CFP 07.05.2022

Bilder des Krieges

Eingabeschluss : 31.10.2022

Lars Grabbe

Grabbe, Lars C. und Held, Tobias (Hg.). 2023. »Bilder des Krieges. Darstellung und Kommunikation des Krieges im Digitalen Zeitalter.« Welt|Gestalten. Büchner-Verlag: Marburg

Die Corona-Pandemie war mehr als zwei Jahre prägend für die mediale Berichterstattung von Headlines in Zeitungen und Magazinen, über diverse TV-Formate und Nachrichtensendungen hinweg bis zu teils privaten und auch institutionell geprägten Darstellungen in den vielfältigen Social-Media-Kanälen. Ebenso unmittelbar und dominant, wie die Pandemie die Kommunikationsinhalte prägte, wird die Menge und Distribution medialer Inhalte nun massiv durch den Krieg in der Ukraine beeinflusst. Bilder von Geflüchteten reihen sich an Darstellungen zerbombter Städte, ziviler und militärischer Opfer und Panzer, politische Reden thematisieren Waffenlieferungen, Talkshows und deren Gäste versuchen sich an einer kulturellen und teilweise politischen Aufarbeitung und Social-Media-Kanäle werden mit politischen und ideologischen Zielsetzungen bewusst durch Politiker:innen, Organisationen sowie Privatpersonen bespielt. Auch die Videotelefonie und Online-Meeting-Formate, eben noch durch die Pandemie professionalisiert, sorgen nun dafür, dass sich politische Führer:innen live in Parlamentssitzungen zuschalten und sich für die staatlichen Belange instantan einsetzen können. Auf der anderen Seite gibt es
Berichte vom Offline-Prozess bestimmter Staaten (z.B. Russlands), das gezielte Abschalten digitaler Kanäle, das Verhindern einer objektiven Berichterstattung und das Fokussieren und die Reduktion auf klassisch mediale Kanäle, wie stattliche Zeitungs- und Magazinformate und pro-staatliche Rundfunkanstalten.

Wie schon die Pandemie zeigt der Krieg ein Spannungsfeld von analoger und digitaler Kommunikation auf, teilweise bereits auf der staatlichen Institutionenebene, wie man es am Beispiel Russlands und der Ukraine nachverfolgen kann. Damit ist nicht nur generell die quantitative Wissensvermittlung und faktische Wissensgestaltung gemeint, sondern auch, wie die qualitativen Semantiken und Narrative gezielt beeinflusst werden, mit denen der Krieg dann eine bewusste Prägung und Deutungsmacht erhält.

Natürlich ist die mediale Verbreitung von Kriegs- und Konfliktdarstellungen ein bekanntes Themenfeld in der medienorientierten Forschung, denn eine kontinuierliche Evidenz militärischer und transnationaler Konflikte sowie terroristischer Angriffe ist nicht von der Hand zu weisen. So liegen bereits zahlreiche Kommunikate im Bereich der Printkultur, in Radioformaten und TV-Berichten, im Kontext der Kriegsinszenierung innerhalb von Video- und Computerspielen, in den sozialen Medien oder den digitalen Aktionen innerhalb von Online-Blogs von Soldaten und Soldatinnen vor (vgl. Reer et al. 2015).

Der Call for Abstracts richtet sich daher bewusst an interessierte Forschende aus unterschiedlichen Kommunikations-Disziplinen, die sich mit den quantitativen und qualitativen Bedingungen der medialen Vermittlung des Kriegs in der Ukraine befassen möchten.
Themengebiete können sich auf folgende Bereiche beziehen, wobei weitere Themenfelder jederzeit adressiert werden dürfen:
- Journalismus und Kriegskommunikation im digitalen Zeitalter
- Politische Implikationen und Diskurse der Kriegsdarstellung in Medien
- Dokumentarische Aneignung und Vermittlung des Krieges
- Die digitale Transformation der Kriegs- und Krisenkommunikation
- Krieg und dessen Rezeption in sozialen Medien
- Medientheorie des Krieges
- Ästhetische Praktiken der Kriegsdarstellung zwischen Kunst und Design
- Krieg und Emotionalisierung durch Bilder
- Kriegsberichterstattung als moralisches Dilemma
- Kriegsbilder zwischen Inszenierung, Propaganda und Faktizität
- Soziale Rollen und Geschlechterkonstruktion in der Kriegsberichterstattung
- Kriegsbilder als soziale Appelle

Der Band »Bilder des Krieges« in der Reihe Welt|Gestalten (Büchner-Verlag, Marburg) möchte einen aktualisierten Blick auf das heterogene Feld der Kriegs- und Konfliktdarstellung werfen und hierdurch mit modernen Ansätzen – anlässlich des Krieges in der Ukraine – das mediale Spannungsfeld von unterschiedlichen Medientypen, Inszenierungen und rezeptiven Dynamiken untersuchen. Ziel soll es sein, dass die interdisziplinären Ansätze Regulative und strukturelle Modi der Kriegs- und Krisenkommunikation entbergen und gleichzeitig dabei hilfreich sind, die Unbegreiflichkeit des Krieges durch die Untersuchung medialer Mechanismen zumindest analytisch und kommunikationstheoretisch begreifbar zu machen.

Die offizielle Deadline für Abstracts ist der 31. Oktober 2022. Eine Rückmeldung über die Aufnahme in den Band der Buchreihe erfolgt bis zum 30. November 2022. Die Abstracts sollten das Thema mit 600 bis 900 Wörtern produktiv und stichhaltig in Grundzügen entwickeln. Bitte schicken Sie eine kurze Biografie, Kontaktdaten und das Abstract an Prof. Dr. Lars C. Grabbe und Tobias Held via l.grabbefh-muenster.de. Die Artikel sollten bis zum 31. März 2023 fertiggestellt werden und sich an einem Umfang von 5.000 bis 7.000 Wörtern orientieren. Bei weiteren Fragen kann gern jederzeit Kontakt zu den Herausgebern aufgenommen werden.

Literatur
Reer, Felix; Sachs-Hombach, Klaus; Schahadat, Schamma (Hrsg.) (2015): Krieg und Konflikt in den Medien. Multidisziplinäre Perspektiven auf mediale Kriegsdarstellungen und deren Wirkungen, Köln: Herbert von Halem Verlag.

Quellennachweis:
CFP: Bilder des Krieges. In: ArtHist.net, 07.05.2022. Letzter Zugriff 19.04.2024. <https://arthist.net/archive/36629>.

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