Methoden der Aufklärung. Ordnungsmuster der Wissensvermittlung und Erkenntnisgenerierung in Literatur und Kunst
Tagung des Graduiertenkollegs im Exzellenznetzwerk Aufklärung – Religion – Wissen. Transformationen des Religiösen und des Rationalen in der Moderne, Martin-Luther-Universität Halle (Saale)Das Zeitalter der Aufklärung kennzeichnet ein ausgeprägtes Methodenbewusstsein. Im Aufeinandertreffen rationaler und empirischer Erkenntnismodelle entsteht eine Vielzahl aufgeklärter Methodenkonzeptionen, die unterschiedliche Wissensfelder generieren. Auch in Kunst und Literatur lassen sich spezifische Ordnungsmuster ausmachen, die Wissen vermitteln, formale Innovationen einführen und die Erkenntnisfähigkeit der Lesenden und Betrachtenden fördern. Zeitgenössische Methoden verbinden sich mit Kunst- und Literaturtheorien, mit der formalen Anordnung in Texten und Bildern, mit einem künstlerischen Stil oder mit der Darstellungsebene der Artefakte. Sind diese Bezüge zwischen Kunst, Literatur und Methoden schon vielfältig, ist es das Methodenverständnis der Zeit nicht weniger. Seine Heterogenität erweist sich beispielsweise durch einen Blick in Nachschlagewerke oder erkenntnistheoretische Literatur. So wird in Johann Heinrich Zedlers Universal-Lexicon „Methode“ als diejenige Ordnung bestimmt, nach welcher man eine Wahrheit sowohl erfindet als auch beurteilt. Als Grundsatz gilt dabei lediglich, dass „eine Erfindung von Wahrheit nach Belieben angeordnet werden kann“, solange dies „nicht ungeschickt oder lächerlich“ geschieht.
Die Tagung schließt an Untersuchungen der letzten Jahre an, die künstlerische und literarische Artefakte mit dem Fokus der Wissensgenerierung untersuchen. Ziel ist eine Bestandsaufnahme von künstlerischen Verfahrensweisen, die Ordnungsmuster von aufgeklärtem Wissen bilden, sich mit dem bestehenden Methodenverständnis in Verbindung bringen lassen oder auch von methodischen Konventionen abweichen. Die Frage nach dem möglichen Einfluss der vorgestellten Artefakte auf Paradigmen der Aufklärung, auf Ordnungen von Wissen und auf Bestandteile aufgeklärter Methoden wird zur Diskussion gestellt.
Donnerstag, 27.01.2011
18.15 Begrüßung Jörg Dierken
Einführung Silke Förschler, Nina Hahne
ERÖFFNUNGSVORTRAG
Bettina Gockel (Zürich): Ethik und Naturerkenntnis im künstlerischen Bild. Methoden künstlerischer Aktivierung subjektiver Selbstaufklärung und Gesellschaftsbildung zwischen Europa und Amerika
Moderation Michael Wiemers
Freitag, 28.01.2011
Ästhetisch-visuelle Methoden
9.00-9.45 Harald Klinke (New York): Joshua Reynolds’ visuelle Erkenntnistheorie zwischen Empirismus und Rationalismus
9.45-10.30 Elke Katharina Wittich (Hamburg): Im Ganzen betrachten –Die Textillustrationen zur Baukunst in Johann Georg Sulzers „Theorie der Schönen Künste“
10.30-11.15 Boris Roman Gibhardt (Paris): Genuss und Wissen im Kulturaustausch – Die Weimarer Klassik im Dialog mit Pariser Kultur im späten 18. Jahrhundert
Moderation Silke Förschler
11.15-11.45 KAFFEEPAUSE
Dialog als Methode
11.45-12.30 Misia Doms (Saarbrücken): Die Darstellung von Verstehensprozessen in literarischen Dialogen der Aufklärung und ihre Funktion
12.30-13.15 Johanna Koehn (Jena): Die Aktualisierung des aufklärerischen Dialogs im Gegenwartsroman
Moderation Nina Hahne
13.15-14.15 MITTAGSPAUSE
Menschenkenntnis
14.15-15.00 Stefanie Retzlaff (Berlin/Erfurt): Einzelfall und große Zahl. Zu ihrer Epistemologie und Darstellungslogik in Medizin und Literatur
15.00-15.45 Claire Gantet (München): Über Methoden und Gattungen: Traumdiskurse und Erforschung der Seele im 18. Jahrhundert
Moderation Sandy Bernert
15.45-16.15 KAFFEEPAUSE
16.15-17.00 Julia Kerscher (Tübingen): Konkurrierendes Bildungswissen in Karl Philipp Moritz’, „Anton Reiser“: Pädagogik, Epigenesislehre, Poetik
17.00-17.45 Theresa Schön (Halle): Den Menschen (er)kennen: Charakterskizzen im Tatler
Moderation Paolo Panizzo
18.15 ABENDVORTRAG
Jutta Müller-Tamm (Berlin): Himmelsrätsel. Das Nordlicht in Physik, Kulturgeschichte und Literatur des 18. Jahrhunderts
Moderation Daniel Fulda
Samstag, 29.01.2011
Welt- und Naturwissen
9.00-9.45 Christine Schneider (Dillingen): Experientia pietate – Der Emblemzyklus im Museum mathematico physicum der Universität Dillingen
9.45-10.30 Matthias Wehry (Mannheim): Das Buch der Natur als Bibliothek der Naturwissenschaft
Moderation Silke Förschler
10.30-11.00 KAFFEEPAUSE
11.00-11.45 Wiebke Helm (Halle): Des Rätsels Lösung – Spielerischer Wissenserwerb in der Kinder- und Jugendliteratur des 18. Jahrhunderts
11.45-12.30 Daniel Ehrmann (Salzburg): Kunstwerk – „Naturwerk“ – Anschauung. Formen der Erkenntnis und ihrer Vermittlung in Goethes theoretischen Texten
Moderation Nina Hahne
ABSCHLUSSDISKUSSION
Konzeption und Organisation:
Silke Förschler, Nina Hahne
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
TagungsortInterdisziplinäres Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung
Christian-Thomasius-Zimmer (EG)
Franckeplatz 1, Haus 54
Halle (Saale)
Quellennachweis:
CONF: Methoden der Aufklärung (Halle, 27-29 Jan 11). In: ArtHist.net, 14.01.2011. Letzter Zugriff 22.12.2024. <https://arthist.net/archive/764>.