CFP 21.03.2017

Batavia in Bavaria (München, 12-14 Oct 17)

München / Munich, 12.–14.10.2017
Eingabeschluss : 30.04.2017

Aleksandra Lipinska, Kunsthistorisches Institut der Universität zu Köln

[English version below]

Arbeitskreis Niederländische Kunst- und Kulturgeschichte e.V. (ANKK)-Jahrestagung

Batavia in Bavaria. Niederländische und flämische Kunst und Künstler in Süddeutschland
Eine Veranstaltung des Instituts für Kunstgeschichte der Ludwig-Maximilians-Universität und des Zentralinstitut für Kunstgeschichte München

Wenn von den überregionalen Inspirationsquellen für die Kunst und Kultur Süddeutschlands die Rede ist, wird meist an erster Stelle auf Italien verwiesen. Dennoch lassen sich über Jahrhunderte hin verschiedenste Verbindungen in die Niederlande und nach Flandern feststellen, die die Kunst, Kultur und Wissenschaft „südlich der Mainlinie“ mitgeprägt haben.

Im Mittelalter waren es vor allem dynastische Kontakte, die den Austausch förderten. Zwischen 1353 und 1429 bestand durch das Teilherzogtum Straubing-Holland eine direkte politische Verbindung der Wittelsbacher in die Niederlande, die die Mobilität der Künstler und Handwerker zwischen den zwei weit entfernten Territorien begünstigte. Mit der soggenannten Doppelhochzeit von Cambrai (1385) schloss Herzog Albrecht I. ein Heiratsbündnis mit dem Herzogtum Burgund, dessen materielle Zeugnisse einige Prunkstücke der Münchner Schatzkammer sind, wie etwa das Bildnis-Medaillon von Philipp den Guten von Burgund, der 1454 bei den Bayerischen Herzögen zu Gast war.

Als Höhepunkt der prägenden niederländischen Präsenz kann die Zeit um 1600 gelten, als zahlreiche niederländisch- und flämischstämmige Künstler im Dienst der süddeutschen Höfe und Städte zu deren kulturellen Blüte beigetragen haben. Die Talente von Malern, Stechern, Architekten und Bildhauern wie Friedrich Sustris, Peter Candid, Johann Sadeler, Hubert Gerhard, Adriaen de Vries und berühmter Musiker, wie Orlando di Lasso, konnten sich damals unter der Patronage der Wittelsbacher und Fugger entfalten. Auf dieses Phänomen hat bereits 2005 die Ausstellung „In Europa zu Hause - Niederländer in München um 1600" in den Staatlichen Graphischen Sammlungen München aufmerksam gemacht. Zu gleicher Zeit entwickelten sich auch rege wissenschaftliche Kontakte zwischen den intellektuellen Zentren Ulm und Leiden, besonders im Bereich der Mathematik.

Das andauernde Interesse für die niederländische und flämische Kunst spiegeln auch die süddeutschen Kunstsammlungen wider. Bereits 1616 bestellte Maximilian I. Gemälde bei Peter Paul Rubens. Am Ende des 17. Jahrhunderts nutze Kurfüst Max Emanuel seine Position als Statthalter der Spanischen Niederlanden (1692-1706), um zahlreiche holländische und flämische Gemälde zu erwerben, darunter 12 Bilder von Rubens und 13 von Van Dyck. Weitere 32 Stücke der Rubenssammlung der Alten Pinakothek zeugen von dem eindeutigen Bekennen für die niederländische und flämische Malerei des Pfalzgrafen Johann Wilhelm, die als Erbe nach München gelangten.

In München diente die hervorragende Sammlung der niederländischen und flämischen Malerei später dann als Inspirationsquelle für zahlreiche Künstler der beginnenden Moderne.

Wir sind überzeugt, dass noch viele weitere Aspekte des künstlerischen und kulturellen Austausches zwischen Süddeutschland, den Niederlanden und Flandern auf ihre Entdeckung und intensivere Erforschung warten. Die Jahrestagung des Arbeitskreises Niederländische Kunst- und Kulturgeschichte in München im Oktober 2017 möchte diese Aspekte in den engeren Fokus stellen und wissenschaftlich diskutieren. Vorschläge für Vorträge und Workshops können an die oben erwähnten Beispiele anknüpfen oder folgende Themenbereiche adressieren:

- Die Mobilität der Künstler und Kunstwerke zwischen den Niederlanden und Süddeutschland: Rolle der Aufraggeber- und Künstlernetzwerke.
- Niederländische bzw. flämische versus italienische Kunstorientierung in Süddeutschland
- Die Formierung und Wahrnehmung der Sammlungen niederländischer und flämischer Kunst in Süddeutschland: Die Rolle der privaten oder institutionellen Sammler.
- Die Geschichte der wissenschaftlichen Reflexion über die Stellung bzw. Rezeption der niederländischen und flämischen Kunst/Künstler in Süddeutschland.

