CONF 06.10.2005

Raum. Orte der Kunst (Berlin, 25 Sep-10 Dec 05)

Stefanie Schmidt

RAUM. Orte der Kunst

25. September bis 10. Dezember 2005

Akademie der Künste,
Pariser Platz 4, 10117 Berlin-Mitte
Tel 030-20057-1000, Fax 030-20057-1702
und
Hanseatenweg 10, 10557 Berlin-Tiergarten
Tel 030-20057-2000, Fax 030-39076-175

Informationen unter: www.adk.de/raum

RAUM. Orte der Kunst
Der inhaltliche Schwerpunkt der Akademie im Herbstprogramm 2005 ist Teil des
größeren Vorhabens "RAUM. Orte der Kunst", das die Akademie bereits seit
längerem beschäftigt und das sie weiterhin verfolgen wird. In diesem Herbst
widmen sich interdisziplinär und spartenübergreifend ganz unterschiedliche
Veranstaltungsformen diesem Thema. Neben Tagungen finden Workshops, Lesungen
und Performances statt, ein Pilotprojekt für einen Künstleraustausch zum
Thema "research space" ist ebenso vertreten wie Filmlectures,
Klanginstallationen und Premieren von Tanz und Musik. Am Programm beteiligen
sich Akademie-Mitglieder aller Sektionen, unter ihnen Reinhild Hoffmann,
Georg Katzer, Christina Kubisch, Ulrich Matthes, Heiner Moldenschardt und
Peter Zlonicky. Im Mittelpunkt der vielfältigen Projekte stehen zum einen
die Probleme des urbanen Raums und zum anderen die Rolle von Raum und Körper
in der zeitgenössischen Kunst.

Eingeführt wurde das Thema durch ein im Herbst vergangenen Jahres mit großer
Resonanz durchgeführtes Symposium TOPOS RAUM, bei dem von Gottfried Boehm
über Harun Farocki bis Peter Sloterdijk eine rege Diskussion über die
"Ortlosigkeit der Künste" entfacht worden ist. Die Ausstellung RAUM. Prolog
im Frühjahr 2005 hat diese Problematik in die eigenen neuen Räume der
Akademie getragen. Im Herbst kommenden Jahres wird als weiterer Teil des
Gesamtvorhabens die Ausstellung RAUM. Orte der Kunst in beiden Häusern der
Akademie, am Hanseatenweg und im Neubau am Pariser Platz, stattfinden. Sie
wird in einem übergreifenden historischen Zusammenhang die Veränderungen von
Raumvorstellungen in den Künsten vom frühen 20. Jahrhundert bis zur
Gegenwart exemplarisch darstellen. Zu sehen sein werden u.a. Arbeiten von
Francis Alÿs, Dieter Appelt, Francis Bacon, Matthew Barney, Constantin
Brancusi, Samuel Beckett, Pierre Bonnard, Janet Cardiff, Thomas Demand, Max
Ernst, Jean Genet, Garry Hill, Mark Lombardi, Gordon Matta- Clark, Alberto
Giacometti, Thomas Huber, Donald Judd, Paul Klee, Albert Londe, Henri
Matisse, Piet Mondrian, Giorgio Morandi, Bruce Nauman, Pablo Picasso, Man
Ray, Bridget Riley, Medardo Rosso, Richard Serra, Santiago Siera, Hiroshi
Sugimoto.

Das Thema RAUM. Orte der Kunst ist ein zentrales Thema der Akademie nach der
Eröffnung des Neubaus am Pariser Platz und geht der Frage nach dem
Verhältnis von Raum und Ort in den Künsten des 20. und beginnenden 21.
Jahrhunderts in einer Folge von Veranstaltungen und Ausstellungen nach.
Dabei handelt es sich zum einen um ein künstlerisches Problem, zum anderen
aber auch um die Antwort der Künste auf eine globale Veränderung unserer
Gesellschaft. Angesichts virtueller Medien verbinden die Künste in
zunehmendem Maße Darstellungen des Raumes mit der Befragung ihres eigenen
Ortes ­ eine Koppelung, die seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts
kennzeichnend für die Situation der modernen Kunst scheint. Mit dem
Verschwinden der fraglosen Hierarchie gesellschaftlicher Orte in der Moderne
verlor die Kunst nicht nur den Auftrag der Repräsentation, sondern auch die
Grundlage ihres traditionellen Selbstverständnisses. RAUM. Orte der Kunst
ist ein erster Versuch, diese Situation im gegenwärtigen Dialog der Künste
aufzuzeigen und zu diskutieren.

