TOC 01.12.2018

Niederdeutsche Beiträge zur Kunstgeschichte, Neue Folge, Band 3

Gloria Köpnick

Niederdeutsche Beiträge zur Kunstgeschichte, Neue Folge, Band 3

Beiträge zur Kunst der Moderne.

Niederdeutsche Beiträge zur Kunstgeschichte, Neue Folge, Band 3, hg. v. Rainer Stamm und Gloria Köpnick, Michael Imhof Verlag: Petersberg 2018, 216 Seiten m. 144 Abbildungen.
Gedruckt mit Unterstützung des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur

Vor hundert Jahren löste die Gründung der Weimarer Republik die Monarchie in Deutschland ab. Auch für die Kunst- und Kulturgeschichte im heutigen Niedersachsen bedeutete das Datum einen Durchbruch in die Moderne. Aus diesem Anlass versammelt der reich bebilderte dritte Band der „Niederdeutschen Beiträge zur Kunstgeschichte. Neue Folge“ sieben Beiträge zur Kunst der Moderne. Die Jahrbuchreihe „Niederdeutsche Beiträge zur Kunstgeschichte“ wird seit 2015 gemeinsam herausgegeben vom Landesmuseum Hannover, dem Herzog Anton Ulrich Museum-Braunschweig und dem Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg. Erstmals bilden die Moderne und die Avantgardegeschichte in Nordwestdeutschland den Schwerpunkt des Bandes.

INHALT:

MINISTER BJÖRN THÜMLER: Grußwort, S. 7

RAINER STAMM: Die gelbe Öljacke und Kühe am Deich. Zwei verschollene Gemälde Schmidt-Rottluffs in Farbe, S. 9-18

Der Fund zweier Farbdias von 1937 als „entartet“ beschlagnahmten Werken Karl Schmidt-Rottluffs, die seither als verschollen gelten, wird erstmals wieder an die Farbwirkung dieser Gemälde erinnert. Die farbige Abbildung des Gemäldes „Die gelbe Öljacke“ stellt jedoch die Frage, ob es sich bei diesem Gemälde tatsächlich um ein Portrait des Malerfreundes Erich Heckel handelt, oder ob es sich nicht eher den Darstellungen der Fischer von Dangast zurechnen lässt.

RICHARD SEEWALDS BRIEFWECHSEL MIT WALTER MÜLLER-WULCKOW: „die Kunst wird sich von niemand vorschreiben lassen, ob sie untergehen soll oder nicht“ , S. 19-50

Der Briefwechsel des Münchner Malers Richard Seewald mit dem Gründungsdirektor des Landesmuseums Oldenburg bietet einen einzigartigen Einblick in das Ringen um einen neuen Stil in der Zeit des Zusammenbruchs der alten Ordnungen. Während Seewald selbst in der Zeit der Münchner Räterepublik und darüber hinaus am Gegenständlichen festhält, beobachtet er den Siegeszug der abstrakten Kunst und das Entstehenden Verismus. Der hier erstmals veröffentlichte Briefwechsel reflektiert ausführlich den Kunsthandel mit moderner Kunst, vor allem in München und Berlin, der Jahre um das Ende des Ersten Weltkriegs und den Aufbau einer ‚Modernen Galerie‘ für das Landesmuseum Oldenburg.

ANNA HEINZE: Zwei junge Museumsdirektoren Anfang der 1920er Jahre in Norddeutschland. Walter Müller-Wulckow in Oldenburg und Carl Georg Heise in Lübeck , S. 51-60

Die Oldenburger Kunsthistorikerin zeigt Parallelen und Unterschiede im Werdegang des Oldenburger Museumsdirektors Walter Müller-Wulckow und seines Lübecker Kollegen Carl Georg Heise auf, die nahezu zeitgleich ihre Ämter antraten und zeitgleich – gegen den Widerstand eines Großteils des Publikums – an ‚ihren‘ Häusern versuchten, die Moderne durchzusetzen.

GLORIA KÖPNICK und RAINER STAMM: Das Gästebuch des Oldenburger Sammlers Ernst Beyersdorffs, S. 61 -150

Erstmals wird das Gästebuch Ernst Beyersdorff, dem Begründer der Oldenburger Vereinigung für junge Kunst vollständig faksimiliert: Hierin finden sich Einträge von Gottfried Benn, Bertolt Brecht, Alfred Döblin, Walter Gropius, Paul Hindemith, Erich Kästner, Erich Mendelsohn, Franz Radziwill und vielen anderen, die zwischen 1923 und 1933 Gäste der Avantgarde-Vereinigung waren.

