[English Version Below]
Für den guten Ton. Symposium zur Studiogeschichte.
Seit 1922 das erste provisorische Studio im damaligen Verkehrsministerium errichtet wurde, wird auf dem Rundfunkgelände nahe dem Münchner Hauptbahnhof Radio produziert. Vor knapp 100 Jahren, im Juni 1929 wurde in München der erste Rundfunkbau Deutschlands eröffnet. Diesem sollten landesweit bald viele weitere Radio- und später auch Fernsehstudios folgen. Zuletzt wurden die Münchner Rundfunkbauten 1976 um ein 20stöckiges Bürogebäude erweitert.
Das Symposium nimmt nun das bevorstehende 100-Jahr-Jubiläum des Münchner Funkhauses sowie den geplanten Abriss des Studiobaus aus den 1960er-Jahren zum Anlass, eine interdisziplinäre und partizipative Erforschung der Bauten und ihrer historischen und zukünftigen Nutzung anzuregen.
Die Geschichte der Studios im 20. Jahrhundert ist voller Veränderungen. Wie wurden Studios gebaut – als akustisch isolierte und als klanglich gestaltete Räume, als Schaltzentralen für Programm und Logistik, als öffentliche Räume für Publikum, als Orte der Produktion, der Zusammenarbeit und des Aufeinandertreffens? Von wem wurden sie genutzt – am Mikrofon, am Mischpult und in der Regie, in Redaktionen, in der Tonbearbeitung, im Archiv und Bibliotheken? Wie wurden sie technisch gestaltet und wie wirkten sie auf die technische Entwicklung ein? Wie wurden sie betrieben – von Techniker:innen, Künstler:innen, Produzent:innen, durch den staatlichen, öffentlich-rechtlichen oder privaten Rundfunk, durch welche politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Akteure? Wie wirkten die Studios in die Öffentlichkeit und Städte hinein und welchen Input erfuhren sie von diesen?
Gerade Radio- und Tonstudios kennen eine große Vielfalt an Formen und Technologien, die abhängig von den «Sonic Spaces» (Jonathan Sterne) und vom Sound sind, den sie produzieren. Die europäischen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten waren in der Mitte des 20. Jahrhunderts stolz darauf, Produkte einer Vielzahl von Studios zu vereinen – für Sprache, Hörspiel, Musik vom Solisten bis zum großen Orchester, ausgerüstet mit den neuesten Technologien. Seit Ende des Jahrhunderts, mit fortschreitender Digitalisierung, verkleinerten Produktionsteams und crossmedialen Inhalten werden Fragen der räumlichen Notwendigkeit des Studios neu gestellt. – In welchem Zusammenhang stehen Programm, Interpretationen und Produktionsstätten? Wie wird das Publikum repräsentiert? Wie verhalten sich bauliche Konstruktion, Informationsarchitekturen und Distributionswege zueinander? Was trennt Sound und Bild in Studios, was haben sie gemeinsam? Was erzeugte Stabilität, was Differenzierung, was wirkte flexibilisierend? Wie können historische Studios, ihre Akustik, Technik und Produktionslogistik dokumentiert werden?
Zu einer Geschichte des Bauens und Betreibens von Studios hat sich längst diejenige des Um- und Rückbauens, des Umnutzens, Abreissens und jüngst auch wieder des Neubauens gesellt. Viele Studiobauten stehen unter Denkmalschutz. Geschichte und Zukunft des Studios bedürfen einer interdisziplinären und partizipativen Untersuchung, um der breiten gesellschaftlichen Bedeutung von Radio und Kultur gerecht zu werden. Diese Forschungen können so gleichzeitig dazu dienen, den Weg für eine Weiternutzung der Studios, mit breiter partizipatorischer Verankerung in der Bürgerschaft zu bereiten.
Die Organisatorinnen und Organisatoren laden dazu ein, Beiträge aus einer breiten Vielfalt von Bereichen einzuschicken, wie zum Beispiel der Architektur und Denkmalpflege, der (Elektro-)Akustik, computergestützten Generation von Inhalten, der Kultur- und Medienwissenschaften, der Musikwissenschaft und (Technik-)Geschichte sowie weiterer Felder mit Bezug zum Thema. Willkommen sind weiter innovative methodische Beiträge, alle medialen Formate sowie Werkstatt- und Best Practice Berichte und Konzepte, die sich mit der partizipativen Erforschung und der öffentlichen und privaten Umnutzung von Rundfunkbauten beschäftigen.
