CFP 26.11.2018

Von der Kunst zur Sprache (Lyon, 8-10 Apr 19)

Lyon, École Normale Supérieure, 08.–10.04.2019
Eingabeschluss : 04.01.2019

Dominik.Brabant, Lehrstuhl für Kunstgeschichte

L’art mis en mots - Von der Kunst zur Sprache:
Übersetzungsprozesse und wissenschaftliche Sprachformen in Philosophie und Kunstgeschichte
Wissenschaftliche Veranstaltung für NachwuchswissenschaftlerInnen

(Pour la version française, veuillez voir ci-dessous.)

Vom 8. bis 10. April 2019
An der ENS de Lyon
Organisiert von Dr. Audrey Rieber (ENS de Lyon) und Dr. Dominik Brabant (KU Eichstätt-Ingolstadt)

Mit freundlicher Unterstützung der Deutsch-französischen Hochschule Saarbrücken, der ENS de Lyon, des Institut d’Histoire des Représentations et des Idées dans les Modernités (IHRIM UMR 5317), des Goethe-Instituts Lyon und des Centre Interdisciplinaire d’Etudes et de Recherches sur l’Allemagne (CIERA).

Das Forschungsatelier richtet sich an deutsch- und/oder französischsprachige NachwuchswissenschaftlerInnen aus den Bereichen der Kunstgeschichte, der Philosophie und der Ästhetik. Bei einer besonderen Eignung des aktuellen Forschungsthemas für das Atelier können sich auch Postdocs und Master-Studierende für eine Teilnahme bewerben.

Thema des Ateliers:
So verschieden die jeweiligen Umgangsweisen von (Kunst-)Philosophie, Ästhetik und Kunstgeschichte mit den Künsten und der Welt der Bilder auch sind, so konvergieren sie doch gerade in ihrem Anspruch, genuin visuelle Phänomene in die Dimension der Sprache überführen zu wollen - und sie hierdurch erst diskursiv verhandelbar zu machen. Von der Kunst zur Sprache: So ließe sich die Übersetzungsleistung formulieren, die im Zentrum des deutsch-französischen Forschungsateliers steht und die zugleich eine wesentliche Herausforderung von kunsthistorischer und philosophischer Forschung bildet, und zwar über die wissenschaftliche Spezialisierung auf einzelne Epochen, künstlerische Gattungen und methodologische Annahmen hinaus. Zwar wurden dem Verhältnis von Bild und Text in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Studien gewidmet; die damit einhergehenden methodologischen Fragestellungen und nicht zuletzt auch forschungspragmatischen Problemhorizonte für NachwuchswissenschaftlerInnen dagegen werden nur selten explizit ins Zentrum des wissenschaftlichen Austauschs gerückt. Diesem Desiderat möchte das Forschungsatelier mit einer interdisziplinären und interkulturellen Perspektive entgegenkommen, und zwar vor allem in Bezug auf zwei Fragestellungen:

1. Als Studierender der Kunstgeschichte lernt man heute schon in Einführungskursen, dass man überdeterminierte Begriffe wie etwa ‚Stil‘ oder ‚Realismus‘ nicht verwenden kann, ohne ihre jeweiligen Begriffsgeschichten und ihre vielschichtigen Kontexte zu thematisieren. Ebenso zählt es zum kunsthistorischen common sense, dass Beschreibungen von Kunstwerken, so sehr sie auch um Objektivität bemüht sind, kaum je von wertenden oder interpretierenden Aspekten frei sind. Gegenüber solchen etablierten Standards der Wissenschaft zeigt aber die Erfahrung, dass das Fach Kunstgeschichte nicht nur aus einer distanzierten und historisch-kritischen Aufarbeitung von Beobachtungs- und Faktenwissen besteht, sondern zugleich auch von den unhintergehbar subjektiven Einsichten der individuellen Forscherpersönlichkeit in die künstlerischen Phänomene lebt. Je nach Textgattung werden diese mal gleichsam versachlicht und dadurch objektiviert (z.B. in Bestandskatalogen von Museen), oder aber sie werden für den Leser schreibend nachvollziehbar gemacht, so zum Beispiel, wenn man als KunsthistorikerIn auf die spezifischen Wirkungsweisen von visuellen Artefakten auf das historische oder gegenwärtige Publikum eingeht.
Die methodische Herausforderung, mit Worten und Sätzen Kunst und visuelle Phänomene in das Regime des Sprachlichen zu überführen, und dabei zwischen vermeintlich objektiven Sachbeständen und dem je eigenen, subjektiven Zugang vermitteln zu müssen, stellt sich also für jede und jeden Forscher mit jedem Projekt erneut. In der Auseinandersetzung mit visuellen Phänomenen wird man daher immer auch mit dem eigenen kommunikativen Medium, eben der Sprache, konfrontiert.
Mit Blick auf die Philosophie und Ästhetik lässt sich eine vergleichbare Ausgangsproblematik formulieren, wenn auch mit einem anderen Akzent: So sehen sich PhilosophInnen, die sich mit künstlerischen oder ästhetischen Problemen beschäftigen, stets auch vor die Frage gestellt, ob das primäre Analyseinstrument ihrer Disziplin, nämlich die eingehende Textanalyse (z.B. unter Rückgriff auf die Begriffsgeschichte oder auf philosophische Grundprobleme), geeignet ist, um genuin visuelle Phänomene der Kunst konzeptuell erfassen und analysieren zu können. Der iconic/visual turn und die Bildwissenschaften haben diese Problemkomplexe weiter erforscht, indem sie eindrücklich aufgezeigt haben, wie komplex und historisch variabel das Verhältnis von Kunst und Sprache, von Visualität und Diskursivität ist.

