Tagung zum Thema "Multiple Autorschaft. Alternatives Handeln und
Denkmodell"
Durchführung: 16. Mai 2008, Universität Bern
Deadline für Papers: 29. Februar 2008
Vorschläge für Referate (30 Minuten) von maximal 300 Wörter sind
einzureichen bei: rachel.maderikg.unibe.ch
Gegenstand der Tagung Die kollektive Produktion in der Kunst ist ein
Phänomen des 20. Jahrhunderts, dies jedenfalls suggeriert die bestehende
Literatur dazu. Die darin besprochenen Beispiele unterstützen diese
These, als früheste Erscheinungsformen werden etwa ‚Der blaue Reiter’
genannt, in den fünfziger Jahren folgte die Situationistische
Internationale. Ab den sechziger Jahren kann nicht nur eine
Multiplikation von Kollektiven in der Kunst festgestellt werden, sondern
auch deren funktionelle Ausdifferenzierung. Heute existieren
kollaborative Projekte die sich als Netzwerke gestalten (vgl. Projekte
wie Money Nations von Marion von Osten oder Kültür von Ursula Biemann,
beide realisiert im der Shedhalle, Zürich), die eine Gruppenbezeichnung
als Hülle und Denkform nutzen (Atlas Group) oder andere wie das
Westschweizer collectif_fact, das seine Zusammenarbeit als pragmatische
Ideologie, die seine Arbeiten im digitalen Bereich notwendig machen
würde, bezeichnet.
Diese aktuellen Tendenzen dienen in der Tagung als Arbeitshypothese, die
aus unterschiedlichsten zeitlichen und methodischen Perspektiven
debattiert werden sollen: Was bedeutet es für eine kunsthistorische
Analyse, wenn sie nicht vom Einzelkünstler ausgeht, sondern immer
multiple Faktoren bzw. Produzenten annimmt
Die Tagung will vor dem
Hintergrund jüngerer methodischer Instrumentarien (u.a. Diskursanalyse,
Begriff des Feldes nach Bourdieu) das Phänomen der multiplen Autorschaft
als kunsthistorisches Modell, in dem das künstlerische Arbeiten als ein
Element einer kollektiven Bedeutungsproduktion verstanden wird,
beleuchten und diskutieren. Diese Überlegungen schliessen an die seit
einiger Zeit breit diskutieren Fragen zu Autorschaft an: den
dekonstruktiven Vorgehen, die im Anschluss insbesondere an Barthes (Tod
des Autors, 1968) und Foucault (Was ist ein Autor
1969) entwickelt
wurden, werden Versuche an die Seite gestellt, in denen alternative
Formen eines künstlerischen Selbstverständnisses angewendet werden.
Inwiefern dadurch konventionelle Interpretationsmuster der
Kunstgeschichtsschreibung aufgebrochen werden, soll anhand der einzelnen
Beispiele thesenhaft aufgezeigt und debattiert werden.
Liste möglicher Themen:
- Werkstätten, Bauhütten, Künstlerateliers und ähnliche Orte
gemeinschaftlichen Arbeitens seit dem Mittelalter und ihre
kunsthistorische Rezeption
- Netzwerke in Fallbeispielen und das Netzwerk als Interpretationsmuster
- exemplarische Beispiele kollektiver Produktion
- kunsthistorische und kulturwissenschaftliche Theorieansätze basierend
auf der Idee gemeinschaftlicher Kreativität
- Überlegungen zu den politischen und/oder subversiven Implikationen
kollektiver Vorgehen
-Kollektivität und Interdisziplinarität
-kritische Reflexion der in der aktuellen Diskussion prominent
verwendenten Topoi zur Thematik wie etwa das Netzwerk, das Rhizome,
Kooperationen etc. Welche Formen der Erzählung werden dadurch erzeugt, w
elche Verhältnisse verschleiert etc.
Die Beträge der Tagung werden zusammen mit weiteren Texten in einem
einführenden Reader zur Thematik in der Reihe ‚Kunstgeschichte der
Gegenwart’ (hrsg. von der Universität Bern, Verlag Lang) publiziert. Die
Entgeltung von Reise, Übernachtung und Verpflegung ist grösstenteils
gesichert.
Organisation und Durchführung: Dr. Rachel Mader, Universitäten Bern und
Zürich
Kontakt:
Dr. Rachel Mader Assistenz
Lehrstuhl für die Kunstgeschichte der Gegenwart Universität Bern
Hodlerstrasse 8
3011 Bern
Tel: 0041 (0)31 631 47 50
Mobil: 076 588 86 86
Quellennachweis:
CFP: "Multiple Autorschaft" (Bern, 16 May 2008). In: ArtHist.net, 24.01.2008. Letzter Zugriff 02.01.2025. <https://arthist.net/archive/30038>.