abneigung, wie seine Zeitgenossen die Natur plünderten und ganze Berge «zu tausenderlei Arten von Marmorblöcken» zerschlugen. Noch bis heute stellt Marmor gleichsam ein Inbegriff der Antike dar. Darüber hinaus löste Marmor eine Vielzahl von weiteren Assoziationen aus. So spricht ein Epigramm mit Bezug auf die spätantike Polyeuktoskirche von «Wiesen aus Marmor, von der Natur zum Blühen gebracht», während der Marmorboden der Hagia Sophia wiederholt mit einem zugefrorenen Meer verglichen wird und die Marmordekorationen der barocken Jesuitenkirche von Palermo als «Wandteppiche aus Marmor», die «einen imaginären Frühling» hervorbringen, beschrieben sind. Im Marmor scheint die Natur immer wieder als Künstlerin aufzutreten. Demgegenüber suchten Maler die Grenzen ihres Mediums auf, um die natürlichen Muster des Marmors darzustellen. Und selbstverständlich war Marmor nach wie vor das bevorzugte Material der Bildhauer: für Michelangelo, dessen unfertige Skulpturen die Entstehung des Lebens aus dem rohen Stein zeigen wie auch für Bernini, dessen Hände, wie man sagte, Marmor in Teig oder Wachs verwandeln konnten. Ziel dieser Vorlesungsreihe ist es, die künstlerischen und ästhetischen Potentiale des Marmors gattungsübergreifend zu erforschen. Dabei wird der Schwerpunkt auf der europäischen Frühneuzeit liegen, jedoch sollen auch Bezüge zu anderen Perioden sowie geographischen Regionen thematisiert werden.

Programm:

02.10.
Expressives Gestein. Marmorevokation und Metapikturalität in der Malerei des Quattrocento
Markus Rath (Universität Basel)

16.10.
Maculae, oder: Gibt es monochrome Marmorskulptur?
Frank Fehrenbach (Universität Hamburg)

30.10.
Marmor entfalten. Bilaterale Symmetrie und verkörperte Wahrnehmung
Dario Gamboni (Université de Genève)

13.11.
Sculpting the Dutch Republic: Marble and Marble Trade in Seventeenth-Century Holland
Frits Scholten (Rijksmuseum Amsterdam)

27.11.
Marble and Representation: Gombrich’s Art and Illusion and the Challenge of the Marble Portrait Bust
Malcolm Baker (University of California Riverside)

11.12.
Heavenly Mansions and Jewelled Palaces. Marble and Pseudo-Marble Façades in Renaissance Italy
Fabio Barry (Stanford University)

Quellennachweis:
ANN: Marmor. Materialität und Ästhetik (Zurich, 2 Oct-11 Dec 19). In: ArtHist.net, 12.09.2019. Letzter Zugriff 29.03.2024. <https://arthist.net/archive/21541>.

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