ANN 14.04.2022

Ringvorlesung: AI Imagination (Essen/online, 20 Apr-29 Jun 22)

Essen, Hochschule der bildenden Künste (HBK), Prinz-Friedrich-Str. 28A, 45257 Essen-Kupferdreh / online, 20.04.–29.06.2022

Sabine Bartelsheim

AI Imagination - Kunst und Künstliche Intelligenz
Öffentliche Ringvorlesung anlässlich der KI Biennale in Essen

Weitere Informationen: www.hbk-essen.de/de/ki-biennale/ringvorlesung
Die Ringvorlesung kann über einen Link auf der Website auch online verfolgt werden.

Mit der Entwicklung des Computer Vision Programms DeepDream 2015 rückte die Bedeutung von KI für die bildende Kunst schlagartig in den Fokus öffentlicher Aufmerksamkeit. Seither haben zahlreiche Ausstellungen und Texte die AI Art in ihrer zunehmenden Bandbreite und den sie begleitenden Fragestellungen beleuchtet. Zu den zentralen Themen der Debatte gehört jene nach der „Kreativität“ der Maschine: Ermöglicht KI eine echte „Kollaboration“ oder ist sie eher ein elaboriertes Werkzeug? Gegenstand der Diskursbeiträge sind darüber hinaus die neuen Ästhetiken, die mit den digitalen Techniken einhergehen, und die grundsätzliche Frage: Inwiefern verändern Künstliche Neuronale Netzwerke auch die Kunst?

Die Ringvorlesung „AI Imagination – Kunst und KI“ ist Teil des Programms der HBK Essen zur KI Biennale Essen, das darüber hinaus die Ausstellung „Machine Dreams“ (13.-15. Mai) und die Tagung „Figuren des Mangels“ (13.-14. Mai) umfasst.

Programm
Die Vorlesungen finden jeweils mittwochs, um 18.00 Uhr im Hauptgebäude der HBK Essen in Essen-Kupferdreh statt:

20.04.2022 Prof. Dr. Bartelsheim
Einführung: AI Imagination - Kunst und Künstliche Intelligenz

04.05.2022 Prof. Dr. Dieter Mersch
„But is it art?“ Über künstliche und künstlerische Intelligenz

Machine Learning Systeme erobern die Künste, sei es Literatur und Übersetzung (GTP-3), musikalische Improvisation und Komposition (IMC, BoB, Emi Howell etc.) oder Design und Bildproduktion (GANs und CANs), doch bleibt die Frage nach dem Verhältnis solcher Kreationen zu Kunst, Kreativität und ästhetischen Kriterien. Der Vortrag vergleicht die Mathematik künstlicher Intelligenzen mit der reflexiven Intelligenz künstlerischer Prozesse und arbeitet den ‚Zufall‘ als springenden Punkt ihrer Unterscheidung heraus.

18.05.2022 Peggy Schoenegge
KI als künstlerisches Instrument. Anwendungen in der Kunst

In dem Vortrag werden Beispiele der Anwendungen von KI in der Kunst dargestellt, in der die Technologie teils zum Instrument künstlerischen Ausdrucks genutzt werden und darüber kritische Fragen der Betrachtung aufwerfen. Darüber eröffnet sich ein Raum der Diskussion, die unterschiedliche Aspekte der KI reflektiert.

01.06.2022 Prof. Dr. Angela Krewani
Kybernetik und Informationsästhetik als Grundlagen für die Kunst der KI

Kybernetik und die sich daraus entwickelnde Informationsästhetik bilden die historischen Grundlagen für die Kunst der KI. Informationsdichte bestimmte in diesem Denken das Maß des Ästhetischen. Ausgehend von der spezifischen historischen Konstellation will der Vortrag anhand von Beispielen das Verhältnis von Ästhetik und Informationsdichte aufzeigen und danach fragen, inwiefern die Bestimmung des Ästhetischen auch heute noch gültig ist.

