Joan Jonas und Annette Messager (Hofgeismar, 7.-9.2.03)
Date: 12/18/02

Konferenz: Performance- und Installationskunst bei Joan Jonas und
Annette Messager, Evangelische Akademie Hofgeismar, 7.-9.2.03

"Joan Jonas gilt als Pionierin der Performance-Kunst, die sich Ende der
sechziger Jahre mit einer neuen Rollenverteilung zwischen AkteurInnen und
Publikum entwickelt hat. Waehrend sie in ihren frueheren Performances nicht
als individuelle Persoenlichkeit, sondern eher als Teil eines Bildes agierte,
fuehrten ihre Stuecke sie bald zu der Frage: Wer bin ich, wenn ich als
Performance-Kuenstlerin auftrete? Ihre Spurensuche betreibt Joan Jonas mit
Spiegeln, Videokameras, Masken und Verkleidungen. In ihrem Stueck Organic
Honey setzt sie sich zum Beispiel die Maske der schoenen erotischen
Verfuehrerin auf und inszeniert weibliche Rollenklischees, um sie
gleichzeitig als Konstruktionen und Projektionen zu entlarven.

Seit Mitte der 70er Jahre bezieht sie sich mit ihren Arbeiten gerne auch auf
Maerchen, Sagen, Mythen und Gedichte. Hier begegnen ihr Vorlagen fuer
idealtypische Frauenbilder, die sie gerade in ihrer Widerspruechlichkeit und
mit ihren tabuisierten Seiten interessieren. Dabei reicht der Bogen ihrer
Inszenie-rungen von der boesen Stiefmutter in dem Grimm'schen Maerchen ,Der
Machandelbaum' bis zum Mythos der Helena, der im Zentrum ihrer Arbeit fuer
die Documenta11 stand.

Auch die franzoesische Kuenstlerin Annette Messager beschaeftigt sich mit
weiblichen Identitaeten und Koerperbildern. Sie bedient sich der
unterschiedlichsten Techniken, die ihren Ausdruck als Wandarbeit, Skulptur
oder Installation finden. Typisch fuer die Franzoesin ist das Spiel, das sie
mit den Illusionen und Gefuehlen der Betrachtenden treibt: "Erst werden sie
kunstvoll beschworen, dann genuesslich und spoettisch als blosse Klischees, als
banale Allerweltsgelueste oder perverser Voyeurismus enttarnt." Ihre
raumgreifende Installation Articulés-Desarticulés, die auf der elften
documenta zu sehen war, ist ein markantes Beispiel fuer ihre
Enttarnungs-Lust: ein scheinbares Kin-derparadies aus Plueschtieren, das sich
auf den zweiten Blick in einen surrealistischen Monstertanz oder ein
makabres Puppentheater verwandelt.

Die Tagung bietet eine Einfuehrung in die grundlegenden Ausdrucksformen der
beiden Kuenstlerinnen, vergleicht sie in ihrem Umgang mit dem weiblichen
Koerper, um dann einen Schwerpunkt bei der Performancekunst zu setzen. Ragani
Haas, eine langjaehrige Assistentin von Joan Jonas, wird eine
Live-Performance zeigen und als Gespraechspartnerin fuer eine Diskussion bis
hin zu aktuellen Tendenzen in der Performancekunst zur Verfuegung stehen.

P R O G R A M M

Freitag, 7. Februar 2003

18.00 Beginn mit dem Abendessen

19.00 Begruessung und Einfuehrung, Dr. Heike Radeck

19.15 JOAN JONAS ALS PIONIERIN
DER PERFORMANCEKUNST, Dr. Andrea Jahn, Stuttgart

Samstag, 8. Februar 2003

8.15 Fruehstueck

9.00 MULTIPLE HAEUTUNGEN -
FRAGMENTIERTE SPIEGELUNGEN: DIE INSTALLATIONEN VON ANNETTE MESSAGER,
Alma-Elisa Kittner, Berlin

10.30 Stehkaffee / -tee

11.00 JOAN JONAS: DAS SPIEL MIT DEM WEIBLICHEN KOERPER ALS MASKE, Dr. Andrea
Jahn

12.30 Mittagessen

14.30 Kaffeetrinken

15.00 Uhr AKTUELLE TENDENZEN IN DER PERFORMANCE-KUNST mit einer
Live-Performance der Kuenstlerin Ragani Haas, Stuttgart

18.00 Abendessen

20.00 Videodokumentation einer Performance von Joan Jonas

Sonntag, 9. Februar 2003

8.15 Fruehstueck

9.00 "Entkleidungen", Andacht, Pfarrerin Dr. Heike Radeck

9.45 Stehkaffee / -tee

10.15 SCHAMANIN, HAUSFRAU, KUENSTLERIN
Selbstbilder und Selbstkonzeptionen zeitgenoessischer Kuenstlerinnen,
Dr. Anja Osswald, Berlin

anschliessend Abschlussgespraech

12.30 Ende mit dem Mittagessen

L E I T U N G:

Studienleiterin Pfarrerin Dr. Heike Radeck,
Evangelische Akademie Hofgeismar

Weitere Informationen und Anmeldung unter Tel. 05671/881-126 (Frau Fischer)
von 8.00 - 11.30 Uhr, nach Dienstschluss: 05671/881-0
e-mail: Ev.Akademie.Hofgeismarekkw.de

Dr. Heike Radeck
Ev. Akademie
Schloesschen Schoenburg
Postfach 1205
34362 Hofgeismar
www.akademie-hofgeismar.de

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