CFP 08.01.2020

Form und Maß. Interpretamente der Kunstgeschichte (Dortmund, 25-26 Jun 20)

Dortmund, 25.–26.06.2020
Eingabeschluss : 29.02.2020

Andreas Zeising

Form und Maß. Interpretamente der Kunstgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert

Workshop des Instituts für Kunst und Materielle Kultur der Technischen Universität Dortmund in Kooperation mit der Universität Siegen, organisiert von Joseph Imorde, Tobias Teutenberg und Andreas Zeising

„Wir finden durch Betrachtung der gelungensten Werke aller Zeiten, daß in jedem Bauwerk eine Grundform sich widerholt, daß die einzelnen Theile in Form und Anordnung ähnliche Figuren bilden.“

Was August Thiersch 1904 über die „Proportionen in der Architektur“ (Handbuch der Architektur 4,1, 3. Aufl., Stuttgart 1904, S. 38) konstatierte, hatten bezogen auf die Baukunst zeitnah und in ähnlicher Weise ebenso Eugène Viollet-le-Duc und Georg Dehio festgestellt, ihrerseits rekurrierend auf Untersuchungen früher Architekturforscher wie Christian Ludwig Stieglitz, Johann Christian Metzger oder Friedrich Weinbrenner. Für die bildende Kunst dagegen legten um 1850 Adolf Zeising und Robert von Zimmermann wirkungsvolle Thesen zu vermeintlich überzeitlich gültigen kanonischen Grundformen und Proportionen vor, die in der Kunstgeschichte der Folgezeit lebhaft debattiert wurden und über Autoren wie Gustav Theodor Fechner und Theodor Lipps auch Eingang in die um 1900 florierende psychologische Ästhetik fanden.

Die Wissenschaftsgeschichte der Kunstgeschichte hat diesem Diskurs, ungeachtet seines damaligen Stellenwerts, bislang kaum Beachtung geschenkt. Vordergründig war und ist die Auseinandersetzung mit den großen Persönlichkeiten der Disziplin und den von diesen geprägten, anschlussfähigeren und Methoden. Die Form- und Maßforschung fand dagegen keinen Platz im kollektiven Gedächtnis des Fachs. Sie wirkt heute wie eine skurrile Randerscheinung jener bedeutenden Jahrzehnte der Konsolidierung, die zur akademischen Etablierung der Kunstgeschichte geführt haben.

Ziel des Workshops ist es, diesen Status zu hinterfragen, indem auf die kultur- und ideengeschichtlichen Voraussetzungen der Form- und Maßforschung im 19. und 20. Jahrhundert eingegangen wird. Welche epistemischen, ideologischen und perzeptuellen Standards werden durch die Form- und Maßästhetiker/innen bedient? Welche Ziele verfolgen ihre Publikationen und mit welchen medialen Mitteln versuchen sie, ihren Thesen Evidenz zu verschaffen? Welche Verbreitung fanden form- und maßästhetische Verfahren in angrenzenden Geisteswissenschaften, in der Naturwissenschaft und bildenden Kunst? Wie ist es um die Popularität der Methode jenseits des deutschsprachigen Raumes bestellt? Wie weit wirkt das Verfahren ins 20. Jahrhundert hinein, und welchen Stellenwert hat es gegenwärtig? Referentinnen und Referenten sind eingeladen, Vorschläge für Vorträge zu diesen und weiteren Fragen (max. 300 Wörter) zusammen mit kurzen Angaben zum wissenschaftlichen Werdegang einzureichen. Einsendeschluss ist der 29. Februar 2020.

Kontakt:

PD Dr. Andreas Zeising
Technische Universität Dortmund
Seminar für Kunst und Kunstwissenschaft
Emil-Figge-Straße 50
D-44227 Dortmund
andreas.zeisingtu-dortmund.de

Prof. Dr. Joseph Imorde
Universität Siegen
Fakultät II, Lehrstuhl für Kunstgeschichte
Adolf-Reichwein-Strasse 2
D-57068 Siegen
imordekunstgeschichte.uni-siegen.de

Dr. Tobias Teutenberg
Zentnerstaße 11
D-80798 München
to.teutenberggmail.com

Quellennachweis:
CFP: Form und Maß. Interpretamente der Kunstgeschichte (Dortmund, 25-26 Jun 20). In: ArtHist.net, 08.01.2020. Letzter Zugriff 24.04.2024. <https://arthist.net/archive/22319>.

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