CFP 06.04.2018

Architekturwissenschaft – Vom Suffix zur Agenda (Cottbus, 14-16 Nov 2018)

BTU Cottbus-Senftenberg, 14.–16.11.2018
Eingabeschluss : 01.06.2018

Christine Neubert

Architekturwissenschaft – Vom Suffix zur Agenda / 5. FORUM ARCHITEKTURWISSENSCHAFT

Über das Suffix ‚-wissenschaft‘ versammelt das Netzwerk Architekturwissenschaft e.V. seit seiner Gründung im Jahr 2010 ganz unterschiedliche Perspektiven auf die Architektur mit ihren je eigenen Gegenständen und Methoden. Die Etablierung eines Begriffs ist eine Sache, aber was genau ist unter diesem zu verstehen? Ist er zugleich Benennung, Beschreibung und Aufgabe? Zunächst liegt darin das Versprechen einer systematischen, methodisch reflektierten Herangehensweise an das Machen-von und das Nachdenken-über Architektur. Vor dem Hintergrund der Eigenart des Gegenstandes, nämlich der Architektur und der irreduziblen Vielfalt der Perspektiven, die auf sie eingenommen werden, mag es weder möglich noch sinnvoll erscheinen, von einer einheitlichen Methodologie der Architekturwissenschaft auszugehen. Dennoch ist zu fragen, was den Wissens- und ebenso den Wissenschaftsbegriff einer Architekturwissenschaft eigentlich ausmacht.
Die Grundzüge einer Architekturwissenschaft müssen sich charakterisieren lassen, wenn sie ein systematisches sowie beschreibendes Unterfangen sein soll und wenn sie die Absicht hat, das Wissen über den Gegenstand zu vermehren. Dieser Herausforderung stellt sich das 5. Forum Architekturwissenschaft, indem es dazu einlädt, folgende Fragen gemeinsam und kontrovers zu diskutieren:
− Was sollten die Prinzipien oder Charakteristiken einer Architekturwissenschaft sein?
− Kann und sollte eine Architekturwissenschaft die bestehenden vielfältigen thematischen und methodischen Zugriffe auf Architektur vereinen?
− Welche neuen Perspektiven und Möglichkeiten ergeben sich durch eine Architekturwissenschaft für das Forschen ‚über‘ und ‚aus der‘ Architektur?
− Welchen Beitrag kann eine Architekturwissenschaft für eine systematische, methodisch transparente und kritische Beschäftigung mit Architektur (besser) leisten?
Vor dem Hintergrund dieser Fragen, suchen wir Beiträge zu folgenden vier Sektionen:

(1) Vorgeschichte(n) der Architekturwissenschaft
Das Machen-von genauso wie das Nachdenken-über Architektur als wissenschaftliches Projekt zu begreifen, ist zweifellos kein neues Phänomen: Bereits in Vitruvs ‚Gründungstext‘ geht es um das Verhältnis des Architekten zur Wissenschaft. Kaum betont werden muss dabei, dass der Begriff der Wissenschaft selbst nur in seiner Kontextualisierung und Historisierung angemessen verstanden werden kann. So lässt sich fragen: Wie und in welchen historischen Diskursen wurden Architektur und Architekturreflexion auf je bestimmte Weise als Wissenschaft konzipiert? Welchen ‚externen‘ wissenschaftlichen Spielregeln wurden sie dabei unterworfen? Welche Beziehungen ergeben sich zu aktuellen Vorhaben?
(2) Wissenstheoretische und methodische Bestimmungen der Architekturwissenschaft
In dieser Sektion geht es um eine kritische Sondierung der aktuellen Gegenstandsbereiche und Methodologie der Architekturwissenschaft. Welche Arbeitsweisen, Praktiken, Werte und Konventionen werden in Anschlag gebracht, wenn Architektur ‚als‘ Wissenschaft konzipiert wird? Zielt der Anspruch, Architektur als Wissenschaft zu begreifen, gleichwertig auf das praktische Architektur-Machen und auf das theoretische Reflektieren ‚in‘ und ‚über‘ Architektur? Wo findet die Konzeption von Architektur als wissensbasierte Tätigkeit ihre Grenzen? Insbesondere interessiert hier auch die Formulierung von Zielen und das Sichtbar-Machen von Projekten zur Neuformation des Nachdenkens-über und des Machens-von Architektur.
(3) Akteurinnen und Akteure der Architekturwissenschaft
Wer macht Architekturwissenschaft? Trotz oder vielleicht wegen seines jungen Alters erlaubt sich das Netzwerk, die Frage, was Architekturwissenschaft sei, probeweise selbstbezüglich zu beantworten: Architekturwissenschaft ist das, was die Mitglieder des Netzwerks Architekturwissenschaft in ihrer gesamten Spannbreite machen. Aber welcher Unterschied besteht zwischen architekturwissenschaftlichen und anderen wissenschaftlichen Initiativen zur Architektur? Gibt es exemplarische Projekte und/oder Ergebnisse der Architekturwissenschaft, hat sie strukturelle blinde Flecken? Sowohl Netzwerkmitglieder wie Netzwerkbeobachtende sind eingeladen, hier Stellung zu nehmen.
(4) Architekturwissenschaft als strategisches Projekt
Die Frage, die sich anschließend an die dritte Sektion stellt, ist: Was unterscheidet eine architekturwissenschaftliche Perspektive von anderen, beispielsweise architekturtheoretischen oder kulturwissenschaftlichen Perspektiven? (Wie) sollten Studiengänge oder -pläne für Architekturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler konzipiert werden? Wie lassen sich Architekturstudierende durch die neue Architekturwissenschaft besser qualifizieren, als allein durch Architekturgeschichte, -theorie, -soziologie, Kulturwissenschaft(en) u.a.? Für diese Sektion werden auch Beiträge gesucht, die Entwicklungsszenarien der Architekturwissenschaft skizzieren, Curricula entwerfen oder Manifeste vorlegen.

Wir freuen uns über Abstracts in Deutsch oder Englisch (max. 2.500 Zeichen) für Vorträge (max. 20 min), die zu den skizzierten Themenfeldern Stellung beziehen. Bitte senden Sie zusätzlich einen kurzen CV (max. 500 Zeichen) bis zum 1. Juni 2018 an: forum2018architekturwissenschaft.net Die Benachrichtigung über die Annahme der Beiträge erfolgt im Juli 2018.
Basierend auf der Tagung ist eine programmatische Publikation geplant, welche als Print- und Open-Access-Publikation in der Reihe „Forum Architekturwissenschaft“ erscheinen wird.
Das Forum Architekturwissenschaft ist eine Veranstaltung des Netzwerks Architekturwissenschaft e.V. (www.architekturwissenschaft.net). Als Plattform des wissenschaftlichen Austauschs und der Vernetzung greift es in regelmäßigem Turnus relevante Themen der Architekturwissenschaft auf. Dabei möchte es die Reflexion über Architektur über Disziplingrenzen hinweg anstoßen und unterschiedliche Forschungspraktiken und -methoden in einen Dialog bringen.

Quellennachweis:
CFP: Architekturwissenschaft – Vom Suffix zur Agenda (Cottbus, 14-16 Nov 2018). In: ArtHist.net, 06.04.2018. Letzter Zugriff 29.03.2024. <https://arthist.net/archive/17782>.

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