Das Kunstgeschichtliche Institut der Ruhr-Universität Bochum lädt für das Sommersemester 2016 zu einer Vortragsreihe zum Thema „Herausgefordert von der Gegenwart: Fragen der kunstkritischen Praxis gestern und heute“ sowie zu einem Gastvortrag im Rahmen der AG „Sakralbau und kultische Handlungen“ ein.
Weiter unten finden Sie detaillierte Informationen zu den Inhalten der Vorträge.
Vortragsreihe „Gegenwartskunst in Kunstwissenschaft und Kunstkritik“
Jeweils mittwochs um 18.00 Uhr c.t. in GABF 04/711, Ruhr-Universität Bochum
1. Juni 2016
Anne Reimers, M.A. (London): Modeallüre oder Zeittendenz? Zeitlichkeit, Modebegriffe und die Grenzen der Kunstgeschichte in der Kunstkritik der Weimarer Republik
8. Juni 2016
Dr. Noemi Smolik (Bonn): Sprache als Tarnung – oder wie entfliehe ich dem Elend der deutschsprachigen Kunstgeschichte
29. Juni 2016
Dr. Emil Jens Sennewald (Paris): After post-digital writing – für eine Kritik im Zeitalter des Digitalen
Gastvortrag der AG „Sakralbau und kultische Handlungen“
Dienstag, 19. Juli 2016 um 18.00 Uhr c.t. in GABF 04/711, Ruhr-Universität Bochum
PD Dr. Ulrich Fürst (München, Innsbruck): Der Chorus der Mönche in der Frühen Neuzeit – neue Anforderungen und neue Lösungen
Detaillierte Vortragsinformationen:
Vortragsreihe „Gegenwartskunst in Kunstwissenschaft und Kunstkritik“
In drei Veranstaltungen widmet sich die Vortragsreihe der Frage, wie mit Gegenwartskunst in Kunstwissenschaft und Kunstkritik umgegangen wird. Wie können sich für diese beiden Formen der Auseinandersetzung mit Kunst Unterschiede identifizieren lassen, etwa im sprachlichen Zugriff, durch institutionelle Bedingungen oder durch ideologische Voraussetzungen? Darüber möchten wir mit externen Gästen diskutieren.
Die Vortragsreihe ist ein Kooperationsprojekt von Prof. Dr. Änne Söll und Jun.-Prof. Dr. Stephanie Marchal und wird durch die Fakultät für Geschichtswissenschaft und das Kunstgeschichtliche Institut der RUB sowie die VolkswagenStiftung unterstützt.
Mittwoch, 1. Juni 2016, 18.00 Uhr c.t., GABF 04/711
Anne Reimers M.A. (University of Creative Arts, London): Modeallüre oder Zeittendenz? Zeitlichkeit, Modebegriffe und die Grenzen der Kunstgeschichte in der Kunstkritik der Weimarer Republik
Die deutsche Kunstkritik der 20er Jahre stand ebenso wie eine neue Generation von Künstlern vor der Aufgabe, ihre Rolle neu definieren zu müssen. Es galt, sich dem „Takt und Tempo des gegenwärtigen Zeitcharakters“ (Gustav Schiefler) anzupassen. Im Angesicht einer expandierenden Massengesellschaft und Medienlandschaft sowie einem neuen Wahrnehmungs-Modus, zeigte sich die Kulturkritik besorgt über deren Einfluss auf die Produktion und Bewertung von Kunst. Zeitgenössische Kunstwerke mussten „zeitgemäß“ sein und als solche auch in ihrer Vermittlung identifiziert werden. Dabei stellte sich das ‚Modisch-sein‘ als besonderes Problem heraus. Dieser Vortrag nimmt eine Reihe von in Zeitschriften wie dem Kunstblatt publizierten Artikeln zum Anlass zu fragen, ob in dem Diskurs über das Problem der Zeitlichkeit der Versuch zu erkennen ist, die als unzulänglich (oder schlicht zu altmodisch) empfundenen Begriffe der akademischen Kunstgeschichte zu verschieben und sie schließlich durch ein neues Vokabular zu ersetzen.
