ANN 28.03.2006

Iconic Talk: bild, geschichte (Basel, Apr-May 06)

Eikones

Iconic Talk

Das Graduiertenkolleg "Bild und Wissen" innerhalb des Nationalen
Forschungsschwerpunktes (NFS) "Iconic Criticism - Bildkritik. Macht und
Bedeutung der Bilder", Basel, lädt ab dem Sommersemester 2006 ein zu
Iconic Talk.

Iconic Talk ist eine öffentliche Veranstaltungsreihe, die unter
semesterweise wechselnden Gesichtspunkten das zentrale Thema des
Graduiertenkollegs, den Zusammenhang von Bild und Wissen, fokussiert. Der
Schwerpunkt des Sommersemesters 2006 liegt auf dem Verhältnis von
Bildlichkeit und Geschichtlichkeit.

Iconic Talk versteht sich als Plattform für unterschiedliche
Präsentationsformen wie Streitgespräche, Vorträge und Performances und
möchte WissenschaftlerInnen und KünstlerInnen ein Forum bieten, um
originelle Standpunkte im Austausch mit einem
interessierten Publikum zu erproben.

Iconic Talk findet in der Regel alle zwei Wochen, jeweils dienstags von
18.30 bis 20.30
Uhr, statt.

Ort: eikones. NFS Bildkritik, Rheinsprung 9-11, CH-4051 Basel

Kommende Termine:

11. April 2006
Jens Meinrenken: Bildgeschichte / Geschichtsbild. Der Teppich von Bayeux
als multimediales Ereignis

25. April 2006
Andrea Schütte: Jacob Burckhardt in der Pinakothek: Geschichtsschreibung
als Museographie

16. Mai 2006
Ethel Matala de Mazza: Arkane Geschäfte. Ikonopolitik und Staatsraison in
Jean Racines Bérénice

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Iconic Talk - Sommersemester 2006

bild, geschichte

Das Verhältnis von Bild und Geschichte oder Bildern und Geschichten kann
nach zwei Seiten hin ausgelegt werden: in Hinblick auf Bilder, die
Geschichte machen, und aus dem Blickwinkel einer Geschichte, welche Bilder
hervorbringt. Aussichtsreich erscheint dabei eine Perspektive, die nach
der inneren Verknüpfung dieser beiden Aspekte fragt und damit Bilder von
der Geschichte aus denkt und vice versa. Diese wechselseitige Bedingtheit
von Historizität und Bildlichkeit soll im Zentrum des ersten Zyklus der
Vortragsreihe Iconic Talk stehen.

Welche Bilder machen wir uns von der Geschichte, wie stellen wir sie uns
vor Augen? Sind es Geschichtsbilder, die unser historisches Denken leiten?
Schafft sich der fragmentierte Körper der Geschichte erst im Spiegel
solcher Bilder Geschlossenheit, Identität und eine Vorstellung von sich
selbst? Ist Geschichte denkbar, ohne sich ein Bild von ihr zu machen, und
welchen Aufschluss geben uns die Bilder der Geschichte - Bilder von
Bäumen, Korallen oder Rhizomen, von Strömen und Meeren, aber auch von
Büchern oder Archiven - über das gesellschaftliche Imaginäre, das durch
sie gleichsam erst erzeugt wird? Was heißt insbesondere, sich ein Bild von
der Geschichte machen? Ist es eine spezifische Form von Bildlichkeit, die
historische Modelle generiert und damit konstitutiv ist für unser Bild von
der Geschichte, das wiederum Bilder hervorbringt, andere verleugnet und
sich in einzelnen Bildern verdichtet? Und was heißt genau, dass Bilder
eine Geschichte haben, dass ihnen eine Historizität eingeschrieben ist, in
der sie zwar nicht aufgehen, die aber immer mitbedacht werden muss, wenn
wir darüber nachdenken, warum zu einem bestimmten historischen Zeitpunkt
diese und nicht jene Bilder auftauchen, mit diesen und nicht jenen
Motiven, mit diesen und nicht jenen Inhalten, in dieser und nicht jener
medialen Form (als literarisches Symbol, philosophisches Modell, als
Gemälde, als analoges oder digitales Bild)? Und was wäre jener
signifikante Rest, jener Überschuss an Bedeutung, durch den sich Bilder
einer eindeutigen historischen Einordnung und Determinierung entziehen?

Interessant wird diese Konstellation, wenn man davon ausgeht, dass Bilder
diese Geschichtlichkeit auch immer mitreflektieren, sei es, indem sie
Geschichtsbilder erst schaffen bzw. diese illustrieren oder ihrer Latenz
entkleiden, sei es, indem sie Ereignisse durch ihren Rahmen und innerhalb
dieses Rahmens erst zu Ereignissen machen (vom Erdbeben in Lissabon in
Voltaires "Candide" über den "Ballhausschwur" Jacques-Louis Davids bis hin
zu den Photographien und Fernsehbildern von Willy Brandts Kniefall vor dem
Mahnmal im ehemaligen Warschauer Ghetto) und somit geschichtliches Handeln
oftmals erst motivieren, oder aber, indem sie - inhaltlich oder formal -
Bezug auf die Geschichte der Bilder nehmen und diese oftmals zitieren,
verfremden und kommentieren, negieren oder revolutionieren.

eikones - NFS Bildkritik / NCCR Iconic Criticism
Graduiertenkolleg "Bild und Wissen"
Universität Basel
Rheinsprung 9-11
CH-4051 Basel

graduiertenkolleg-eikonesunibas.ch

www.eikones.ch

Quellennachweis:
ANN: Iconic Talk: bild, geschichte (Basel, Apr-May 06). In: ArtHist.net, 28.03.2006. Letzter Zugriff 12.05.2025. <https://arthist.net/archive/28052>.

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