CFP 15.01.2017

Designkritik (Offenbach, 19-20 May 2017)

Offenbach am Main, Hochschule für Gestaltung, 19.–20.05.2017
Eingabeschluss : 31.01.2017

Esther Cleven

Designkritik
Eine Tagung der Gesellschaft für Designgeschichte e.V. (GfDg) in Kooperation mit der Hochschule für Gestaltung (HfG) Offenbach am Main

Wie kaum eine andere kreative Praxis ist das Design mit dem gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Alltag verwoben. Technologischer Wandel, soziale Umwälzungen oder globale Krisen berühren das Design und fordern unaufhörlich Neubestimmungen heraus. So ist das Fach aktuell von Diskussionen brennender Themen wie Klimawandel, Ressourcenknappheit und Verteilungsgerechtigkeit geprägt. Ob Produkt-, Industrie-, Kommunikations- oder Modedesigner, ob Designberater oder Designaktivist, Designer reflektieren ihre Rolle innerhalb von Industrie, Warenkultur und Medien, probieren ihre Aufgabenbereiche und Arbeitsansätze umzumünzen. Big Data, das Internet der Dinge oder Smart Objects sind neue Gestaltungsfelder, die unterdessen komplexe Realitäten schaffen, deren Konsequenzen hinsichtlich Freiheit, Sicherheit und Selbstbestimmung dringend konfrontiert und diskutiert werden müssen. Design, so zeigt sich im Licht der digitalen Medien ganz besonders deutlich, kann nicht auf eindimensionale, problemorientierte Verfahren, standardisierte Methodensets oder gar die Gestaltung von Objekten reduziert werden.

Die Tagung „Designkritik“ stellt sich die Frage, in welchem Maße Designjournalismus und -kritik diesen veränderten, erweiterten, manchmal auch widersprüchlichen Designbegriff reflektieren und vermitteln können. Ausgangspunkt der Tagung soll insbesondere die aktuelle Krise der Medien und der dazugehörigen politischen wie kulturellen Institutionen sein. Zudem ist zu fragen, ob der kritische Journalismus insgesamt, eingeklemmt zwischen privatwirtschaftlicher Interessenpolitik und der Heterogenität der New Media (Social Media, Blogs und elektronische Zeitschriften), an Terrain verliert.

Kritisches Design entwickelt indessen eigene Handlungsfelder, um Einfluss auf gesellschaftliche, wirtschaftliche oder politische Prozesse zu gewinnen. Welche Art der Designkritik macht innerhalb dieser Konstellationen überhaupt noch Sinn? Muss die Designkritik heute nicht auf neuen theoretischen, strategischen wie methodischen Grundlagen arbeiten? Kann Designkritik innerhalb der aktuellen Medienlandschaft noch eine unabhängige Position beanspruchen oder muss sie parteiisch und spezifisch operieren?

Die Gesellschaft für Designgeschichte (GfDg) organisiert die Tagung „Designkritik“ in Kooperation mit der HfG Offenbach anlässlich der dortigen Einrichtung der neuen Masterstudiengänge „Designkritik“ und "Design kuratieren". Das Spannungsfeld zwischen der erweiterten Designpraxis und der komplexen Medienlandschaft vor dem Hintergrund großer wirtschaftlicher und politischer Umbrüche soll während der Tagung einerseits im Hinblick auf eine neue Praxis der Designkritik, anderseits im Rückblick auf historische Bezüge zwischen Design, Medien und Gesellschaft erörtert werden.

Die Gesellschaft für Designgeschichte (GfDg) und die Hochschule für Gestaltung (HfG) Offenbach laden Sie herzlich dazu ein, einen Beitrag in Form eines theoretischen Vortrags oder eines Arbeitsberichts aus der Praxis einzureichen. Ihr Beitrag sollte nicht länger als ca. 20. Minuten dauern und einem der folgenden Sektionen bzw. Themenbereiche zugeordnet werden können:

1. Methoden und Strategien der Designkritik
Zu diesem Thema sind Beiträge erwünscht, die historischen und aktuellen oder auch möglichen Praktiken der Designkritik gewidmet sind. Es sollen Methoden der Recherche, der Analyse und Konzeption von Texten, Blogs, Journal-, Bild- und Videobeiträgen vorgestellt und diskutiert werden. Thematisiert werden können beispielsweise Text/Bild-Verhältnisse oder Diskrepanzen zwischen Wirklichkeit und Mediatisierung von Design. Kann Designjournalismus die Eigenlogik des Designs vermitteln? Was sind/waren die theoretischen Grundlagen der Designkritik, was macht/e Professionalität in der Designkritik aus?

2. Medien, Autoren und Institutionen
In diesem Themenbereich soll es vor allem um die Rolle des Autors gehen, seine Netzwerke, Autonomie und Wirkungskreise, sowie um die strategische Verortung von Designkritik im Medien-Markt. Wer schreibt/schrieb und welche Interessen sind damit verknüpft? Welche Chancen bieten New Media, welche Wirkung haben Intransparenz und Copyrightfragen? Ist Kennerschaft im Designjournalismus heute noch wirksam?

3. Design, Kritik, Gesellschaft
Hier stellt sich die Frage nach den Wechselbeziehungen zwischen Designkritik und den veränderten Designpositionen. Braucht Design Vermittler? In welchem Maße war die historische Designkritik gesellschaftlich engagiert, welche Zukunftsentwürfe oder Utopien wurden durch Designkritik formuliert? Hat Designkritik Aushandlungsprozesse zwischen Design und Gesellschaft vorangetrieben? Was wissen wir über das historische und über das aktuelle Publikum von Designkritik?

4. Entstehung und Geschichte der Designkritik
Design wird als relativ junge Disziplin erst seit dem 19. Jahrhundert von einer kritischen Reflexion begleitet. Es ist u. a. nach den Wechselbeziehungen zwischen einer kritischen Diskussion und den veränderten Designpositionen zu fragen und danach, welche Medien verwendet oder eigens dafür geschaffen werden und wie sich dies auf die designkritische Diskussion auswirkt.

Bitte senden Sie ein Abstract mit 350-400 Wörtern für einen Vortrag von ca. 20 Minuten und eine Kurzbiografie bis zum 31. Januar 2017 an: infogfdg.org.

Die Beiträge werden von einem gemeinsamen Komitee der Hochschule für Gestaltung (HfG) Offenbach und der Gesellschaft für Designgeschichte ausgewählt.

Die Gesellschaft für Designgeschichte e. V. wurde 2008 gegründet und verfolgt das Ziel, die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Designs zu intensivieren sowie historische Forschung und Praxis miteinander zu vernetzen. http://www.gfdg.org

Die Hochschule für Gestaltung (HfG) Offenbach ist Kunsthochschule des Landes Hessen mit den zwei Fachbereichen Design und Kunst. Seit 1885 werden dort gleichzeitig handwerkliche, künstlerische und theoretische Fächer unterrichtet. Mit Bezug auf die Ausbildungs- und Forschungsmodelle des Bauhauses und der Hochschule für Gestaltung Ulm praktiziert die HfG Offenbach heute eine zukunftsorientierte Lehre, die zu großen Anteilen auf individueller Einzelbetreuung und Mentorship basiert. http://www.hfg-offenbach.de

Quellennachweis:
CFP: Designkritik (Offenbach, 19-20 May 2017). In: ArtHist.net, 15.01.2017. Letzter Zugriff 20.04.2024. <https://arthist.net/archive/14501>.

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