TOC 19.02.2015

IMAGO. Jahrbuch für Psychoanaylse & Ästhetik, Bd. 3, 2015

Johanna Scheel

IMAGO. Interdisziplinäres Jahrbuch für Psychoanaylse und Ästhetik,
Bd. 3, Psychosozial-Verlag, 2015, hrsg. von Manfred Clemenz, Hans Zitko, Martin Büchsel und Diana
Pflichthofer

Manfred Clemenz, Hans Zitko, Martin Büchsel und Diana Pflichthofer: Editorial

Der dritte Band des Imago-Jahrbuchs bestätigt die Intention des 2012 gegründeten Periodikums, Diskussionsforum psychoanalytischer und emotionstheoretischer Fragen zu sein, die wesentliche Aspekte der Kunst berühren. Mit seinem Titel knüpft es an jene berühmte Zeitschrift an, die in der Wissenschaftsgeschichte besonders mit dem Namen Sigmund Freud verbunden ist. Das Wort Imago gewinnt im Jahrbuch eine ästhetische Bedeutung. Es reflektiert die formale Gestaltung, die nicht psychoanalytisch zu deduzieren ist, und fordert unter dieser Prämisse auf, psychoanalytische Überlegungen zu Künstlern anzustellen.
Das Spannungsverhältnis zwischen Psychoanalyse und Historischer Emotionsforschung ist ebenso ein markantes Merkmal des Jahrbuchs. Die Historische Emotionsforschung setzt sich vor allem mit ästhetischen Transformationen des Ausdrucks von Gefühlen auseinander. Imago fordert nicht nur zu einer interdisziplinären Diskussion auf – Soziologie, Medientheorie, Kunstgeschichte und philosophische Ästhetik sind besonders zu nennen –, sondern weiß sich auch dabei der aufklärerischen Tradition verpflichtet. Die postmodernen Bildermythologien, die sich nicht einmal davor scheuen, den Animismus als wissenschaftliche Methode zu proklamieren, haben ein Umfeld geschaffen, das nach einer klaren Positionierung verlangt. Irrationale Subjektverlagerungen in das Bild haben mit Wissenschaft nichts zu tun. Allmachtsfantasien, die auf Bilder projiziert werden, führen nur zu deren Entwertung und dienen vor allem der Selbstbeschreibung des Interpreten.
Der vorliegende Band versammelt Beiträge, deren Gegenstände von der Antike bis zur Gegenwart reichen. Gewalt und Gelächter in der Literatur des Mittelalters werden ebenso thematisiert wie das Verhältnis von Kunst und Lebenswelt bis hin zu Fantasie und Wahrnehmung im Spiegel neuer Kinotechnologien. Die Funktion der Darstellung von Emotionen innerhalb antiker Grabmäler wird ebenso untersucht wie die Verfassung des Großstadtsubjekts im 19. Jahrhundert, das in der bildenden Kunst als in Eisenkonstruktionen gefangen erscheint. Die aktuelle Ausgabe weist auch ein breites methodisches Spektrum auf. Die Bedeutung der Psychoanalyse innerhalb der Theoriebildung eines führenden Kunsthistorikers wird aufgezeigt. Wie aufschlussreich die Künstlervita für die Analyse sein kann, wenn vermieden wird, die Kunstwerke als ihre direkte Spiegelung zu betrachten, wird exemplarisch vorgeführt. Formgenese hängt nicht nur mit der subjektiven Beschaffenheit des Künstlers zusammen, sondern auch mit dem Verhältnis von abstrakter Form und der Ausbildung von Zeichen. Objektorientierte Analyse verbindet sich mit philosophischer Reflexion.


Inhalt:

Editorial

»Eine erotisch platonische freundschaftsliebe«
Alexej Jawlensky und Marianne von Werefkin
Manfred Clemenz

Körpersprachliche Zeichen – im Wechsel von Semantisierung der Form und formaler Entgrenzung des Zeichens
Untersuchungen zum Naumburger Meister und zur Donauschule (Mauer, Zwettl)
Martin Büchsel

Gewalt und Gelächter
Die Kunst der Eskalation oder Mäßigung der Gewalt durch Lachen in der Literatur des Mittelalters
Werner Röcke

Eine Frage von Leben und Tod
Pathos und Leidenschaft auf den mythologischen Sarkophagen Roms
Barbara Borg

Die Algebra der Körper
Ein Essay über die Liebe, den Zufall und die Lust am Sprechen
Carola Hilmes

Kunst der Angst
Kierkegaard und der »rätselhafte Schwindel der Freiheit«
Marc Ries

Immersion als ästhetisches Prinzip der Anti-Psychoanalyse und des Kinos bei Félix Guattari
Christiane Voss

Das Ende der Einbildungskraft?
Fantasie und Wahrnehmung im Spiegel neuer Kinotechnologien
Martin Gessmann

Der Zirkel von Nähe und Distanz
Zum Verhältnis von Kunst und Lebenswelt heute
Hans Zitko

Die Ozeanische Entgrenzung in den Künsten
Musik als Parameter für den ästhetischen Prozess überhaupt
Sebastian Leikert

Persönliche Objekte
Psychoanalyse und Kunst bei Meyer Schapiro
Kerstin Thomas

Infrastruktur
Eisenkonstruktion, Ornament und Bildordnung in der Malerei Gustave Caillebottes
Markus Dauss

Rezensionen
Autorinnen und Autoren

Quellennachweis:
TOC: IMAGO. Jahrbuch für Psychoanaylse & Ästhetik, Bd. 3, 2015. In: ArtHist.net, 19.02.2015. Letzter Zugriff 14.05.2024. <https://arthist.net/archive/9527>.

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