2. Über die geschilderten Problemhorizonte hinaus lässt sich aber auch der Prozess des Forschens selbst als ein genuin sprachgeleiteter Vorgang auffassen: Im Zuge der Erforschung von Objekten und Fragestellungen wird man gerade als NachwuchswissenschaftlerIn mit divergierenden methodischen Ansätzen und damit einhergehenden Deutungstraditionen konfrontiert, innerhalb derer man Schritt für Schritt seine eigene ‚Stimme‘ finden muss. Eigenes Vorwissen und methodische Überzeugungen treffen in diesem Prozess auf aktuelle oder auf schon historische gewordene Forschungsdebatten mit ihren je unterschiedlichen Denkstilen und Idiolekten.
Das dadurch entstehende Bewusstsein über die Historizität des eigenen Zugangs zu Kunstwerken und zu visuellen Phänomenen kann aber zugleich zur Einsicht führen, dass die jeweils eigene Sprachpraxis gerade kein nachgeordnetes Instrumentarium ist, mit dem man als WissenschaftlerIn zuvor schon erfasste Erkenntnisse lediglich noch in Worte und Sätze einkleidet. Vielmehr zeigt sich die Sprache in der tagtäglichen Forschungspraxis als dasjenige Medium, mit und in der man erst zu neuem Wissen gelangt, noch bevor man dieses einer interessierten Leserschaft sprachlich vermittelt. Als NachwuchswissenschaftlerIn wird man freilich oft dann erst auf solche, durchaus problembehaftete Dimensionen der Sprachverwendung aufmerksam, wenn es um das konkrete Abfassen eines Manuskripts geht und man sich fast zwangsläufig für eine bestimmte Sprachverwendung entscheiden muss - nicht zuletzt, um der eigenen Argumentation Kohärenz und Überzeugungskraft zu verleihen.
Welche Konsequenzen erwachsen daraus aber für die konkrete Forschungspraxis? Wie geht man in seiner eigenen Praxis des Beschreibens, Analysierens, Kontextualisierens und Interpretierens von visuellen Artefakten mit der Sprache und mit den ‚Sprachformen‘ der Wissenschaft um? Und wie kann die notwendige Übertragung eines Mediums in ein anderes für eine anspruchsvolle und methodologisch reflektierende wissenschaftliche Untersuchung von Kunst und visuellen Artefakten fruchtbar gemacht werden? Vor dem Hintergrund solcher Fragehorizonte möchte das Atelier eine Plattform bieten, um gemeinsam darüber nachzudenken, in welcher Sprache bzw. in welchen Sprachen wir über Kunst schreiben.

Ziel des Ateliers ist es daher, junge WissenschaftlerInnen der Philosophie und Kunstgeschichte aus Frankreich und Deutschland zusammenzubringen, deren Arbeiten thematisch (z.B. Untersuchungen zu Text-Bild-Relationen) oder methodisch (z.B. aufgrund der Verwendung ikonographischer, bildwissenschaftlicher, sozialgeschichtlicher Methoden und der damit einhergehenden Verwendung spezifischer Konzepte und Terminologien) mit den skizzierten Fragestellungen in Verbindung stehen. Es versteht sich zudem als ein Forum für die vertiefte Auseinandersetzung mit länderspezifischen Denktraditionen aus einer interkulturellen Perspektive. In seiner Ausrichtung soll es einem wechselseitigen Austausch zwischen Philosophie, Ästhetik und Kunstgeschichte dienen, und hierdurch gemeinsame methodologische Probleme sowie ihre Auswirkungen auf die Forschungspraxis beleuchten.

