12.10.2001

HOCHSCHULREFORM

Oliver Grau

Junge Akademie diskutiert mit Minister Hans Joachim Meyer ueber
Juniorprofessur und "tenure-track"

In einem mehrstuendigen Gespraech mit dem saechsischen Wissenschaftsminister
Hans Joachim Meyer und dem Generalsekretaer des Wissenschaftsrats, Winfried
Benz, bekraeftigte Die Junge Akademie an der Berlin-Brandenburgischen
Akademie der Wissenschaften und der Deutschen Akademie der Naturforscher
Leopoldina ihre Forderung nach einer Verbindung der Einfuehrung von
Juniorprofessuren mit einer "tenure-track"-Loesung.

Das Gespraech haette schon frueher stattfinden muessen, erklaerte Hans Joachim
Meyer im Anschluss an die Diskussion, die am vergangenen Samstag im Rahmen
der Plenarsitzung der Jungen Akademie in Halle (Saale) stattfand. Als
Akademie des wissenschaftlichen Nachwuchses vertrete Die Junge Akademie
diejenige Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die von der
Hochschulreform unmittelbar betroffen sei.

Unter den Mitgliedern der Jungen Akademie herrschte Uebereinstimmung, dass
der Uebergang der Juniorprofessur keinesfalls an der eigenen
Promotionsuniversitaet erfolgen duerfe und dann bei positiver Evaluation in
eine unbefristete Stelle nach dem Vorbild des amerikanischen "tenure-track"
der Normalfall sein muesse. Die im Gesetzesentwurf vorgesehene Moeglichkeit,
sich am Ende der Juniorprofessur auf die gegebenenfalls oeffentlich
ausgeschriebene unbefristete Stelle zu bewerben, stelle keine befriedigende
Loesung dar, zumal bei dem derzeit im Gesetz vorgesehenen laxen
Mobilitaetsgebot "Hausberufungen" Tuer und Tor geoeffnet wuerden, betonte
Giovanni Galizia als Sprecher der Arbeitsgruppe Wissenschaftspolitik der
Jungen Akademie.

In seinem Statement warnte Meyer nachdruecklich davor, die Einfuehrung der
Juniorprofessur mit der Abschaffung der Habilitation zu verbinden, die vor
allem in den Geisteswissenschaften weiterhin von Bedeutung sei. Nur eine
Vielfalt von Qualifikationswegen garantiere faire Zugangsberechtigungen
auch fuer den Nachwuchs aus ausseruniversitaeren Forschungseinrichtungen, der
durch die Juniorprofessur benachteiligt werde.

Der Wissenschaftsrat plaediere seit Jahren fuer die fruehe Selbstaendigkeit und
Eroeffnung einer Karriereperspektive fuer den wissenschaftlichen Nachwuchs,
betonte Generalsekretaer Benz in seiner Stellungnahme. Dies sei nur
wirkungsvoll moeglich, so Benz, wenn die Juniorprofessur unter Beachtung des
Mobilitaetsgebots ein "tenure-track"-Verfahren beinhalte. Die
Habilitationsmoeglichkeit solle auslaufen, weil sie sich als Reformhindernis
erwiesen habe. Um die Selbstaendigkeit der Juniorprofessoren zu
gewaehrleisten, muessten diese ferner gleichberechtigt an der
Grundausstattung der Hochschule teilhaben, die bedarfsgerecht zu verteilen
sei.

Die Notwendigkeit einer ausreichenden Grundausstattung der Juniorprofessur
betonte auch der Praesident der Deutschen Akademie der Naturforscher
Leopoldina, Benno Parthier, der als Gastgeber und Vertreter einer der
beiden "Mutterakademien" der Jungen Akademie an der Diskussion teilgenommen
hatte.

Das Rundgespraech wurde von der Arbeitsgruppe Wissenschaftspolitik der
Jungen Akademie organisiert. Auf Initiative der Arbeitsgruppe hatte Die
Junge Akademie im Mai dieses Jahres ein erstes Positionspapier "Wie werde
ich ProfessorIn?" im Internet veroeffentlicht. Die Junge Akademie wurde im
Juni 2000 zu institutionellen Foerderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
gegruendet. Ihr gehoeren derzeit 30 Nachwuchswissenschaftlerinnen und
Nachwuchswissenschaftler aus den Natur-, Sozial- und Geisteswissenschaften an.

Weitere Auskuenfte: Dr. Giovanni Galizia (Sprecher der AG
Wissenschaftspolitik), Tel. 030/838-52058, e-mail:
galiziadiejungeakademie.de, oder Dr. Elisabeth Hamacher (Koordinatorin der
Jungen Akademie), Tel. 030/20370-655, e-mail: hamacherdiejungeakademie.de.


DR. OLIVER GRAU
Kunsthistorisches Seminar
Humboldt University Berlin
Dorotheenstr. 28; 10117 Berlin
fon: +49 (0)30 2093-4295 (direct) - 4288 (secr.)
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Oliver.Grauculture.hu-berlin.de

www.arthist.hu-berlin.de/arthistd/mitarbli/og/og.html
www.diejungeakademie.de

Quellennachweis:
HOCHSCHULREFORM. In: ArtHist.net, 12.10.2001. Letzter Zugriff 29.03.2024. <https://arthist.net/archive/24658>.

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