ANN 17.01.2008

Vortragsprogramm zur "Cranach"-Ausstellung (Frankfurt, Jan-Feb 08)

Gabriel

Städel Museum: Vortragsprogramm zur Ausstellung "Cranach der Ältere"
(noch bis 17. Februar 2008)

Die Vorträge im Rahmen der Sonderausstellung "Cranach der Ältere" im
Städel Museum finden jeweils im Metzler-Saal (Eingang Dürerstraße 2)
statt. Der Eintritt ist frei.

Dienstag, 22. Januar 2008, 19.00 Uhr
Vortrag von Dr. Gunnar Heydenreich, Düsseldorf
"Neues zu Maltechnik und Arbeitsweise Lucas Cranachs"

Von seinen Wittenberger Anfängen an wird Cranach als der "schnellste der
Maler" gefeiert; selbst seine Grabinschrift hält dieses zeitgenössische
Urteil für die Nachwelt fest. Dennoch unterscheiden sich seine Tafelbilder
im maltechnischen Aufbau nicht wesentlich von denen seiner Zeitgenossen.
Den vermeintlichen Widerspruch zwischen der stupenden Qualität und der
ungeheuren Produktivität des Cranach-Ateliers hat man lange nicht
aufzulösen verstanden. Gunnar Heydenreich gewann aus der mikroskopischen
und gemäldetechnologischen Untersuchung von Hunderten von Werken eine
Fülle neuer Erkenntnisse, welche die Effizienz des Unternehmens Cranach
erklären. Er verbindet dabei Laborbefunde mit historischen Quellen und
kann deswegen zum ersten Mal anschaulich und detailliert schildern, woher
Cranach bestimmte Pigmente bezog, wie er seine Bildträger zubereiten ließ,
und wie er die Aufgabenverteilung unter seinen Mitarbeitern regelte.

Dr. Gunnar Heydenreich ist stellvertretender Leiter des
Restaurierungszentrums der Landeshauptstadt Düsseldorf. Seine 2007
erschienene Monographie Lucas Cranach the Elder: Painting materials,
techniques and workshop practice, die neue und bahnbrechende Erkenntnisse
zu Malweise und Werkstattorganisation Cranachs liefert, stellt einen der
wichtigsten Beiträge jüngeren Datums zur Cranach-Forschung dar.

Donnerstag, 31. Januar 2008, 19.00 Uhr
Vortrag von Prof. Dr. Berthold Hinz, Kassel
"Werkstatt und Variante bei Lucas Cranach"

Ein weiterer wesentlicher Aspekt der Cranachschen Produktivität ist die
Fähigkeit, das in der Werkstatt vorhandene Vorlagenmaterial auf immer neue
Weise phantasievoll zu kombinieren. Aus einem letztlich begrenzten Fundus
wird so eine ungeheuere Vielzahl an bildlichen Lösungen generiert. Mit
dedektivischem Spürsinn rekonstruiert Berthold Hinz die hinter den Bildern
liegenden Formeln und die künstlerischen Verfahrensweisen bei ihrem
Einsatz. Dabei kommt er auch auf die Frage der beteiligten Personen zu
sprechen: Woran können wir bei einer so perfekt organisierten Praxis im
Atelier noch die Handschrift des Meisters von derjenigen seiner
Mitarbeiter unterscheiden"

Prof. Dr. Berthold Hinz lehrte bis zu seiner Eremitierung als Professor
für Kunstgeschichte an der Kunsthochschule / Universität Kassel. In seinem
umfangreichen Oeuvre hat er sich mehrfach ausführlich mit dem Werk Lucas
Cranachs des Älteren beschäftigt und zählt zu den renommiertesten
Cranach-Spezialisten.

Dienstag, 5. Februar 2008, 19.00 Uhr
Vortrag von Prof. Dr. Martin Warnke, Hamburg
"Lucas Cranach zwischen den Konfessionen"

Cranachs Bedeutung als "Maler der Reformation" ist unbestritten " seine
Porträts von Martin Luther und seiner Frau Katharina von Bora wurden in
der Cranach-Werkstatt in Serie produziert und im Rahmen einer regelrechten
Imagekampagne für den Reformator eingesetzt. Daneben war Cranach
maßgeblich an der Entwicklung genuin protestantischer Bildthemen
beteiligt, die Luthers Lehre propagierten und trotz Bilderstürmerei
überdauern konnten. Gleichzeitig blieb er aber seinen altgläubigen
Auftraggebern treu. In Cranachs Werkstatt entstanden bis zu seinem
Lebensende zahlreiche Madonnenbilder, von denen einige bis heute als
Gnadenbilder besonders verehrt werden. Für Kardinal Albrecht von
Brandenburg, den Gegenspieler Luthers, lieferte er nicht nur die Entwürfe
zu bedeutenden Kirchenausstattungen, sondern porträtierte diesen mehrfach
" in der Rolle des Kirchenvaters Hieronymus. In seinem Vortrag beleuchtet
Prof. Dr. Martin Warnke welche Auswirkungen die im Zuge der Reformation
veränderten politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen auf die
Bildkünste im Allgemeinen und speziell auf Cranachs künstlerisches
Schaffen hatten.

Martin Warnke, bis zu seiner Eremitierung im Jahre 2003 als Professor für
Kunstgeschichte zunächst in Marburg und dann in Hamburg tätig, gehört zu
den einflussreichsten und bekanntesten Kunsthistorikern in Deutschland.
Sein besonderes Augenmerk gilt der Rekonstruktion der
sozialgeschichtlichen und politischen Rahmenbedingungen, unter denen
Kunstwerke entstehen.

Ort: Metzler-Saal, Städel Museum, Schaumainkai 63, 60596 Frankfurt,
Eingang Dürerstraße 2
Information: www.staedelmuseum.de, E-Mail: infostaedelmuseum.de, Tel.:
(+49-69) 60 50 98-0

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Quellennachweis:
ANN: Vortragsprogramm zur "Cranach"-Ausstellung (Frankfurt, Jan-Feb 08). In: ArtHist.net, 17.01.2008. Letzter Zugriff 02.01.2025. <https://arthist.net/archive/30014>.

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