Mittwoch, 8. Juni 2016, 18.00 Uhr c.t., Raum GABF 04/711
Dr. Noemi Smolik (Freie Kunstkritikerin, Bonn): Sprache als Tarnung – oder wie entfliehe ich dem Elend der deutschsprachigen Kunstgeschichte
Sprache ist nicht nur Tarnung, Sprache schüchtert auch ein, vor allem dann, wenn sie versucht, das Unwissen oder die Absichten des/der Sprechenden zu tarnen. Wie es funktioniert und welche Möglichkeiten es gibt, diese Art der Tarnung zu durchbrechen, darum wird es in diesem Vortrag gehen.
Mittwoch, 29. Juni 2016, 18.00 Uhr c.t., GABF 04/711
Dr. Jens Emil Sennewald (Freier Kunstkritiker, Paris): After post-digital writing – für eine Kritik im Zeitalter des Digitalen
Nach iconic turn (Stichwort „Bildkritik“) und Ubiquität des Digitalen (Stichwort „everyware“) steht Kunstkritik heute vor neuen Herausforderungen. Musste sie in den letzten Jahrzehnten ihre Definitionsmacht in Sachen künstlerischer Produktion an Kuratoren und Sammler abtreten, verlor sie zudem durch übermäßige Kundenorientierung ihrer Verlage an Glaubwürdigkeit, so öffnet sich nun ein neues, wichtiges Feld: kulturindustrielle Emanzipation. Kants Satz abwandelnd könnte man sagen: Kritik im Zeitalter des Digitalen ist der Ausgang des Users aus seiner selbst verschuldeten Abhängigkeit. Ausgehend von einer Beschreibung des Status quo der Kunstkritik in Frankreich wird der Vortrag mögliche Wege zu diesem Ausgang skizzieren.
Im Rahmen der AG „Sakralbau und kultische Handlungen“ (Prof. Dr. Cornelia Jöchner / Dr. Yvonne Northemann) findet statt:
Dienstag, 19. Juli 2016, 18.00 Uhr c.t., GA 04/711
PD Dr. Ulrich Fürst (München, Innsbruck): Der Chorus der Mönche in der Frühen Neuzeit – neue Anforderungen und neue Lösungen
Der Chorus der Mönche in den Klosterkirchen von Renaissance und Barock ist ein gutes Beispiel dafür, dass Liturgie und Kirchenmusik von der Architekturgeschichte zu wenig Beachtung finden. Dass dieser zentrale Ort monastischen Lebens nach dem Tridentinum mit völlig neuen Anforderungen konfrontiert war, wird nur wenig thematisiert:
Nach der Abschaffung des trennenden Lettners wurde der Hochaltar mehr und mehr als Schaubühne der Liturgie und der spirituellen Inhalte gestaltet, so dass die Positionierung des Mönchschors in Relation dazu grundsätzlich neu zu überdenken war. Außerdem war den einstimmig gesungenen Psalmen des Chorals in der Frühen Neuzeit die mehrstimmige und mit Instrumenten begleitete Figuralmusik gegenübergetreten. In Visitationsberichten und liturgischen Ordnungen des Barock erscheint daher das Verhältnis von ‚Choralchor’ und ‚Figuralchor’ als problematische Frage.
Der Vortrag skizziert die neuen Parameter, die die Architekten zu berücksichtigen hatten, und die dafür gefundenen Lösungen, den traditionsreichen Ort des Chorals im Kirchenraum neu zu positionieren und die verschiedenen Formen der Kirchenmusik in räumlichen Konzepten aufeinander abzustimmen.
Die Vorträge sind für Interessierte offen und wir freuen uns über einen regen Austausch. Sie werden im GA-Gebäude der Ruhr-Universität Bochum (Universitätsstraße 150 in 44801 Bochum) veranstaltet.
Quellennachweis:
ANN: Vorträge am Kunstgeschichtlichen Institut der RUB (Bochum, Jun-Jul 16). In: ArtHist.net, 03.05.2016. Letzter Zugriff 21.11.2024. <https://arthist.net/archive/12861>.