GLORIA KÖPNICK: Die Vereinigung für junge Kunst und ihr Engagement für den Transfer der Bauhaus-Ideen in die oldenburgische Provinz, S. 151-178

Mit Blick auf das Jubiläum der Gründung des Bauhauses in Weimar vor 100 Jahren skizziert der Aufsatz von Gloria Köpnick das Engagement der von Ernst Beyersdorff gegründeten Avantgarde-Vereinigung für den Transfer der Bauhaus-Ideen in die nordwestdeutsche Provinz. Zu den Veranstaltungshöhepunkten des Kunstvereins gehörten die Ausstellungen „Paul Klee“ 1926, „Neue Baukunst“ (mit begleitenden Vorträgen von J.J.P. Oud und Walter Gropius) und „Webstoffe und Keramik“ 1928, die „Bühnenbild-Ausstellung“ 1930 (unter Beteiligung der Bauhaus-Meister Oskar Schlemmer und László Moholy-Nagy), „Die billige Wohnung“ 1931 (unter maßgeblicher Beteiligung des Bauhauses) und „Das Gesicht der Grafik“ (mit Arbeiten von Josef Albers, Lyonel Feininger, Paul Klee, Oskar Schlemmer und Karl Schwoon). Eine für 1933 geplante Einzelausstellung mit neuesten Werken des 1925 zum Bauhau-Meister berufenen Josef Albers kam nach der erzwungenen Auflösung der Avantgarde-Vereinigung nicht mehr zu Stande.

HEIKE WERNZ-KAISER: Die Malerin und Weberin Margarete Willers (1883–1977). Die Jahre am Bauhaus in Weimar und Dessau, S. 179-188

Die in Oldenburg geborene Malerin und Weberin Margarete Willers studierte von 1920 bis 1922 am Bauhaus Weimar. Nach einer Phase der Selbstständigkeit erhielt sie 1927 ein eigenes Atelier am Bauhaus Dessau und die Möglichkeit, in der Versuchswerkstatt für Handweberei unter Anleitung von Paul Klee zu arbeiten. Als Dozentin der Folkwang Schule für Gestaltung in Essen von 1928 bis 1943 blieb Grete Willers der Bauhauspädagogik von Johannes Itten und der Kunsttheorie von Paul Klee eng verbunden. Nach dem Krieg gehörte Willers zu den Botschafterinnen des Bauhauses: Als freischaffende Künstlerin und Dozentin blieb sie ihr Leben lang der Bauhaus-Idee eng verbunden.

HANSJÖRG PÖTZSCH: Freunde der Kunst und der Künstler. Galka Scheyer, Otto Ralfs und die Gesellschaft der Freunde Junger Kunst, S. 189-213

Der Braunschweiger Kunstsammler Otto Ralfs (1892-1955) war vor 1933 weltweit einer der größten Klee- und Kandinsky-Sammler. 1924 gründete er zusammen mit Erich Scheyer und anderen Liebhabern und Sammlern der Moderne die „Gesellschaft der Freunde Junger Kunst“ (GFJK), die sich 1933 vor dem Hintergrund der NS-„Machtergreifung“ auflöste. Zeugnis dieser Blüte der Moderne in Braunschweig geben das überlieferte, reich ausgemalte Gästebuch Ralfs‘ und wenige Kunstwerke der GFJK, die nicht der Aktion „Entarte Kunst“ zum Opfer fielen. Galka Scheyer, die Schwester Erich Scheyers, gehörte ebenfalls zum Kreis der Freunde der Moderne aus Braunschweig, wechselte aber kurz vor der Gründung der GFJK nach Hollywood, um dort als „Prophetess of ‚The Blue Four‘“ für Feininger, Kandinsky, Klee und Jawlensky zu werben.

Quellennachweis:
TOC: Niederdeutsche Beiträge zur Kunstgeschichte, Neue Folge, Band 3. In: ArtHist.net, 01.12.2018. Letzter Zugriff 25.11.2024. <https://arthist.net/archive/19554>.

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