15.06.2022 Prof. Dr. Oliver Ruf
Medien-‚Eingriffe‘. Zur immanenten Ästhetik Künstlicher Intelligenz

‚Ästhetik‘ ist auch im Angesicht des Phänomens der Künstlichen Intelligenz ein Begriff, der (ausgehend der Bedeutung von Sinnlichkeit und Leiblichkeit für die und bei der Aufnahme von Wahrgenommenen) sowohl künstlerische wie kulturell-symbolische Formen betrifft. Diese fußen hier zudem in besonderer Weise auf den Bedingungen von Medialität. Aus jener entsteht, anders gesprochen, die eigentliche Formung und Gestaltung des Mediums ‚KI‘, die dessen eigentlichem Wesen Ausdruck verleiht (jenes vermittelt), indem etwa auch – ggf. neue – Kulturtechniken ermöglicht werden und gleichzeitig die damit konstituierte Kulturkommunikationsleistung entsteht: als gestaltete mediale Eingriffe, die formatiert und operationalisiert werden. Im bemerkenswerten Fall der Künstlichen Intelligenz tritt so, medienästhetisch gesehen, eine Wirkungskraft auf, die die Modalität des Dargestellten leitet. Es erscheint die Performation von Dargestelltem, die in und mit diesen Medien eine spezifische Produktions- und Rezeptionsästhetik immanent evoziert.

29.06.2022 Prof. Dr. Pamela C. Scorzin
Digitale Körperbilder. Zur algorithmisierten Ästhetik posthumanistischer Körper

In den Medien begegnen uns heute fotorealistische Bilder von Menschen, die niemals gelebt haben. Sie wurden von einer Künstlichen Intelligenz (KI) nach Vorbildern aus Stock-Fotografie und Opensource-Bilddatenbanken in einem Deep Learning-Prozess nachgeahmt und täuschend echt simuliert. Daneben sehen wir in den Künsten weitere digitale Körperbilder, die nach dem gleichen technologischen Verfahren von einer KI errechnet und synthetisiert wurden, uns aber bizarr und surrealistisch deformiert erscheinen, als hätte sie eine (lebensähnliche) Bildmaschine halluziniert oder erträumt - so auch das gängige metaphorische Narrativ der KI-Kunst (AI ART). Die KI-Bilder erscheinen uns als ein Amalgam aus biologischen Mustern, geologischen Strukturen und malerischen Abstraktionen. Aber auf welche Körper referieren diese automatisierten digitalen Bildproduktionen der Künstlichen Intelligenzen, wie sie uns seit einigen Jahren in Kunst und Design begegnen? Wie sieht dabei das neue Verhältnis von digitalen Bildtechniken, Körperbild und Biotechnologie aus? Digitalisierung und Automatisierung, Künstliche Intelligenz und ihre zugehörigen Diskurse in den aktuellen Technowissenschaften verändern nicht nur gerade den modernen Kreativitäts- und Geniebegriff in der nachmodernen Kultur, sondern gleichzeitig eröffnet der weitreichende Einsatz von Algorithmen und künstlichen neuronalen Netzwerken in der Visuellen Kultur heute ebenfalls neue Fragen zu Autorschaft und zur Repräsentation.
Am Beispiel von KI-generierten Körperbildern wagt der Vortrag eine erste Definition und charakterisiert die algorithmisierte Ästhetik dieser neuen digitalen Körperbilder als virtuell, variabel und viabel. Als Meta-Bilder verweisen sie außerdem eindrucksvoll auf die allgemeine Modellierbarkeit und Transformation des menschlichen Körpers im Post- und Transhumanismus.

Verantwortlich:
Prof. Dr. Sabine Bartelsheim
sabine.bartelsheimhbk-essen.de

Quellennachweis:
ANN: Ringvorlesung: AI Imagination (Essen/online, 20 Apr-29 Jun 22). In: ArtHist.net, 14.04.2022. Letzter Zugriff 19.05.2024. <https://arthist.net/archive/36396>.

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