Zwei für das Vorhaben eigens konzipierte szenische Produktionen bilden den
Auftakt des Veranstaltungsprogramms im Herbst 2005. Das neue Stück Im Lot
von Reinhild Hoffmann (Mitglied der Sektion Darstellende Kunst) wird sich
mit dem Thema "Körper als Ort" auseinandersetzen. Gemeinsam mit dem Theater
Grotest Maru (Berlin) und freien Akteuren haben der Komponist Georg Katzer
(Mitglied der Sektion Musik) und die Künstlerin Rose Schulze mit Architektur
als Lebensraum eine Tanzperformance für das neue Gebäude der Akademie am
Pariser Platz konzipiert.

Die Junge Akademie hat in Kooperation mit einem Vorhaben der Universität der
Künste ein gemeinsames Projekt zur Forschung als künstlerische Praxis
initiiert. Es handelt sich um ein Austauschprogramm von jeweils fünf in
Berlin und Kopenhagen arbeitenden Künstlern.

Die Vorträge des Symposiums "Raum und Kino ­ Baustellen der Faszination"
untersuchen neue Ästhetiken der Soundgestaltung und Montage, diskutieren die
Expansion filmischer Techniken in den begehbaren Raum und setzen sich mit
Leitmotiven exemplarischer Raumimaginationen im modernen Kino auseinander.

Erstmalig unternimmt die Akademie mit dem Symposium "Räume der Zeichnung"
eine Kooperation mit den Staatlichen Museen zu Berlin, Preußischer
Kulturbesitz, dem Sonderforschungsbereich 626 der Freien Universität Berlin
und der Galerie Fruehsorge, das in den Räumen der Akademie und im
Kupferstichkabinett stattfindet und sich mit drei thematischen Schwerpunkten
des Verhältnisses von Zeichnung und Raum beschäftigt: der Zeichnung als
einem generativen Raum des Denkens, der ästhetischen Artikulation von Räumen
in der Fläche des zweidimensionalen Bildträgers und der Besonderheit von
Zeichnungen, die zu installativen Raumsituationen ausgeweitetet sind.

"Dis_Positionen: Klang, Medien und urbaner Raum" umfaßt Klangexperimente,
ein Symposium und Konzerte. Hier wird der Frage nachgegangen, was geschieht,
wenn Raum nichts Gegebenes mehr ist. Wiederum stellt ­ wie bei der Jungen
Akademie ­ die Metapher der Stadt und die veränderte Auffassung von Raum und
Urbanität eine besondere Herausforderung dar. Auch das Radio als
elektromagnetischer Raum wird in das Projekt einbezogen.

Mit dem urbanen, dem "öffentlichen" oder "gesellschaftlichen" Raum werden
sich in fachinternen Seminaren und Workshops auch die Architekten
beschäftigen. An den Modellen urbaner Raumbildungen ­ Pariser Platz und
Hansaviertel, den zwei Standorten der Akademie ­ sollen die ursprünglichen
und die später daraus entstandenen räumlichen Leitbilder städtebaulicher
Visionen untersucht werden. Die Ergebnisse werden öffentlich präsentiert.

Neben diesen aus der Künstlersozietät der Akademie entstandenen Projekten
bereichern drei in Kooperation mit international renommierten Instituten
konziperte Projekte das Veranstaltungsprogramm.
Ein Workshop unter dem Titel Virtuelle Bildräume in Computerspiel und
Kinofilm (Kooperation mit der Friedrich-Schiller-Universität Jena und der
Hochschule für Bildende Künste, Hamburg) vergleicht die unterschiedlichen
Strategien zur Inszenierung “neuer³ Räume in Computerspielen und Kinofilmen
und hinterfragt den Einfluß virtueller Raumkonzeptionen auf den
gegenwärtigen Raumdiskurs. Das Projekt experiment city/berlin/05
(Kooperation mit id22) befaßt sich mit der nachhaltigen Nutzung von
städtischen Frei-Räumen, wobei “urbane Pioniere³ und etablierte
Kulturprojekte auf Planer, Verwaltung und Wirtschaft treffen. In Kooperation
mit der Freien Universität Berlin, dem Zentrum für Literaturforschung in
Berlin und dem Graduiertenkolleg “Mediale Historiographien³ der
Bauhaus-Universität Weimer konzipiert, untersucht das Symposium Auszug aus
dem Lager das Lager als Paradigma des modernen Raums: die Beteiligung der
verschiedenen Künste an der Konstruktion und dem Betrieb der Lager, die
spezifische Art der Reflexion innerhalb verschiedener Künste über die
Erfahrung des Lagers und die Faktoren, die das Paradigma des Lagers in den
Künsten dominant werden lassen.

RAUM. Orte der Kunst vereint auf Initiative der Sektion Bildende Kunst
Arbeiten von Mitgliedern der Akademie und Projekte aller Künste.

[Matthias Flügge, Robert Kudielka, Angela Lammert]

Quellennachweis:
CONF: Raum. Orte der Kunst (Berlin, 25 Sep-10 Dec 05). In: ArtHist.net, 06.10.2005. Letzter Zugriff 29.04.2024. <https://arthist.net/archive/27550>.

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