Bitte senden Sie uns bis zum 16.09.2024 ein Abstract von 300-400 Wörtern (ohne Bibliographie) und einen kurzen Lebenslauf an folgende Adressen:
Andreas Putz putztum.de
Daniela Zetti daniela.zettiuni-luebeck.de
Hanns-Erik Endres he.endresalumni.tum.de
Benachrichtigung über die Annahme (per E-Mail): 30.09.2024.
Dauer der Vorträge: 20 Minuten für die Präsentation und 20 Minuten für die Diskussion.
Das Symposium findet am 20. und 21. November 2024 in München statt. Die Arbeitssprachen der Tagung sind Englisch und Deutsch. Vortragende werden gebeten, Folien in der jeweils anderen Sprache für ihren Vortrag vorzubereiten. Wir streben an, ausgewählte Beiträge zu veröffentlichen.
Organisiert von Andreas Putz (TU München), Daniela Zetti (Universität zu Lübeck), Hanns-Erik Endres (Denkmalnetz Bayern).
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Sonic Spaces. The Past and Future of Broadcasting and Recording Studios.
Since 1922, when the first provisional studio was set up in what was then the Ministry of Transport, radio has been produced on the broadcasting site near Munich Central Station. Almost 100 years ago, in June 1929, the first radio building in Germany was opened in Munich. This was soon to be followed by many more studios throughout the country. The most recent addition to the Munich broadcasting buildings was a 20-storey office building in 1976.
The symposium is now taking the upcoming 100th anniversary of the Munich Funkhaus and the planned demolition of the 1960s studio building as an opportunity to encourage interdisciplinary and participatory research into the buildings and their historical and future use.
The history of studios in the 20th century is full of changes. How were studios built - as acoustically isolated and sonically designed spaces, as control centers for programming and logistics, as public spaces for audiences, as places for production, collaboration and encounters? Who used them - at the microphone, at the mixing desk and in the control room, in editorial offices, in sound editing, in archives and libraries? How were they technically designed and how did they influence technical development? How were they operated - by technicians, artists, producers, by state, public or private broadcasters, by which political, economic and social actors? How did the studios influence the public and cities and what input did they receive from them?
Radio and recording studios have a wide variety of forms and technologies, depending on the "sonic spaces" (Jonathan Sterne) and the sound they produce. In the middle of the 20th century, European public broadcasters were proud to unite products from a variety of studios - for speech, radio drama, music from soloists to large orchestras, equipped with the latest technologies. Since the end of the century, with advancing digitalization, smaller production teams and cross-media content, questions about the spatial necessity of the studio have been posed anew. - What is the relationship between the program, interpretations and production facilities? How is the audience represented? How do structural design, information architecture and distribution channels relate to each other? What separates sound and image in studios, what do they have in common? What created stability, what differentiation, what had a flexibilizing effect? How can historical studios, their acoustics, technology and production logistics be documented?
The history of building and operating studios has long been accompanied by a history of conversion and dismantling, repurposing, demolition and, most recently, new construction. Many studio buildings are listed buildings. The history and future of the studio require interdisciplinary and participatory research in order to do justice to the broad social significance of radio and culture. At the same time, this research can serve to pave the way for the continued use of the studios with broad public participation.
The organizers invite submissions from the fields of architecture and heritage conservation, (electro)acoustics, computer-aided content generation, cultural studies, musicology and the history of technology, as well as other fields related to the topic. Innovative methodological contributions, all media formats as well as workshop and best practice reports and concepts dealing with participatory research and the public and private reuse of broadcasting buildings are also welcome.
Please send us an abstract of 300-400 words (without bibliography) and a short CV to the following addresses by 16.09.2024:
Hanns-Erik Endres dnbhe-endres.de
Andreas Putz putztum.de
Daniela Zetti daniela.zettiuni-luebeck.de
Notification of acceptance (by e-mail): 30.09.2024.
Duration of the presentations: 20 minutes for the presentation and 20 minutes for the discussion.
The symposium will take place on November 20 and 21, 2024 in Munich. The working languages of the conference are English and German. Presenters are asked to prepare slides in the other language for their presentation. We aim to publish selected contributions.
Organised by Andreas Putz (TU Munich), Daniela Zetti (University of Lübeck), Hanns-Erik Endres (Denkmalnetz Bayern).
Quellennachweis:
CFP: Für den guten Ton. Symposium zur Studiogeschichte (Munich, 20-21 Nov 24). In: ArtHist.net, 23.07.2024. Letzter Zugriff 21.12.2024. <https://arthist.net/archive/42382>.