CONF 25.09.2019

Kunst und Moral (Stuttgart, 24-25 Oct 19)

Museum Hegel-Haus, Eberhardstraße 53, 70173 Stuttgart, 24.–25.10.2019

Magdalena Nieslony

Interdisziplinäre Tagung im Museum Hegel-Haus, Stuttgart
Konzeption und Organisation: Magdalena Nieslony (Institut für Kunstgeschichte) und Jakob Steinbrenner (Institut für Philosophie), Universität Stuttgart

Wendet man sich der gegenwärtigen bildenden Kunst, ihren Theorien und ihrer Kritik zu, bemerkt man sehr bald, dass sowohl in der Produktion als auch in der Rezeption und Beurteilung künstlerischer Arbeiten moralische Kriterien dominieren. Es scheint selbstverständlich, dass Kunst die im künstlerisch-intellektuellen Milieu vorherrschenden egalitären, linksliberalen und meist auch kapitalismuskritischen Werte nicht nur repräsentieren, sondern aktiv in die Gesellschaft hineintragen soll. Wie etabliert eine solche Haltung ist, zeigt sich besonders deutlich an den internationalen Großausstellungen (Biennalen, Dokumenten), die seit den 1990er Jahren zumindest gesellschaftskritisch, oft (politisch) engagiert und aktivistisch ausgerichtet sind.
Die Tagung „Kunst und Moral“ wird die kunsttheoretischen Voraussetzungen dieser Haltung interdisziplinär untersuchen. Hierzu soll zuvorderst der Frage nachgegangen werden, ob und wie Kunstwerke moralische Positionen vertreten können. Wenn ja: Könnte sich hieran der künstlerische Wert der Werke festmachen lassen? Fernerhin stellen sich die Fragen, welche Mittel zur moralischen Positionierung einer künstlerischen Arbeit zur Verfügung stünden. Wären diese Mittel mehr als bloße Marker (wie z.B. das Schlauchboot oder die Schwimmweste in der aktuellen Kunst) oder könnten mit ihrer Hilfe differenzierte moralische Positionen ausgedrückt werden? Können überdies Werke der bildenden Kunst moralische Handlungen ihrer Rezipienten beeinflussen? Wie ist es zur heutigen, moralischen Kunstauffassung gekommen? Und woran liegt es, dass es kaum wertkonservative Positionen im öffentlichen Diskurs der bildenden Kunst gibt? Welche Rolle spielen die verschiedenen Akteure und Institutionen der Kunstwelt (z.B. öffentlich finanzierte Museen und Großausstellungen samt ihrer Kurator/-innen, Kunstkritik und Kunstgeschichte, private Sammler/-innen und Sponsor/-innen) bei der Vermittlung des heute dominierenden Begriffs der Kunst als moralische Instanz und ihrer konkreten moralischen Botschaften? Muss gute Kunst heute politisch (links) sein? Welche Rolle spielen dabei ästhetische Entscheidungen und Urteile, inwiefern ist die Form eines Kunstwerks moralisch konnotiert? Gehören zu einer politisch fortschrittlichen Gesellschaft eine moralisierende Kunst und Kunstkritik?

PROGRAMM

Donnertag, den 24.10.2019
Moderation: Sebastian Ostritsch, Jakob Steinbrenner

13:00-13:30 Sarah Zabel (Hegelhaus): Begrüßung
Magdalena Nieslony/Jakob Steinbrenner: Einleitung

13:30-14:15 Kia Vahland (München): Gefallene Engel. Der aktuelle Diskurs über Moral und Amoral von Künstlerviten

14:15-15:00 Wolfgang Ullrich (Leipzig): Kunst als Moralkonsum. Kurze Geschichte einer Verwechslungsgefahr

15:00-15:15 Pause

15:15-16:00 Sebastian Ostritsch (Stuttgart): Hegel über Kunst, Moral und Politik

16:00-16:45 Marcus Quent (Berlin): Die Aufhebungen der ästhetischen Form

16:45-17:00 Pause

17:00-17:45 Christian Krüger (Berlin): Echter, moralinfreier Moralismus

Freitag, den 25.10.2019
Moderation: Marcel Finke, Magdalena Nieslony

9:00-9:45 Susanne König (Potsdam): Die Refuge Wear von Lucy Orta und ihre moralische Bedeutungszuschreibung

9:45-10:30 Birgit Eusterschulte (Berlin): Forget Fear. Die Berlin Biennale als politische Anstalt?

10:30-10:45 Pause

10:45-11:30 Tobias Frese (Heidelberg): Sozialdokumentation vs. Kunstanspruch – Jeff Wall und die Kunstkritik

11:30-12:15 Thorsten Schneider (Lüneburg): Dauermoralisierung? Zu kunsthistorischer Ideologiekritik und Kritik der Kunstkritik

12:15-13:45 Mittagspause

13:45-14:30 Tom Holert (Berlin): "Gesellschaftliche Verantwortung" und "Ethik der Sorge": Genealogische Anmerkungen zum laufenden Kunst/Moral-Disput

14:30-15:15 Brigitte Sölch (Stuttgart): Ethik statt Moral. Das "terrestrische Manifest" (Latour) als Herausforderung für das Nachdenken über Handlungsräume der Kunst

Quellennachweis:
CONF: Kunst und Moral (Stuttgart, 24-25 Oct 19). In: ArtHist.net, 25.09.2019. Letzter Zugriff 26.04.2024. <https://arthist.net/archive/21646>.

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