CFP Mar 4, 2010

Die Biographie (Basel, Dec 10)

Beate

Call for Papers

Die Biographie. Mode und Universalie?

Eine Tagung des Kunsthistorischen Seminars der Universität Basel und
der Gesellschaft zur Förderung moderner Kunsthistoriographie GFKM,
Basel 9.-11.12.2010

Die Leben und Werk miteinander verbindende Monographie in Form der
Künstlerbiographie, das ?Maskenspiel? der Autobiographie sowie
Selbstaussagen von Künstlern in Form von Interviews oder
programmatischen Stellungnahmen, aber auch die Lebenserinnerungen von
Kunsthistorikern (Museumsleitern, Universitätsprofessoren,
Kunstkritikern, Kunsthändlern) sowie die intellektuelle Biographie des
Gelehrten sind zentrale Quellen und Bausteine jedes Verständnisses von
Kunst und Kunstgeschichte, von Künstlern und Wissenschaftlern. Die
Formierungen des künstlerischen Feldes wie des Wissenschaftsbetriebes
werden von diesen Schriften in entscheidendem Maße beeinflusst und
bedürfen der kritischen theoretischen wie historisch
kontextualisierenden Analyse.

Die Tagung zielt auf einen Beitrag zu einer inzwischen systematisch
vorgenommenen Reflexion der unterschiedlichen Gattungen der Biographie
und ihrer Randbereiche, die nicht zuletzt mit Blick auf die
Wissenschaftsgeschichte und engere Fachgeschichte als deren integraler
Bestandteil von überragender Relevanz ist. Im Verhältnis zu den
Nachbardisziplinen ? etwa der Geschichts- oder der
Literaturwissenschaft ? spielt die Biographie zwar eine zunehmende,
bei weitem aber noch nicht so bedeutende Rolle wie dies nötig scheint,
wenn es um eine kritische Bestandsaufnahme der historischen wie
gegenwärtigen Entwicklung des Faches geht. Die gegenwärtige
Relativierung theoretischer Postulate der 1960er Jahre, die dem
handelnden Subjekt eher reserviert bis feindlich gegenüberstanden, im
Zeichen neuerer Subjekttheorien, bietet die Möglichkeit einer
neuerlichen Reflexion der alten Gattung, ohne die Verdienste der
Infragestellung einer personenzentrierten Geschichtsschreibung zu
ignorieren. Gleichwohl sind die persönlichen Kontexte, Beziehungen und
Netzwerke, die biographischen Kontinuitäten und Brüche aber auch die
Genese und weitere Ausarbeitung methodischer Paradigmen in
Auseinandersetzung mit Nachbardisziplinen und ihrer Protagonisten
sowie Machtfragen der Durchsetzung von Methoden, ?Denkstilen? und
Forschungsfeldern einige Aspekte, die die Kunstgeschichte als
Institution betreffen. Parallel wird das Verhältnis von Subjekt und
Werk im Bereich der Kunst neu durchdacht. Nicht nur eine
Fachgeschichte in kritischer Perspektive ist Gegenstand einer
modifizierten, zeitgemäßen Biographik, sondern auch die aktualisierte
Analyse subjektivierter Kreativität, wobei sowohl dem Produzenten wie
dem Werk neue Aufmerksamkeit zuteil wird.

Nicht zuletzt die Frage nach der möglichen Breitenwirkung unseres
Faches und der Vermittlung neuer Erkenntnisstände an ein breites
Zielpublikum ist als Moment einer neuen Biographik bedenkenswert. Das
Interesse an Biographien, Monographien und Werkeinführungen, die
Person und Werk miteinander verbinden, hat von Seiten der
Kunstinteressierten und von Seiten der Verlage zugenommen, wie der
Start neuer biographischer Reihen oder der beständige Erfolg
bestehender belegt. Der alte Wunsch über die Person ein Werk zu
verstehen, wirkt bis heute fort, so wie man die Person im Werk
aufzuspüren versucht. Es besteht für das Fach nicht zuletzt die
Möglichkeit, sich in einer schwierigen Situation der gesamten
Geisteswissenschaften neu zu positionieren, die eigene Relevanz in
einem populären Medium zu unterstreichen und neueste Forschungen dabei
als integralen Bestandteil breitenwirksamer Wissensvermittlung zu
begreifen.

Themengebiete und Fragstellungen der Tagung betreffen die Künstler-
oder Gelehrtenmonographie, die Autobiographie als Spezialfall der
Biographie, das Interview oder Gespräch als zentrale Quelle der
Biographie in den unterschiedlichen Medien, die Bedeutung von
Biographie und Autobiographie in der Fach- oder
Wissenschaftshistoriographie, die Biographie als Medium der
gleichermaßen populären wie fundierten Wissensvermittlung und neuere
Theorien der Biographik.
Beitragsvorschläge sind sehr willkommen und bitte bis 10. April 2010
an Barbara Schellewald (barbara.schellewaldunibas.ch) und Olaf Peters
(olaf.peterskunstgesch.uni-halle.de) zu senden; das Programm soll
Ende April erstellt sein.

Mögliche Sektionen:

Die Biographie des Künstlers
Die Biographie des Kunsthistorikers
Die Autobiographie
Biographie und Wissenschaftsgeschichte
Die Theorie / moderne Ansätze der Biographik (unter Hinzuziehung
anderer Disziplinen und neuerer methodischer Ansätze)
Die Quellen der Biographik und ihre Erschließung

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Reference:
CFP: Die Biographie (Basel, Dec 10). In: ArtHist.net, Mar 4, 2010 (accessed Jul 1, 2025), <https://arthist.net/archive/32453>.

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