CFP 09.01.2024

Session at DGS (Landau, 23-28 Sep 24)

Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau, 23.–28.09.2024
Eingabeschluss : 14.01.2024

Dr. Ralph Knickmeier

17. Internationaler Kongress 2024 der Deutschen Gesellschaft für Semiotik (DGS) e.V. „Zeichen.Kulturen.Digitalität“

[1] Künstliche Intelligenz im Dialog mit Semiotischer Kompetenz

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[1] Panel „Künstliche Intelligenz im Dialog mit Semiotischer Kompetenz“
ACHTUNG: Verlängerte Einreichungsfrist: 14.01.2024

Seit der Veröffentlichung von ChatGPT im November 2022 sorgt eine neue dialogische Künstliche Intelligenz (KI) für Staunen und verbreitet Hoffnung und Schrecken zugleich. Eine Software, die in Echtzeit vorerst noch Bausteine von Hausarbeiten für Schüler, Qualifizierungsarbeiten für Studierende, neue Programme für Informatiker, aber auch Gedichte für Literaten generiert, ja selbst vor wissenschaftlichen Grundfragen nicht kneift: „Was ist digitale Semiose?“ Antwort des Systems: „Digitale Semiose bezieht sich auf die Erzeugung, Übertragung und Interpretation von Bedeutungen durch digitale Technologien und Medien, insbesondere durch die Verwendung von digitalen Zeichen und Symbolen. Ein Beispiel ist die Verwendung von Emojis in der digitalen Kommunikation, um Emotionen auszudrücken, die in textbasierten Nachrichten schwer auszudrücken sind.“ (Kurzfassung auf Nachfrage, 20.02.2023)
In den Disziplinen, die auf visuelle Quellen angewiesen sind, wie etwa der Kunstgeschichte, kommen KI-basierte Instrumentarien bereits länger erfolgreich zum Einsatz, etwa in Marburg (Peter Bell) oder München (Björn Ommer, Hubertus Kohle). Neu sind Überlegungen, bildbasierte Klassifikationssysteme durch KI weiterzuentwickeln bzw. diese an deren Korrektur von implizierten Prozessen kultureller Aneignung, soziokultureller Verschiebungen wie Racial, Gender oder News Bias mitwirken zu lassen (Hans Brandhorst zu Iconclass & KI, 17.02.2023).
Spätestens hier stellt sich die Frage, wie die Semiotik daran mitwirken kann, den Einsatz von KI in den kritischen Wissenschaften aufgrund ihres reichen Erfahrungsschatzes im Umgang mit Zeichen und Symbolen zu befruchten, hat doch neben den grundsätzlichen Zweifeln an neuen, menschlich schwer durchdringlichen digitalen Entwicklungen auch die zunehmende Diskussion um früher Spezialisten vorbehaltene Klassifikationssysteme – etwa im Kontext der in Museen und Bildrepositorien angewandten Metadatenschemata und Ontologien – geisteswissenschaftliche Gewissheiten ins Wanken gebracht. Vermag der Digitale Humanismus solche Prozesse noch im Blick zu behalten (Wiener Manifest zum Digitalen Humanismus 2019)? Welche ethisch(-semiotischen) Fragen stellen sich im Kontext von künstlicher Intelligenz, wenn diese zunehmend eigenständig zur Erfassung und Erklärung der Welt imstande ist, dabei aber möglicherweise auch Fehler der Menschheit wiederholt oder gar ganz andere, bisher noch nicht absehbare neue machen wird?
Die Semiotik hat sich mit semiotischen Aspekten von KI-Systemen bereits wiederholt auseinandergesetzt (z.B. Jorna/van Heusden 1993). Doch die Konsequenzen der Möglichkeit, dass KI-Systeme in Zukunft eigenständig Codes entwerfen und die Welt damit auf andere, für Menschen nur noch schwer oder gar nicht mehr nachvollziehbare Art erfassen werden, und die Auswirkungen dieser Entwicklungen auf alle Bereiche der menschlichen Kultur, sind bislang (nicht nur, aber auch in semiotischer Perspektive) kaum reflektiert worden. Dies betrifft natürlich insbesondere auch die Geisteswissenschaften, deren jahrhundertelang sicher geglaubtes Monopol auf die Entwicklung von Modellen zur Erklärung von Kultur, Kunst und Kommunikation in dem Maße in Frage gestellt werden, wie Maschinen in Bezug auf kognitive und kreative Fähigkeiten gegenüber dem Menschen aufholen.
Vor diesem Hintergrund lädt das Panel zur Einreichung von Beiträgen ein, die das Potential Künstlicher Intelligenz für die Agenden der Semiotik sowie das Potential der Semiotik, zur Bewältigung der neuen Herausforderungen durch KI beizutragen, kritisch reflektieren.

Literatur
Martin Siefkes und Ralph Knickmeier (2017), Semiotik als Theorie der Digitalen Geisteswissenschaften. Themenheft der Zeitschrift für Semiotik, 39, 1-2.
René J. Jorna and Barend van Heusden (Eds.) (1993), Signs, Search and Communication. Semiotic Aspects of Artificial Intelligence. Berlin u.a.: De Gruyter.
Wiener Manifest zum Digitalen Humanismus, Wien 5/2018, https://dighum.ec.tuwien.ac.at/, letzter Zugriff am 21.2.2023.
Hans Brandhorst, Can chatGPT help us to describe and interpret images?, in: Forum Iconclass.org, URL: https://forum.iconclass.org/t/can-chatgpt-help-us-to-describe-and-interpret-images/175, letzter Zugriff am 21.02.2023.

Schlagworte
Chatbot, ChatGPT (OpenKI), Digitale Semiose, Digitaler Humanismus, Digital Humanities, Künstliche Intelligenz (KI)

Informationen zu Organisation und Ablauf
Der Kongress wird vom 24. bis 28. September 2024 an der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU) in Landau stattfinden. Bitte senden Sie Ihr Abstract weitgehend unformatiert und in einem bearbeitbaren Format (idealerweise Word) an: martin.siefkesphil.tu-chemnitz.de bzw. an ralph_knickmeiert-online.de. Verlängerte Einsendefrist ist der 14.01.2024. Ihr Abstract soll beinhalten: Titel des Vortrags, Name der Referentin oder des Referenten, Beschreibung des geplanten Vortrags (max. 300 Wörter), Institution, E-Mail-Adresse, Kurzlebenslauf (als Fließtext) und bis zu fünf einschlägige Publikationen der Referentin oder des Referenten.

Die Vorträge sollen eine Länge von 20 Minuten nicht überschreiten. Eine Veröffentlichung ausgewählter Beiträge ist geplant.

Kontakt
Für Fragen stehen Ihnen zur Verfügung: Martin Siefkes (martin.siefkesphil.tu-chemnitz.de) und Ralph Knickmeier (ralph_knickmeiert-online.de).

Konzeption und Ausrichtung der Konferenz: Prof. Dr. Jan Georg Schneider (Vorsitzender der
DGS)
Organisation der Konferenz: Dr. Georg Albert, Anne Diehr, Rafaela Kastor und Prof. Dr. Jan Georg Schneider

Weitere Informationen finden Sie unter https://www.semiotik.eu/Kongresse. Bitte lesen Sie ggf. auch die Calls der anderen Sektionen der DGS.

Quellennachweis:
CFP: Session at DGS (Landau, 23-28 Sep 24). In: ArtHist.net, 09.01.2024. Letzter Zugriff 14.05.2024. <https://arthist.net/archive/40896>.

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