Drei von vielen. Positionen zum Künstleratelier in der DDR
7. Internationale Tagung des Arbeitskreises Kunst in der DDR
Konzept: Sigrid Hofer (Philipps-Universität Marburg) und Martin Schieder (Universität Leipzig)
Im Jahr des Mauerbaus drehte Jürgen Böttcher in Dresden die DEFA-Dokumentation Drei von vielen. Sie erzählt von drei Freunden – einem LKW-Fahrer, einem Chemigraph sowie einem Steinmetz –, die in ihrer Freizeit malen, zeichnen und bildhauern. Ein Trio, wie es nicht besser das Bitterfelder Ideal verkörpern könnte. Doch statt heroischem Arbeiterpathos sieht man junge Künstler, die jenseits des sozialistischen Ideals nach individuellen Lebensformen à la Bohème suchen. Gleich einem Atelierrundgang möchte die Tagung nach dem Raum, nach den Funktionen und nach den Topoi des Ateliers in der DDR fragen. Dieses wird als espace autre verstanden, in dem Gespräche über den kreativen Prozeß geführt wurden, wo man sowohl dem Klassenfeind als auch der Stasi begegnete, das als sozialistischer Lehrraum diente, in dem sich der Staat und seine Künstler inszenierten, Drei von vielen produktiv waren und wo man alternativ im Kollektiv arbeitete. Zugleich gilt es zu untersuchen, inwieweit die alternativen Formate der künstlerischen Praxis in der DDR der späten 1980er Jahre als elementarer Beitrag zu einer sich wandelnden, "anderen" kulturellen Identität und zu einem "Dritten Weg" verstanden werden können. Von diesen Prämissen ausgehend, diskutieren ausgewiesene Experten sowie Nachwuchswissenschaftler das Atelier als eine réalité, die die Kunstgeschichte der DDR in all ihren Modi und Ästhetiken, Ambivalenzen und Brüchen widerspiegelt.
Die Tagung wird von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und vom Ursula Kuhlmann-Fonds gefördert.
PROGRAMM
Freitag, 14. Juni
15:00
Positionen zum Künstleratelier in der DDR. Eine Einführung
Sigrid Hofer (Philipps-Universität Marburg) und Martin Schieder (Universität Leipzig)
I. Medialisierung
Moderation: Sigrid Hofer (Philipps-Universität Marburg)
15:30
"Sie wollen keine großen Künstler sein".
Der Dokumentationsfilm von Drei von vielen von Jürgen Böttcher
Martin Schieder (Universität Leipzig)
16:45
Die Ateliers von Jürgen Böttcher / Strawalde von den 1950er Jahren bis heute
Carolin Quermann (Städtische Galerie Dresden)
Pause
18:00
Im/am Archiv arbeiten. Christian Borchert und sein "Atelier"
Bertram Kaschek (Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden)
Samstag, 15. Juni
II. Kommunikation
Moderation: Martin Schieder (Universität Leipzig)
09:00
Albert Ebert. Das Atelier als Ort der Mythenbildung
Dorit Litt (Bonn)
09:45
Atelier und Gemeinschaft. Kunst in Erfurt in den 1960er Jahren
Cornelia Nowak (Angermuseum Erfurt)
Pause
11:00
Ein Prometheus in Ruinen.
Klaus Hähner-Springmühl und der Existenzialismus nonkonformer Kunst in der DDR
Fabian Müller (Museum der Bildenden Künste Leipzig)
III. Arbeit und Leben
Moderation: Bertram Kaschek (Kupferstich-Kabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden)
11:45
Ruth Wolf-Rehfeldt: The Studio Refashioned as a Postcard
Sarah Edith James (Fellow der Alexander-von-Humboldt-Stiftung an der Goethe-Universität Frankfurt a.M.)
Mittagessen
13:30
Die Arbeitsumwelt des Carlfriedrich Claus.
Brigitte Milde (Stiftung Carlfriedrich Claus-Archiv, Chemnitz)
14:15
Am Schreibtisch unter der Wäscheleine, den Garten im Rücken.
Gerhard Altenbourg im Braugartenweg
Inge Grimm (Stiftung Gerhard Altenbourg, Altenburg)
15:00 Open/End
Quellennachweis:
CONF: Positionen zum Künstleratelier in der DDR (Marburg, 14-15 Jun 19). In: ArtHist.net, 24.05.2019. Letzter Zugriff 23.11.2024. <https://arthist.net/archive/20911>.