Aus der Nähe betrachtet.
Bilder am Hochaltar und ihre Funktion im Mittelalter

Passavant-Kolloquium am 13. und 14. November 2015 im Städel Museum, Frankfurt am Main

Aus der Kirche des ehemaligen Prämonstratenserinnenklosters Altenberg an der Lahn hat sich aufgrund von glücklichen Überlieferungsumständen ein einzigartiges Ensemble von liturgischen und paraliturgischen Ausstattungsstücken aus der Zeit des 13. und 14. Jahrhunderts erhalten. Die einzelnen Objekte sind heute auf verschiedene Sammlungen weltweit verteilt, was dazu beigetragen hat, dass dieses Ensemble lange Zeit unbeachtet blieb. Jüngere Publikationen, wie Gerhard Weilands Arbeit zu St. Sebald in Nürnberg und insbesondere die soeben erschienene Habilitationsschrift von Stefanie Seeberg zu den textilen Bildwerken in Altenberg konnten aber zeigen, wie ertragreich die Befragung eines Ausstattungsensembles ist. Ästhetische und bildprogrammatische Bezüge zwischen Textilien, Glas-, Wand- und Tafelmalerei sowie Goldschmiedewerken und Handschriften verschmelzen zu einem komplexen Ganzen und es zeigt sich, dass die Summe dieser inhaltlichen Sinnstiftung die in den Einzelwerken transportierten Bildaussagen bei weitem übersteigt. Im Zentrum des Altenberger Ensembles stand das um 1330 geschaffene Retabel des Hochaltars. Es gehört zu den frühesten erhaltenen Beispielen wandelbarer Flügelaltäre im deutschsprachigen Raum und kann ab Oktober 2015 in der Ausstellung „Dialog der Meisterwerke“ aus Anlass des 200jährigen Städeljubiläums erstmals wieder in allen seinen Bestandteilen präsentiert werden: der allseitig bemalte und vergoldete Schrein aus Schloss Braunfels, die Madonnenstatue aus dem Bayerischen Nationalmuseum und die beidseitig bemalten, in sich faltbaren Flügel aus dem Städel Museum.

Anlässlich dieser Zusammenführung, neuer Funde und anknüpfend an jüngste Ergebnisse zum Ensemble dieser Hochaltarausstattung widmet das Städelsche Kunstinstitut sein diesjähriges Passavant-Kolloquium dem mittelalterlichen nordalpinen Hochaltarbild und veranstaltet am 13. und 14. November 2015 eine Fachtagung unter dem Titel „Aus der Nähe betrachtet. Bilder am Hochaltar und ihre Funktionen im Mittelalter“. Der Fokus soll auf Bildern und Inschriften am Hochaltar liegen, die offensichtlich dafür konzipiert waren, bei näherem Herantreten oder Umschreiten des Altares betrachtet beziehungsweise gelesen zu werden. So stellen sich Fragen zur Zugänglichkeit des Chor- und Altarbereichs, zur zeitgenössischen, Gattungsgrenzen überschreitenden Rezeption, insbesondere bemalter Retabelrückseiten.

Senden Sie Vorschläge für einen 30-minütigen Beitrag bitte in Form einer Kurzzusammenfassung (max. 2 Seiten) und einer gesonderten Selbstvorstellung bis 15. Februar 2015 an Fabian Wolf, wolfstaedelmuseum.de.

Für Vortragende werden die Reise- und Übernachtungskosten übernommen.