Ringvorlesung "Kunst und Anthropozän"
mittwochs, 16:30 Uhr, Gebäude 22.01. Hörsaal 2A
Die Frage, ob das „Anthropozän“ als neues Erdzeitalter anzusehen ist, dessen Beginn um 1950 – also im Zuge der Great Acceleration – oder gar schon um 1800 anzusetzen sei, macht den Kern der geowissenschaftlichen Fachdiskussion aus. Hierbei geht es um die Notwendigkeit eines Nachweises, dass Folgen menschlichen Handelns (Emmissionen u.ä.) in globaler Dimension etwa in Ablagerungen nachweisbar sind.
Von dieser Debatte inspiriert, aber doch anders ansetzend, sieht die Ringvorlesung in den interdisziplinären Überlegungen zum „Anthropozän“ eine epistemologische Chance für ein Deutungsmuster, komplexe Relationen von Phänomenen, Prozessen und Akteuren der Moderne zu erkennen, die mit limitierenden und dichotomisch gedachten Begriffen wie Natur, Kultur, Technik etc. nicht hinreichend beschreibbar sind.
Künstlerische Arbeiten und ästhetisches Forschen scheinen die mit dem Titel „Anthropozän“ adressierten, relationalen Stabilisierungen von menschlichen und nicht-menschlichen Akteuren nochmal anders reflektieren zu können, als es natur-, sozial- und kulturwissenschaftliche Ansätze vermögen. So stellt sich die Frage, was die Kunst vom Anthropozän weiß. Mit welchen Formen, Strategien und Materialitäten macht sie die Ökologien von Materie, Körpern, Technologien und Wissen wahrnehmbar, erfahrbar, spürbar? Was sind ihre Szenarios? Und kann Kunst als eigenständige Theoriebildung und Forschungspraxis zum Anthropozän angesehen werden – und nicht (nur) als dessen Darstellung oder Verbildlichung?
Die Ringvorlesung "Kunst und Anthropozän" bildet ein Forum des Austauschs zu diesen und weiteren Fragen der künstlerischen, der kuratorischen, der kunsttheoretischen Praxis.
Sie ist Teil des von der Heinrich-Heine-Universität geförderten Forschungsprojektes „Das Anthropozän sichtbar machen. Bildwelten der Natur zwischen Kunst, Ethik und Wissen“.
Organisation und Durchführung:
Prof. Dr. Timo Skrandies und Romina Dümler M.A.
Institut für Kunstgeschichte, Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf
Programm:
03. Mai
PROF. DR. TIMO SKRANDIES (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf)
Was weiß die Kunst vom Anthropozän?
10. Mai
PROF. DR. SABINE FLACH (Karl-Franzens-Universität Graz)
Wetterfronten. Das Anthropozän und der „atmospheric turn“
17. Mai
ILKA MILDENBERGER M.A. (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf)
Verfallene Orte in der Kunst. Zwischen Erd-Archiv und Projektionsfläche Zukunft
24. Mai
DIPL.-SOZ.WISS. DAVIDE BROCCHI (Köln)
Die kulturelle Dimension der Nachhaltigkeit
31. Mai
DR. BETTINA PAUST (Museum Schloss Moyland)
Kunst – Natur – Kapital: Joseph Beuys‘ Vision einer besseren Welt. Ein Auftrag für Museen?
07. Juni
JUN.-PROF. DR. CHRISTOF BAIER (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf)
Landschaften des achten Tages? Konzepte der Landschaftsarchitektur im Zeitalter des Anthropozäns
14. Juni
SVETLANA CHERNYSHOVA M.A. (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf)
Compost the Posthuman! Von Parasiten, Netzwerken und Symbiosen: Das Anthropozän als technisches Milieu
21. Juni
DR. ANITA HOSSEINI (Universität Hamburg)
Das Fossil als Bild – Spekulation vor dem Anthropozän
28. Juni
PROF. DR. HANS DICKEL (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg)
Das Environment als Kunstform des Anthropozäns?
05. Juli
ROMINA DÜMLER M.A. und ALEX GREIN
(Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf | Düsseldorf)
Künstlerische Produktion im Anthropozän – Ein Werkstattgespräch
12. Juli
DR. JENS HAUSER (Københavns Universitet)
Wetware-Kunst & Greenness Studies: Ein Versuch
post-anthropozentrischer Medienepistemologie
19. Juli
Abschlussdiskussion
Quellennachweis:
ANN: Kunst und Anthropozän (Düsseldorf, 3 May-19 Jul 17). In: ArtHist.net, 19.04.2017. Letzter Zugriff 12.05.2025. <https://arthist.net/archive/15276>.