Metabolismen. Nahrungsmittel in der Kunst
Workshop
Im Kreislauf von Produktion, Zubereitung, Verzehr und Ausscheidung überlagern sich bei Nahrungsmitteln stetig biologische Lebensnotwendigkeit, kulturelle Technik wie auch globale politische Mechanismen und Auswirkungen. Das Nahrungsmittel als „Lebensmittel“ bildet eine direkte Verbindungsstelle zwischen dem Menschen, seinem Lebensraum und den daraus hervorgehenden zivilisatorischen Praktiken. So findet der ursprünglich naturwissenschaftlich begründete Begriff des „Metabolismus“ als „Stoffwechsel“ Anklänge in kulturellen, historischen, gesellschaftlichen und umweltpolitischen Zusammenhängen, die der Workshop in einem facettenreichen Vortragsprogramm von kunsthistorischen, künstlerischen und kulturwissenschaftlichen Perspektiven ausgehend beleuchtet.
Der Workshop rückt die Materialität von Kunstwerken in den Blick. Darin sollen wissenschaftliche, kuratorische und restauratorische Aspekte und Perspektiven miteinander verbunden werden. Vor dem Hintergrund kunsthistorischer und kultureller Zusammenhänge werden Nahrungsmittel als Werkstoff und Motiv sowie die jeweiligen „Stoffwechsel“ von realen Verfallsprozessen bis hin zu kulturell variablen Wertbeimessungen untersucht. Ursprung und Vergänglichkeit, Aggregat- und Reifezustände von Nahrung als organischem Material sowie die damit einhergehenden ästhetischen und sinnlichen Reize sind zentrale Themen in der Auseinandersetzung mit der Materialität von Nahrungsmitteln als Werkstoff und Darstellungsmotiv. und der künstlerischen, kunsthistorischen, kuratorischen und restauratorischen Praxis.
Nahrungsmittel als künstlerische und kulturelle Medien reichen in ihren Darstellungs- und Verwendungsweisen von antiken Kontexten bis in die Gegenwartskunst. Freigelegt werden im Workshop mediale Konstruktionen von Nahrungsmitteln in den Bildkünsten, in Architektur, Skulptur, Kunstgewerbe und Tischgeschirr. Die Materialität von Werkstoffen und deren institutionelle Konsequenzen wie kuratorische und restauratorische Herausforderungen zählen ebenso zum thematischen Gegenstand wie etwa Ikonographien von Nahrung in der Kunstgeschichte, Fragestellungen nach geistiger Nahrung, Architekturen von Lebensmitteln wie Marktplätze oder der Material Culture-Kontext der Ernährung.
Der Workshop findet als Veranstaltung des Kunstgeschichtlichen Seminars der Universität Hamburg und mit freundlicher Unterstützung der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung statt.
Konzept: Ina Jessen, Isabella Augart
PROGRAMM
Donnerstag, 16.11.2017
14.30
Ina Jessen, Isabella Augart (Hamburg)
Einführung
14.40
Isabelle Busch (Dresden):
Don't be a Chocolate Soldier – Politiken von Nahrungsmitteln in Israel und Palästina und ihre künstlerische Reflexion
15.20
Fabiana Senkpiel (Bern):
Einverleibungen ‒ Interpikturale Bezugnahmen und intermediale Verfahren durch Lebensmittel in der Gegenwartskunst
16.20
Ursula Ströbele (Berlin):
Metabolische Zersetzungs- und Wachstumsprozesse mit Nahrungsmitteln in skulpturalen Arbeiten
17.00
Inka Lusis (Hamburg):
Plastik — Ein spekulativer Metabolismus im Ecosystem of Excess (Pinar Yoldas, 2014)
18.15
Abendvortrag
Barbara Uppenkamp (Hamburg)
„Entschuldigung, Sie haben da ein totes Tier im Essen…“
Freitag, 17.11.2017
10.00
Ina Jessen, Isabella Augart (Hamburg)
Einführung
10.10
Magdalena Grüner (Hamburg):
Pia Rönicke – The Pages of Day and Night – Das Herbarium als Forschungsinstrument und Datenbank
10.50
Tobias Weilandt (Hamburg):
Das Gegenteil von Appetit.
Gibt es ein kunstbezogenes Ekelgefühl?
11.50
Mirja Straub (Freiburg i.Br.):
Geschmacksdimensionen. Kochen als künstlerisches Statement bei Rirkrit Tiravanija
12.30
Felix Broecker (Frankfurt M.)
Nahrungsmittel als Medium und Material in Kunst und Küche
14.30
Maurice Saß (Hamburg):
„Vor allem sich selbst einschenken und täglich bis zur Berauschung davon trinken“ — Nashorn-Pokale als Preziosenstücke
15.10
Johanna Mocny (München):
Alkoholkonsum und -rezeption im Goldenen Zeitalter der Niederländischen Republik
Quellennachweis:
CONF: Metabolismen (Hamburg, 16-17 Nov 17). In: ArtHist.net, 09.11.2017. Letzter Zugriff 27.04.2024. <https://arthist.net/archive/16691>.