Erwünscht sind Vorschläge für Vorträge (ca. 20 min.) und auch Themenvorschläge für Workshops, die im Bezug zu den Münchener Sammlungsbeständen stehen und in einer Gruppe von 10-15 TeilnehmerInnen in den Sammlungen und vor Ort diskutiert werden können. Für die Workshops ist eine Dauer von ca. 1,5 Std. vorgesehen. Besonders erwünscht sind Vorschläge von NachwuchswissenschaftlerInnen.

Einreichungsfrist: 30.04.2017

Vorschläge für Vorträge und Workshops bitte in Deutsch oder Englisch (max. 250 Wörter) mit kurzen biographischen Angaben als PDF einsenden an: Prof. Dr. Stephan Hoppe (emailstephan-hoppe.de) und Prof. Dr. Aleksandra Lipinska (aleksandra.lipinskakunstgeschichte.uni-muenchen.de)

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Arbeitskreis Niederländische Kunst- und Kulturgeschichte e.V. (ANKK)- Annual Conference

Batavia in Bavaria. Dutch and Flemish art and artists in southern Germany

Call for Papers & Workshops

When talking about transnational inspirations for arts and culture in southern Germany, Italy is often named as the first reference. For many centuries, however, there have been various connections with the Netherlands and Flanders, which equally effected the arts and sciences south of the line of the Main river.

In the Middle Ages, dynastic contacts especially furthered the exchange. Between 1353 and 1429 the duchy of Straubing-Holland created a direct political link between the house of Wittelsbach and the Netherlands, which benefitted the mobility of artists and artisans between the two remote territories. With the so-called double marriage of Cambrai (1385) the Bavarian duke Albrecht I. forged an alliance with the duchy of Burgundy, of which several show-pieces in the Munich Residence Treasury give material evidence; such as for instance the portrait medallion of Philip the Good of Burgundy, who in 1454 was a guest of the Bavarian dukes.

The period around 1600 can be seen as the culmination of the influential Netherlandish presence, as numerous artists of Dutch and Flemish origins were working at courts and in cities in southern Germany, contributing to their cultural height. The talent of those painters, etchers, architects, and sculptors, like Friedrich Sustris, Peter Candid, Johann Sadeler, Hubert Gerhard, Adriaen de Vries, and famous musicians, such as Orlando di Lasso, were able to blossom under the patronage of house Wittelsbach and the Fugger family. The 2005 exhibition "In Europa zu Hause - Niederländer in München um 1600" by the Staatliche Graphische Sammlungen München has already shed light on this phenomenon. At the same time, ardent scholarly contacts were developed between the intellectual centers of Ulm and Leiden, especially in the fields of mathematics.

The continuing interest for Dutch and Flemish art is also reflected in the art collections of southern Germany. Already in 1616 the Bavarian duke Maximilian I. had ordered paintings by Peter Paul Rubens. By the end of the 17th century, Wittelsbach prince elector Max Emmanuel utilised his position as the stadtholder of the Spanish Netherlands (1692-1706) in order to buy Dutch and Flemish artworks, amongst them 12 canvases by Rubens and Anthonis van Dyck. Another 32 pieces in the Rubens collection of the Alte Pinakothek illustrate a distinct interest in Dutch and Flemish paintings by count palatine Johann Wilhelm.
In the long run, the excellent array of Dutch and Flemish artworks in Munich provided several artists of early Modernism with a continuous source of inspiration.

We are convinced that there are numerous other aspects of the artistic and cultural exchange between southern Germany, the Netherlands, and Flanders, which await discovery and more detailed study. The annual conference of the Arbeitskreis Niederländische Kunst- und Kulturgeschichte held in October 2017 will be bringing said aspects into focus, and into the scientific discussion.
Proposals for presentations and workshops can take up the afore mentioned examples, or might address following topics:

- mobility of artists and artworks between the Netherlands and southern Germany: role of the networks between patrons and artists
- orientation towards Dutch or Flemish versus Italian art in southern Germany
- the forming and reception of collections of Dutch and Flemish artwork in southern Germany: role of private, or institutional collectors
- history of scholarly reflection on the position, or reception in Dutch and Flemish art/artists in southern Germany

We are looking forward to receiving proposals for papers (ca. 20 min), as well as topics for workshops with regards to the Munich collections, which should be discussed in groups of 10-15 on site; scheduled length (of the workshops) is 90 min. Proposals submitted by junior researchers are especially appreciated.

Deadline: 30.04.2017

Please send a proposal for paper or workshop of max. 250 words in German or English to Prof. Dr. Stephan Hoppe (emailstephan-hoppe.de) and Prof. Dr. Aleksandra Lipinska (aleksandra.lipinskakunstgeschichte.uni-muenchen.de)

Quellennachweis:
CFP: Batavia in Bavaria (München, 12-14 Oct 17). In: ArtHist.net, 21.03.2017. Letzter Zugriff 19.04.2024. <https://arthist.net/archive/15001>.

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