Das transkulturelle Klassenzimmer. Dinge umordnen, Erfahrungen übersetzen, Bedeutungen verändern
Die Dinge sind in Bewegung: Sie werden gekauft, getauscht, gestohlen, gesammelt, geschmuggelt, verschenkt und ausgestellt. Anders gesagt, an den Dingen haften Schicksale. Sind diese auch nicht immer präsent, so prägen sie doch unseren Alltag mit. Mobiltelefone, die in Afrika kursieren, stammen mit einiger Sicherheit vom globalen Handelsplatz „Chungking Mansions“ im Herzen von Hongkong. Die als typisch afrikanisch erachteten buntfarbigen Stoffe kommen wiederum aus einer holländischen Fabrik. Und die Nudel auf dem heimischen Teller, wer hat die nun eigentlich erfunden? Folgt man den Bewegungskurven der Dinge – der schweizerischen Uhr im Haushalt des Kaisers von China, dem Kopftuch der bayerischen Bäuerin oder dem selfie stick in den Händen des globalen Kleinbürgers –, so erfährt man einiges, auch jede Menge Überraschendes, in puncto „gesellschaftliche Wandlungsfähigkeit“.
Am Beginn des mehrjährigen Forschungs- und Ausstellungsprojekts „Mobile Welten“ stehen eine große Konferenz und eine kleine Ausstellung. Die Konferenz versammelt Stimmen aus der Universität, dem Museum, der Kunst sowie dem institutionskritischen Aktivismus, um Bilanz zu ziehen: Welchen Niederschlag haben die zahllosen Initiativen und Projekte zu den epischen Themenkomplexen „Migration und Museum“, „Transkulturalität“, „Vermittlung und kulturelle Bildung“ oder „Kunst und transdisziplinäre Forschung“ bislang gefunden? Welche Elemente dieser Debatten und Praktiken haben sich bewährt und woran lässt sich anknüpfen? Die Ausstellung wiederum zeigt das Ergebnis einer ersten Sichtung der Bestände des MKG Hamburg. Dabei geht es um Objekte, die wenigstens zwei oder drei Sprachen sprechen, wie beispielsweise ein Mantel von Alexander McQueen, der das britische Empire mit indischen Mustern bekämpft. In die Ausstellung fließen auch erste Erkenntnisse der DingforscherInnen ein; das sind SchülerInnen der Erich-Kästner-Schule in Hamburg-Farmsen, die das kanonische Museumswissen um ihre Expertise ergänzen.
Die Teilnahme ist kostenlos. Anmeldung bis zum 04.10.2016 bei Julia Lerch-Zajaczkowska (julia.lerch-zajaczkowskamkg-hamburg.de)
PROGRAMM
Donnerstag, 06.10.2016
10.00-11.30 Uhr
Begrüßung (im Ausstellungsraum „Mobile Welten“)
Sabine Schulze
Roger M. Buergel
Sophia Prinz
Esther Pilkington/Ulrich Schötker
Hans Peter Hahn/ Friedemann Neumann
I. Dazwischen.
Die transkulturellen Herkünfte der Gegenwart
12.00-14.00 Uhr
Paul Basu (Vortrag)
Inputs von:
Johannes Ismaiel-Wendt
Christian Kravagna
Arata Takeda
II. Komfortzone Museum.
Zur Trägheit und Durchlässigkeit von Institutionen
15.30- 18.30 Uhr
Mark Terkessidis (Vortrag)
Inputs von:
Nathalie Bayer
Ayse Güleç
Frauke Miera
Lorraine Bluche
Vassilis Tsianos
19.00 Uhr
Manthia Diawara
Keynote
Freitag, 07.10.2016
III. Was kommt in die Vitrine?
Zur Ideologie musealer Kategorien
10.00- 13.00 Uhr
Mirjam Shatanawi (Vortrag)
Inputs von:
Stefanie Kiwi Menrath
Agnes Wegner
Friedrich von Bose
Gülay Gün
Susan Kamel
IV. Körper auf der Flucht.
Zur Erfahrung und Übersetzbarkeit erzwungener Migration
14.30-16.30 Uhr
Adrienne Edwards (Vortrag)
Inputs von:
Daniel Kurjakovic
Adnan Softic
V. Wer lernt von wem?
Von Experten, die keiner fragt
17.00 -19.30 Uhr
Sybille Peters (Vortrag)
Inputs von:
Katharina Oberlik
Maike Gunsilius
Jonas Tinius
Paul Mecheril
Kontakt:
Sophia Prinz (prinzeuropa-uni.de)
Julia Lerch-Zajaczkowska (julia.lerch-zajaczkowskamkg-hamburg.de)
Das Verbundprojekt „Mobile Welten. Zur Migration von Dingen in transkulturellen Gesellschaften“ wird gefördert vom BMBF und vom Johann Jacobs Museum Zürich.
Verbundpartner:
Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)
Goethe-Universität Frankfurt am Main
Quellennachweis:
CONF: Das transkulturelle Klassenzimmer (Hamburg, 6-7 Oct 16). In: ArtHist.net, 21.09.2016. Letzter Zugriff 13.07.2025. <https://arthist.net/archive/13751>.