CONF 21.06.2017

Medialität und Materialität "großer Narrative" (Krems, 27-29 Sep 2017)

Krems-Stein, Veranstaltungssaal des Kolpinghauses Campus Krems, 27.–29.09.2017
Anmeldeschluss: 15.09.2017

Isabella Nicka, Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit

Medialität und Materialität „großer Narrative“: Religiöse (Re?)Formationen

Internationale Tagung des Interdisziplinären Zentrums für Mittelalter und Frühneuzeit, gemeinsam mit dem Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit, Universität Salzburg

Krems/Donau, 27. bis 29. September 2017

Das Interdisziplinäre Zentrum für Mittelalter und Frühneuzeit (IZMF) an der Universität Salzburg widmet sich seit 2016 in Zusammenarbeit mit dem Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit (IMAREAL) dem Forschungsschwerpunkt „Materia narrata – Materia narrandi. Medialität, Materialität und Dynamik ‚großer‘ Narrative“. Narrative sind grundlegende Konstituenten sozialer Identitäten: Innerhalb von Gemeinschaften wirken sie traditionsbildend und somit stabilisierend, in kulturellen Kontexten sind sie aber ebenso Ergebnis wie Medium des soziokulturellen Wandels, bisweilen auch Katalysatoren dieser transformativen Prozesse. Da Narrative durch aktive Vermittlung bzw. die damit verbundenen Perzeptionskontexte medialisiert werden, sind für das Verständnis der jeweiligen Bedeutung eines Narrativs auch seine performativen Settings einschließlich seiner Akteure mit zu bedenken. Performanzen der Vermittlung bieten das Potenzial der Neuinterpretation traditioneller Narrative, sodass nicht nur neue Narrative Wandel auslösen können, sondern auch die Neu- und Umdeutung althergebrachter Inhalte und Vermittlungsformen. Involviert sind hier nicht nur menschliche Akteure, sondern auch jene materiellen Objekte, die als Informationsträger dienen. Materialien und Formate „rahmen“ nicht nur narrative Settings, sondern formen Narrative formal wie inhaltlich durch ihre spezifischen Eigenschaften im Sinne von medialen Potenzialen und Limitierungen: Diese Übersetzungsleistungen von Narrativen, die die Grenzen thematischer, formaler und medialer Kategorien transzendieren, stellen somit ein wesentliches Forschungsfeld dar.

Im Rahmen dieser Tagung wird der Fokus auf den rezeptionsstarken religiösen Narrativen, sowohl im biblischen Kontext als auch in der hagiographischen Überlieferung liegen, wobei auch interkulturelle Interferenzen von Narrativen thematisiert werden. Ziel der Tagung ist es, aus kulturwissenschaftlicher Perspektive aktuelle Zugänge zum Forschungsfeld zur Diskussion zu stellen, um damit Impulse für die weitere interdisziplinäre Arbeit im Zentrum, aber auch in größeren Forschungsnetzwerken zu gewinnen. Die vertretenen Beiträge behandeln Themen, die unterschiedlichen Zeitstellungen – von der Spätantike bis in die Frühe Neuzeit – gewidmet sind.

Wir würden uns freuen, wenn Sie durch Ihre Teilnahme an der Tagung diese bereichern. Anmeldungen richten Sie bitte bis spätestens 15.9.2017 an sekretariat.imarealsbg.ac.at. Die Tagungsteilnahme ist kostenlos. Es wird empfohlen zeitnah Zimmer zu reservieren, da die Nachfrage in Krems und Umgebung Ende September sehr hoch ist.

PROGRAMM

Programm zum Download als pdf: http://www.imareal.sbg.ac.at/fileadmin/user_upload/documents/Medialitaet_und_Materialitaet_Tagungsprogramm_IZMF-IMAREAL_2017.pdf

Mittwoch, 27. September 2017

10.00 Begrüßung
10.15 Vorstellung des Tagungsthemas

Ausdifferenzierung / Verdichtung großer Narrative

10.30–11.10 Thomas Lentes (Münster), Porta Celi. Liminale Narration und mediale Transpositionen
11.10–11.50 Orsolya Mednyánsky (Baltimore), Narrative Profusion in the Leben Jesu Manuscripts
11.50–12.30 Kristina Domanski (Basel), Jedem seine Passion? Illustrierte Passionstraktate zwischen Beliebigkeit und Individualisierung

