CFP 29.01.2020

Figurationen und Personifikationen des Nationalen (Paris, 4-6 Nov 20)

Deutsches Historisches Institut Paris, Institut historique allemand 8 rue du Parc-Royal, F-75003 Paris, 04.–06.11.2020
Eingabeschluss : 15.03.2020
www.dhi-paris.fr

Annkatrin Kaul

[English version below]]

Figurationen und Personifikationen des Nationalen im frühneuzeitlichen Europa

Internationale Tagung der Forschungsplattform „Frühe Neuzeit“ der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und des Deutschen Historischen Instituts Paris

Wissenschaftliche Leitung: Prof. Dr. Thomas Maissen (DHI Paris), Prof. Dr. Matthias Müller (JGU Mainz), Prof. Dr. Klaus Pietschmann (JGU Mainz)

Die Tagung setzt sich zum Ziel, das derzeit wieder aktuelle Phänomen und die Prozesse der Nationenbildung in Europa in den frühen Phasen ihrer Ausprägung (14.–17. Jh.) in inter- bzw. transdisziplinärer Perspektive zu analysieren und damit die für die Zeit des späten 18. und des 19. Jahrhunderts bereits geleisteten Forschungen um wesentliche Fragestellungen und Aspekte zu erweitern. Den Ausgangspunkt bilden zum einen das am DHI Paris durch Thomas Maissen betriebene Forschungsprojekt „Die keusche Respublica und ihr fürstlicher Liebhaber. Staatspersonifikationen in der Frühen Neuzeit“ und zum anderen das an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz im Aufbau befindliche Verbundprojekt „Figurationen des Nationalen in Europa (1400–1700/1900)“, das mit Blick auf das Beispiel Italien und die Italien-Rezeption im Deutschen Reich staats- bzw. territorienbildende Formen der Vergemeinschaftung und ihre Verarbeitung in den Schriften der Humanisten, in der Poetik und Literatur sowie in den Künsten erforscht. Als erkenntnisleitende Prinzipien sollen auf der Tagung Prozesse der Bewusstwerdung und Instrumentalisierung kultureller, politischer wie sprachlicher Differenzen, der verdichtenden und abgrenzenden Territorialisierung, der erinnerungsstiftenden (und zunehmend patriotischen) Historisierung, sprachlichen Standardisierung sowie der stilistischen Normierung und der medialen Kanonisierung in der Historiographie, in den Literaturen und in den Künsten im interkulturellen Vergleich analysiert werden. Dabei ist in Abgrenzung von nationalen und nationalistischen Meistererzählungen des 19. und 20. Jahrhunderts „Nationsbildung“ nicht als ein linearer, eindimensionaler Prozess zu begreifen. Vielmehr gilt es die für die „Vormoderne“ charakteristische Pluralität von teils zueinander komplementären, bisweilen aber auch konkurrierenden Identitäten angemessen zu berücksichtigen. Beispielsweise war in vielen Fällen die Bindung an eine Stadt, an ein Territorium, eine Region oder eine Dynastie der Bindung an eine Nation vorgeordnet. Zugleich konnten die Konfession, insbesondere bei Adligen der Stand, die korporativ ausgeübte Profession etc. als Bindungskräfte wirken, die über ein Territorium oder einen protonationalen Staat hinauswirkten oder sogar im Widerstreit zu politischen Loyalitäten standen.

Ziel der Tagung ist somit die Untersuchung der frühen Prozesse der Nationenbildung in Europa und die damit verbundenen Ausprägungen sowie Reflexionen in den (nationalen) Sprachkulturen, den pragmatischen wie literarischen Texten, den erinnerungsstiftenden historischen Narrativen, den repräsentativen Künsten (einschließlich der Musik) und der Architektur. Mit Blick auf die von Thomas Maissen verfolgte Frage nach der Herausbildung und Kanonisierung von „Staatspersonifikationen in der Frühen Neuzeit“ befasst sich die Tagung daher zugleich mit den Prozessen einer zunehmenden Allegorisierung nationaler Identitätsbildung und mit jenen kulturellen, identitätsstiftenden Elementen, die der Etablierung von Staatspersonifikationen vorausgehen bzw. diese in der kulturellen Praxis flankieren.

