Does Posttruth need a title?
Workshop Mythen des 'Postfaktischen' in Kunst und Visueller Kultur
2016 wählte die Gesellschaft für deutsche Sprache den Begriff "Postfaktisch" zum Wort des Jahres, das Oxford English Dictionary erklärte "post-thruth" zum "Internationalen Wort des Jahres 2016".
Die als "postfaktisch" bezeichnete Gegenwart ist die Konsequenz einer kommunikativen Landschaft, die von digitalen Netzwerktechnologien strukturiert ist. Diese Technologien durchdringen alle Lebensbereiche und beein?ussen das politische Feld. "Fakten" werden geschaffen, indem Informationen im Netz zirkulieren und akkumuliert werden. Das Abgleichen mit der Realität gerät dabei ins Hintertreffen. Es entstehen politisch brisante Situationen, in denen "gefühlte" Wahrheiten offenbar relevanter werden als Realitäten. Das Konstatieren einer "postfaktischen Gegenwart" setzt jedoch den Glauben an eine faktische Vergangenheit voraus. Dabei war es eine der Errungenschaften der postmodernen Philosophie, den Konstruktionscharakter von Wahrheit aufzuzeigen und das vermeintlich Faktische als diskursiv darzustellen.
Der Workshop diskutiert, wie die heutzutage als problematisch eingestufte "postfaktische" (politische) Kultur in diesem Spannungsfeld theoretisch und historisch zu verorten ist und ob und wie sie die gegenwärtige Kunst und visuelle Kultur beeinflusst.
Anmeldung unter: postfaktisch.mainzgmail.com
Organisation: Professur Kunstbezogene Theorie: Linda Hentschel, Antje Krause Wahl, Irene Schütze, Kunsthochschule Mainz
PROGRAMM
Freitag, 09.06.2017
13.30
Begrüßung: Martin Henatsch, Rektor der Kunsthochschule Mainz
13.45
Einführung: Linda Hentschel, Antje Krause Wahl, Irene Schütze
14.00
Christian Janecke (Offenbach):
Das Postfaktische und die Künste oder Plädoyer für Spaghetti-Eis, gerade jetzt!
15.00
Karl Marker (Mainz):
Unehrlichkeit als Eigenschaft politischer Systeme
16.00 Pause
16.30
Thari Jungen (Berlin/Hamburg):
Ironie oder: Der Aufstand der Lachenden
17.30
Parastou Forouhar (Offenbach):
Werkvortrag
18.30 Apéro
19.00
Leonie Licht (Mainz) und Friederike Nastold (Mainz):
Performancelecture: Spekulative Relationen. Ein Tischgespräch.
19.30 Abendessen, Cafeteria
Samstag, 10.06.2017
9.30
Hanna Magauer (Berlin):
Postmoderne Fiktionen: Philippe Thomas und die Gruppe "Information Fiction Publicité"
10.30
Dirk Hildebrandt (Köln) und Simon Vagts (Basel):
Don't tell a lie on me! I won't tell the truth 'bout you! Gemeinschaftsbildung und Narrativierung in der afroamerikanischen Gegenwartskultur
11.30 Pause
12.00
Pablo R (Saarbrücken):
Werkvortrag: "Flugblatt an die Heuchler. Und wie sie den Rassisten in die Hände spielen"
13.00 Mittagessen, Cafeteria
14.00
Matías Martínez (Wuppertal):
Wiederholungen des Faktischen: Die literarischen Readymades von Kenneth Goldsmith
15.00
Matthias Ries (Berlin):
Postfaktische Gestaltung. Design zwischen Täuschung und Enttäuschung
16.00
Abschlussdiskussion
17.00 Ende
Quellennachweis:
CONF: Does Posttruth need a title? (Mainz, 9-10 Jun 17). In: ArtHist.net, 01.06.2017. Letzter Zugriff 10.04.2025. <https://arthist.net/archive/15628>.