RINGVORLESUNG am Institut für Kunstwissenschaft und Historische Urbanistik, Technische Universität Berlin
Techniken des Displacements in künstlerischer und kuratorischer Praxis
Konzept & Organisation: Prof. Dr. Eleonora Vratskidou
Von surrealistischen Collagen als Ensembles von ‚verorteten‘ Objekten bis hin zur letztjährigen Verlagerung der documental4 von Kassel nach Athen, bilden Formen des Displacements eine prägende Strategie künstlerischer und kuratorischer Praxis. Die ,Entortung‘ (dem englischen Begriff folgend) von Zeichen, Gegenständen, Praktiken oder Strukturen von einem Kontext hin zu einem anderen initiiert Verwandlungsprozesse und stürzt institutionelle Hierarchien um. Seit den 1990er Jah¬ren wird jedoch innerhalb der Kunstwelt ‚Entortung‘ zunehmend im Sinne der politischen Vertreibung thematisiert. Zahlreiche künstlerische und kuratorische Projekte setzten sich mit der gewalttätigen ,Entortung' von Menschen auseinander und reflektieren politische Realität: durch Krieg, Verfolgung oder Diskriminierung vertriebene Personen, seien es Geflüchtete, Asylsuchende und politische Gefangene oder indigene Völker in Rahmen der Kolonialexpansion. Ähnlich intensiv wird die Auseinandersetzung mit der Verlagerung von Kulturgütern (weit über den nationalsozialistischen Kunstraub hinaus) und der Frage der kulturellen Enteignung.
Die Vortagsreihe widmet sich dem Spannungsfeld zwischen Displacement als künstlerische Strategie und Strategien der ästhetischen Vermittlung von historischen Displacement-Prozessen. Wie prägen die Erfahrungen von Flucht, Exil und Enteignung, und die damit verbundene Thematisierung von menschlichen Elend, konzeptuelle, technische und ethische Voraussetzungen der Arbeit von Künstlerinnen und Kuratoreninnen? Welche Medien, Verfahren und Formate werden verwendet, um die gewaltsame Verlagerung von Menschen und Objekten zu reflektieren? Neben den etablierten dokumentarischen Ansätzen, tauchen vor allem Formen des Transitorischen und der Beweglichkeit auf: Performancekunst und partizipative Projekte, digitale Filme und Fotografie. Digitale Bilder können vielleicht, dank ihrer Fähigkeit zu wandern, entwurzelt und manipuliert zu werden, besonders privilegierte Mittel sein, um über den Zustand des Exils nachzudenken.
Im Rahmen der Ringvorlesung Kunst und Technik im Sommersemester 2017, untersuchen Künstler und Kuratoren, Historiker und Theoretiker Displacement als Potenzial und Herausforderung der künstlerischen und kuratorischen Praxis.
Termine
9.05.2018 | 18.00 Uhr — Eduardo Cadava (Princeton University)
Alphabetographies; or, Why Displacement is the Signature of the Photographic Medium
30.05.2018 | 18.00 Uhr — Zafos Xagoraris (Athens School of Fine Arts),
The Gate and the Marquee: Apparitions Flying Towards the Future
27.06.2018 | 18.00 Uhr — Kader Attia (Künstler, Berlin/Paris)
tba
11.07.2018 | 16.00Uhr — Arjun Appadurai (New York University)
Objects, Humans and Narrativity
(Vorträge in englischer Sprache)
Die Vorträge finden im Hörsaal A 053 der Technischen Universität Berlin, Straße des 17. Juni 150/152 (Architekturgebäude) statt. Abschließend lädt der Fachbereich zu einem Umtrunk ein.
Quellennachweis:
ANN: Ringvorlesung: Techniken des Displacements (TU Berlin, 9 May - 11 Jul 18). In: ArtHist.net, 02.05.2018. Letzter Zugriff 03.12.2024. <https://arthist.net/archive/18032>.