Zu den genannten Themenschwerpunkte können Vorschläge für Vorträge aus den Bereichen Geschichte, Kunstgeschichte, Musikwissenschaft, Literaturwissenschaft sowie den Sprachwissenschaften eingereicht werden.

Konferenzsprachen: französisch, deutsch, englisch

Abstracts von max. 3.000 Zeichen sowie einem kurzen Lebenslauf werden bis zum 15.3.2020 per-E-Mail erbeten an: fnzuni-mainz.de

Kontakt:
Forschungsplattform „Frühe Neuzeit“ der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Geschäftsstelle: Annkatrin Kaul
Jakob-Welder-Weg 11
55128 Mainz, Germany

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National Figurations and Personifications in early-modern Europe

International conference of Forschungsplattform “Frühe Neuzeit” at Johannes Gutenberg University Mainz and “Deutsches Historisches Institut Paris”

Scientific management: Prof. Dr. Thomas Maissen (DHI Paris), Prof. Dr. Matthias Müller (JGU Mainz), Prof. Dr. Klaus Pietschmann (JGU Mainz)

The conference aims to analyze the currently pursuable debate on nation building throughout Europe in the earliest phase of its development in the 14th to the 17th Century. Utilizing inter – and transdisciplinary perspectives the conference focusses on broadening the spectrum of already achieved research on the 18th and 19th century within this scientific field.

The methodical origins of this ever-renewing debate were established by two research projects located at DHI Paris „Die keusche Respublica und ihr fürstlicher Liebhaber. Staatspersonifikationen in der Frühen Neuzeit“ and the Johannes Gutenberg University Mainz „Figurationen des Nationalen in Europa (1400–1700/1900)“, which is a work-in progress joint research project relating to nation – and territory building paradigms and new forms of collectivity through humanistic literature, poesy and art initially focusing on Italy and its reception in the Holy Roman Empire.

The guiding principles of the conference will be based on the analysis of socio-cultural processes and intercultural comparisons within the instrumentalization of cultural, political and linguistic differences and territorial boundaries between historiographical and more and more patriotic movements, as well as linguistic standardization and stylistic normativity in literature, science and art. While occasionally literature of the 19th and 20th century transports the development of Nationality and Nation building as quite linear and one-dimensional, the conference understands these socio-cultural evolvements as characteristics of the premodern era and refers to them as pluralistic, complementary, sometimes also rivaling contexts that form the Identity of this epoch. For instance, the tie to a city, territory, region or even dynasty in many case studies used to be superordinate to the bond one formed to a Nation in general. At the same time confession, social ranking within a city and profession could tie links that could be on the other hand more meaningful than the belonging to certain territories or proto-national forms of governments that could even be in conflict with political loyalties.

The Conference will investigate these early processes of Nation building in Europe and its associated characteristics as well as reflect on national linguistic culture, pragmatic and literary manuscripts, mnemotic narratives on History, representative arts (including music) and architecture. In reference to Thomas Maissens leading question on how “Staatspersonifikationen in der Frühen Neuzeit” have been formed and canonized, the conference will also debate on processes of an increasing Allegory of national identity as well as cultural and identity creating elements that established personifications of nations and states as well as flanking them within a cultural practice.

The conference accepts interdisciplinary paper proposals within the fields of History, Art History, Musicology, Literature and Philology.

Conference Languages will be French, German and English.
Abstracts should contain 3.000 characters as well as a short CV and must be submitted until March 15th 2020

Please send your paper via E-Mail to the office of the research project “Frühe Neuzeit” at Johannes Gutenberg University in Mainz: fnzuni-mainz.de

Contact:
Forschungsplattform “Frühe Neuzeit”
Office: Annkatrin Kaul
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Jakob-Welder-Weg 11, 55128 Mainz, Germany

Quellennachweis:
CFP: Figurationen und Personifikationen des Nationalen (Paris, 4-6 Nov 20). In: ArtHist.net, 29.01.2020. Letzter Zugriff 26.04.2024. <https://arthist.net/archive/22515>.

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