12.30–14.00 Mittagspause

Große Narrative zwischen Text und Bild

14.00–14.40 Anja Grebe (Krems an der Donau), Erblättertes Heil – Bildzyklen in spätmittelalterlichen Stundenbüchern
14.40–15.20 Franz Nagel (Jena), Bilderzählung für Schriftgelehrte. Die Federzeichnungen zur Weltchronik des Otto von Freising als intermediales Experiment
15.20–16.00 Rebecca Tschümperlin (Freiburg), Konstruieren – Redigieren – Illustrieren – Imaginieren. Zur Vermittlung religiöser Narrative am Beispiel des Sündenfalls in der Donaueschinger Handschrift von Rudolfs von Ems ‚Weltchronik’

16.00–16.20 Pause

Große Narrative und Liturgie

16.20–17.00 Andrew Irving (Groningen), Playing Thieves: Passion Performance in the Early Medieval West
17.00–17.40 Harald Buchinger (Regensburg), Materielle Repräsentation im liturgischen Vollzug. Zur Medialität der mittelalterlichen Osterfeier
17.40–18.20 Jürgen Bärsch (Eichstätt–Ingolstadt), Szenische Liturgie in der Barockzeit – frommes Nachspiel oder mimetische Anamnese? Erkundungen am Beispiel des Festes Christi Himmelfahrt in Ritualien des 17.–18. Jahrhunderts

Abend: Gemütlicher Ausklang beim Heurigen

Donnerstag, 28. September 2017

Neue Formen / Anbringungsorte für große Narrative

9.00–9.40 Orsolya Szender (Berlin), Großfigurige Skulpturen und Skulpturengruppen der Passion Christi – Modalitäten religiöser Bildbetrachtung
9.40–10.20 Jörg Widmaier (Tübingen), forma baptismalis – Mittelalterliche Taufgefäße als formale Narrative des Sakraments

10.20–10.40 Pause

Generierung / Adaption großer Narrative

10.40–11.20 Maria Dorninger (Salzburg), Samson und Dalila. Neu erzählt
11.20–12.00 Manfred Kern (Salzburg), Tanz im Paradies – Mariennarrative in der mittelalterlichen Dichtung

12.00–13.30 Mittagspause

13.30–14.10 Benedikt Brunner (Bonn), Alter Adam – neuer Mensch. Die kulturellen Auswirkungen des theologischen Neuansatzes in der Reformation Martin Luthers
14.10–14.50 Thomas Kühtreiber, Heike Schlie (Krems an der Donau), Ein „Gnadenquell“ Lutherischer Prägung? Zur Darstellung von „Gesetz und Gnade“ auf einem keramischen Wandbrunnen aus dem Haushalt Martin Luthers in Wittenberg

14.50–15.10 Pause

15.10–15.50 Marsha Libina (Göttingen), Vision and the Mediality of Art in Pictures of St. Luke Painting the Virgin
15.50–16.30 Elena Tolstichin (Hamburg), Lukas geht – Moses kommt. Narrativwechsel im Spiegel der Druckgrafiken von Hendrick Goltzius

18.00 Öffentlicher Abendvortrag: Philipp Harnoncourt (Graz), Die Trinitätskapelle in Bruck a. d. Mur und ihre universalistische Botschaft. Architektur als Bedeutungsträger

Danach Empfang

Freitag, 29. September 2017

Funktionen von Narrativen beim „Making of Saints“

9.00–9.40 Anselm Rau (Stuttgart), Authentifizierung eines Heiligen(-bildes) im liturgischen Vollzug. Der Einsatz des Bildes von Franziskus als synchroner liturgischer Akt und die Frage nach dem Sepulkralbild in Italien
9.40–10.20 Michael Grall (Graz), Edith Kapeller (Klosterneuburg), Sabine Miesgang (Wien), Julia Anna Schön (Wien), Performanz von Heiligkeit am Beispiel Markgraf Leopolds III. von Österreich
10.20–11.00 Jan Cemper-Kiesslich (Salzburg), Heilige DNA! Fallstudien und quellenkritische Überlegungen zur Bioarchäologie von Reliquien

11.00–11.20 Pause

Religiöse Narrative interkulturell

11.20–12.00 Predrag Bukovec (Wien), Die Abrahamisierung der Wallfahrt durch Mohammed
12.00–12.40 Georges Descoeudres (Zürich), Der Tabernakel in der Re-Formation der Wüstenväter

ab 12.40 Schlussdiskussion und Verabschiedung
14.30 Stadtführung Krems und Stein

Veranstaltungsort: Kolpinghaus Campus Krems, Veranstaltungssaal (Hauptgebäude, Dachgeschoß), Alauntalstraße 95&97, 3500 Krems-Stein, Österreich, www.krems.kolping.at

Quellennachweis:
CONF: Medialität und Materialität "großer Narrative" (Krems, 27-29 Sep 2017). In: ArtHist.net, 21.06.2017. Letzter Zugriff 19.04.2024. <https://arthist.net/archive/15854>.

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