Mit Blick auf den dreitägigen Workshop werden die TeilnehmerInnen gebeten, ihre Projekte vorzustellen (10 Minuten), um sodann, beispielsweise in Form eines "Werkstattberichts" (10 Minuten), Fragen, Herausforderungen und Probleme des Sprachlichen bzw. der Versprachlichung von Kunst zu thematisieren. Diese Präsentation bildet sodann die Basis für gemeinsame Diskussionen (15-20 Minuten).

Darüber hinaus sollen auch andere Formen der gemeinsamen Reflexion erprobt werden, beispielsweise im Rahmen von deutsch-französischen Arbeitsgruppen, in denen einschlägige methodologische Texte beider Disziplinen und beider Länder, die oftmals aufgrund fehlender Übersetzungen im jeweiligen Nachbarland bislang kaum rezipiert wurden, bearbeitet und sodann gemeinsam diskutiert werden.

Schließlich werden die NachwuchswissenschaftlerInnen dazu eingeladen, im Rahmen eines Workshops gemeinsam mit Prof. Dr. Andreas Beyer (Universität Basel, ehemals Direktor des Deutschen Forums für Kunstgeschichte) über das Problem der ‚Unübersetzbarkeit‘ zu diskutieren. Ein Abend am Goethe-Institut Lyon mit einem Vortrag von Prof. Dr. Michel Espagne (Paris, École Normale Supérieure) bietet ein Podium für die Frage des deutsch-französischen Kulturtransfers und -austauschs. Die erarbeiteten Perspektiven sollen im Rahmen eines Besuchs des Musée des Beaux-Arts de Lyon weiter vertieft werden.

Die Arbeitssprachen sind Französisch und Deutsch, zudem wird auch Englisch als Kommunikationssprache akzeptiert.

Die Kosten für Transport, Unterkunft und einen Teil der Verpflegung werden übernommen.

Eine Publikation der Ergebnisse des Forschungsateliers, voraussichtlich im Rahmen einer Online-Publikation, ist angedacht.

Bewerbungen sind bis zum 4. Januar 2019 an audrey.rieberens-lyon.fr und an dominik.brabantku.de zu richten.
Erbeten werden ein Lebenslauf, ein kurzes Motivationsschreiben, eine Zusammenfassung der aktuellen Forschungsarbeit (maximal 5.000 Zeichen) sowie eine Skizze der Präsentation, die auf dem Workshop präsentiert werden könnte (maximal 2.000 Zeichen).

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Appel à contribution

L’art mis en mots.
Discours, transferts et processus de traduction en philosophie et en histoire de l’art

Du 8 au 10 avril 2019

à l’ENS de Lyon
Responsables : Dominik Brabant (KU Eichstätt) & Audrey Rieber (ENS de Lyon)

Avec le soutien de l’Université franco-allemande, de l’ENS de Lyon, de l’Institut d’Histoire des Représentations et des Idées dans les Modernités (IHRIM UMR 5317), du Goethe-Institut Lyon, du Centre Interdisciplinaire d’Études et de Recherches sur l’Allemagne (CIERA Hors les murs).
Public visé :
L’atelier s’adresse à des jeunes chercheuses et chercheurs en philosophie, en théorie et en histoire des arts. Il vise en priorité des doctorant(e)s voire, si la candidature est justifiée, des Masterant(e)s ou post-doctorant(e)s de langue française ou allemande dont les recherches actuelles sont ancrées dans le champ de la philosophie de l’art, de l’histoire de l’art et de l’esthétique.

