Workshop: Assemblage - Plastische Produktion der Moderne und Gegenwart in transkultureller und technologischer Perspektive

In der Verwendung plastischer Materialien hat sich seit der Moderne ein signifikanter Wandel vollzogen: Individuell geformte Marmorskulpturen, Bronze- oder Eisenplastiken sind in der avancierten Kunst der Gegenwart fast zum Verschwinden gebracht. Die unterschiedlichen Materialien von zeitgenössischen Installationen bilden mittlerweile eine derart unbegrenzte Palette von Produktionsmitteln, dass diese Diversität gerade zum Zeichen von Gegenwartskunst geworden ist.
Die Tagung nimmt ihren Ausgangspunkt in den vermeintlichen Urszenen der Verbindung von Alltag und Kunst: Papier collée, Ready-made und Objet trouvé lauten die Termini, die seit den historischen Avantgarden des 20. Jahrhunderts maßgebend Geschichte geschrieben haben. Ihnen zu Eigen ist nicht nur die Einbeziehung aus dem Alltag stammender Materialien, sondern ein angeblich neuartiges Moment der Aneignung, das alte künstlerische Techniken sowie deren Autorschaftskonzepte für obsolet erklärt. Die Tagung stellt diese Prozesse der Kombination in den Mittelpunkt, um den Blick auf die künstlerischen Praktiken in ihren jeweiligen kulturellen, transkulturellen und technologischen Kontexten zu lenken.
Hierbei soll es zum einen um die Genealogien der unterschiedlich entwickelten Begriffe Assemblage (Gilles Deleuze, Bruno Latour), aber auch Bricolage (Claude Lévi-Strauss) und Récuperation (Situationistische Internationale, Édouard Glissant, Léopold Sédar Senghor) gehen. Zum anderen soll in Frage stehen, inwieweit mit dem Fokus auf die unterschiedlich gedachten Arten und Weisen der Zusammenstellung von Materialien mit einer bestimmten Herkunft, eine andere Geschichte entwickelt werden kann, welche die plastischen Künste mit ihren kulturellen und in jüngster Zeit vor allem auch technologischen Kontexten verbindet.
Insbesondere gilt es hier nicht-westliche künstlerische Praktiken der Wiederverwendung und Wiederverwertung einzuschließen. Solche Konzeptionen erweitern die eingeschränkte Vorstellung, dass lediglich die europäischen Avantgarden an soziale und ökonomische Zusammenhänge anschließen. Zur Debatte steht dabei, wie sich eine Theoretisierung dieser Konzeptionen gegenüber der bislang wenig vorgenommenen Analyse ihrer bildkünstlerischen Umsetzung in der Moderne und Gegenwart verhält.

Bitte schicken Sie Ihr Abstract (ca. 400 Worte) und einen kurzen Lebenslauf für einen 20-minütigen Beitrag bis zum 31.3.2018 an: Krause-Wahlem.uni-frankfurt.de und tobias.vogtfu-berlin.de

Ein Benachrichtigung erfolgt am 15. April 2018.
Der Workshop ist konzipiert von Dr. Antje Krause-Wahl (Vertretung der Professur für Kunstgeschichte mit dem Schwerpunkt Gegenwartskunst, Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main) und Prof. Dr. Tobias Vogt (Chillida-Gastprofessur, Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main).

Die Chillida-Gastprofessur und der workshop werden ermöglicht durch das Baskische Institut Etxepare.

----

Assemblage - Sculptural Production in Modern and Contemporary Art from a Transcultural and Technological Perspective

Since the beginning of the modern age, the use of sculptural materials and media in the visual arts has changed significantly. Individually shaped marble, bronze or iron sculptures have almost disappeared. Contemporary installations now contain such an unlimited range of means of production that this diversity has itself become a signature aspect of contemporary art.
The conference takes its starting point in the supposed primordial scenes of connecting everyday life and art: the terms papier collé, ready-made and objet trouvé have become inscribed in the history of the avant-garde. They are responsible not only for the inclusion of new materials and media that were previously used solely in everyday life, but also for an allegedly innovative moment of appropriation that posits the obsolescence of old artistic techniques and their concepts of authorship.
The conference shifts the focus to the artistic practices in their respective transcultural and technological contexts. It addresses the genealogies of terms developed in different contexts, especially the assemblage (Gilles Deleuze, Bruno Latour), but also the bricolage (Claude Lévi-Strauss), and récuperation (Situationist International, Édouard Glissant, Léopold Sédar Senghor). It will be questioned to what extent a different story can be developed in focusing on compiling materials with a certain origin, which connects the plastic arts with their cultural and, more recently, also technological contexts.
Above all, it is important to include non-Western artistic practices of reuse and recycling. Such concepts question the hegemonial position of the European avant-garde in previous art historiography. What is at issue here is the relationship between the theorization of these concepts and a hitherto rarely conducted analysis of their pictorial realization in the modern and contemporary age.

Please send your abstract (approx. 400 words) and a short cv for a 20-minute contribution by March 31st, 2018 to: Krause-Wahlem.uni-frankfurt.de and tobias.vogtfu-berlin.de

You will be informed April 15th 2018.

The workshop is conceived by Dr. Antje Krause-Wahl (Johann Wolfgang Goethe-University, Frankfurt am Main) and Prof. Dr. Tobias Vogt (Chillida visiting professor, Johann Wolfgang Goethe-University, Frankfurt am Main).

The Chillida visiting professorship and the workshop are made possible by the Etxepare Basque Institute.