Thématique de l’atelier :
L’atelier de recherche part du constat que la capacité à décrire, analyser, contextualiser et interpréter les phénomènes artistiques ou esthétiques à l’aide d’outils linguistiques adéquats fait partie des compétences clé des philosophes et historiens de l’art. Au-delà de leurs différences disciplinaires, la philosophie, l’esthétique et l’histoire de l’art partagent une difficulté commune : celle de mettre l’art en mots. Ce problème sera décliné selon deux axes principaux.
1° On interrogera la difficulté de formuler avec des mots des phénomènes proprement visuels et de leur conférer de la sorte une dimension discursive. L’atelier propose de développer une réflexion méthodologique poussée sur de tels processus de traduction qu’on observe aussi bien au niveau de la description que de l’analyse. Le tant discuté iconic turn (tournant iconique), ainsi que de nouveaux domaines de recherche comme la « science de l’image » (Bildwissenschaft) et les Visual Studies ont récemment donné à cette question toute son acuité, montrant que le langage dont on se sert pour développer une argumentation n’est pas un simple instrument avec lequel on habillerait de mots des connaissances déjà constituées par ailleurs. Le philosophe ou l’historien de l’art doivent plutôt, à l’aide du langage, développer des modes d’accès aux phénomènes visuels tout en explicitant de manière historique et critique les concepts qu’ils mobilisent ce faisant.
2° C’est le processus de recherche lui-même qui peut être compris comme une activité dans laquelle l’image et le texte, le visuel et le discursif entretiennent un rapport tendu, complexe et souvent productif : tandis qu’il travaille à vérifier la validité ou la falsifiabilité des objets et des questionnements qu’il examine, le chercheur se confronte presque inévitablement à des approches méthodologiques divergentes et aux traditions de pensée afférentes. Le savoir qu’il a acquis et ses principes de méthode achoppent sur des débats scientifiques anciens ou actuels conduits avec un vocabulaire et une langue toujours spécifiques. Il lui est alors indispensable de réfléchir à cette stratification des réceptions et des interprétations au cours de l’histoire car elles correspondent à chaque fois à une certaine façon d’envisager les œuvres d’art et les problèmes philosophiques. Ces diverses interprétations sont toujours liées à un langage et à des manières de dire originales qui peuvent être dépassées ou au contraire demeurer pertinentes.
La question directrice de l’atelier est donc la suivante : dans quelle mesure l’étude des phénomènes visuels amène-t-elle philosophes et historiens de l’art à se confronter à leur propre médium de communication, à savoir le langage ? Et comment la nécessaire traduction d’un médium dans un autre peut-elle être rendue féconde pour un examen scientifique exigeant et méthodologiquement réfléchi de l’art et des artefacts visuels ?

But de l’atelier :
L’atelier a pour ambition de réunir de jeunes chercheuses et chercheurs en philosophie et en histoire de l’art dont les travaux se confrontent, par leur thème ou leur méthode, aux questions fondamentales du rapport entre art et langage, visualité et textualité. Il est également conçu comme un forum permettant de discuter de manière approfondie des traditions de pensée propres à chaque pays, dans un esprit interculturel. Il se veut par ailleurs interdisciplinaire, et entend contribuer à la mise en place d’un échange approfondi autour d’un ensemble de problèmes méthodologiques communs, en lien avec la pratique concrète de la recherche.

Déroulement des journées :
Lors de l’atelier, les participants présenteront leurs travaux et méthodes, d’abord sous la forme d’un court exposé mettant en avant les problèmes et exigences particulières posés par leur fréquentation de certaines traditions scientifiques et des « façons de dire » qui leur sont liées (10 minutes), puis en insistant sur les stratégies de traduction et de positionnement qu’ils ont développées, sous la forme par exemple d’un « compte-rendu d’atelier » (10 minutes), avant une discussion commune (15-20 minutes).
D’autres formes de travail en commun s’ajouteront tels des groupes de travail franco-allemands au cours desquels seront commentés des textes de méthode relatif aux deux disciplines et souvent connus dans un seul des deux pays, faute de traduction.
Les jeunes chercheurs seront également conviés à une table-ronde sur les intraduisibles avec le Prof. Andreas Beyer (Université de Bâle), à un podium sur les transferts et échanges culturels franco-allemands avec Michel Espagne au Goethe-Institut (CNRS / ENS) et, enfin, à une visite organisée du Musée des Beaux-Arts de Lyon.
Les langues de travail sont le français et l’allemand ; des supports de compréhension en anglais pourront être demandés.
Les frais de transport, d’hébergement et une partie des frais de bouche seront pris en charge.
Une publication en ligne des résultats de l’atelier est envisagée.

Modalités de candidature :
Les candidatures sont à envoyées à : audrey.rieberens-lyon.fr avant le 4 janvier 2019.
Elles comprendront : un curriculum vitae, une lettre de motivation, un résumé des travaux de recherche actuels (5.000 signes maximum) ainsi qu’un résumé de l’exposé qui pourrait être présenté lors de l’atelier (2.000 signes maximum).

Quellennachweis:
CFP: Von der Kunst zur Sprache (Lyon, 8-10 Apr 19). In: ArtHist.net, 26.11.2018. Letzter Zugriff 26.04.2024. <https://arthist.net/archive/19634>.

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