CONF 29.09.2011

Materialdiskussion in historischer Perspektive (Dresden, 7 - 8 Okt 2011)

Hörsaalzentrum der Technischen Universität Dresden, Bergstraße 64, 01069 Dresden, 07.–08.10.2011

Kai Krauskopf

Neue Tradition
MATERIALDISKUSSIONEN IN
HISTORISCHER PERSPEKTIVE
Tagung des Lehrstuhls für Baugeschichte
und des architekturhistorischen Projekts L des
Sonderforschungsbereichs 804 „Transzendenz und Gemeinsinn“
an der Technischen Universität Dresden
7./8. Oktober 2011

Hörsaalzentrum der Technischen Universität Dresden,
Bergstraße 64, 01069 Dresden, Raum HSZ 201/U, 2. OG

„What do you want, brick?“ fragte Louis Kahn 1970 den Ziegel, und er erhielt zur Antwort:
„I like an arch!“. Vergeblich blieb der Einwand nach Wirtschaftlichkeit; der Ziegel forderte Materialgerechtigkeit, so wie es schon führende Architekten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, von Frank Lloyd Wright bis Adolf Loos, in ihren theoretischen Äußerungen propagiert hatten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte der Architekt die Qual der Wahl: Aufgrund der neuen technischen Möglichkeiten war die Entscheidung über den Baustoff zunehmend weniger durch Transportwege und Bearbeitungsaufwand eingeschränkt, womit das Material vielfältiger, aber auch beliebiger einsetzbar wurde. Um diese Beliebigkeit zu bändigen, behaupteten die Architekten der Reform, die Materialwahl nach den Kriterien übergeordneter Sachlichkeit zu treffen, was Nikolaus Pevsner bestätigte, wenn er der Stahl- und Glasarchitektur der Fabriken von Walter Gropius attestierte, sie sei „klar und frei vom Mysterium“, und ernüchtere „alle transzendentalen Gedanken“. Dennoch wurde dem Baumaterial zugleich ein Bedeutungspotenzial untergeschoben, sei es in Richtung auf ein befreiendes gesellschaftlich-revolutionäres Modell, sei es hin zu konstruierten Traditionen. Das gilt gleichermaßen für neue (z.B. Beton) wie für wiederentdeckte Materialien (etwa Backstein). Die Architekten und die Architekturkritiker der Zeit interpretierten sie zwischen suggerierter Handwerklichkeit und offener Industriebejahung, wiesen ihnen also eine technikkompensierende oder technikbetonende Aussage zu. Für diese Konferenz wird nach den Bedeutungszuschreibungen für Baumaterial in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert gefragt, insbesondere nach Überhöhungen etwa mittels Mythisierung oder Anbindung an Traditionen, aber auch nach Dekonstruktionen von Material-Sinn.

Tagungsprogramm:

Freitag, 7. Oktober 2011

10:30 Hans-Georg Lippert, Dresden
Begrüßung

10:40 Kai Krauskopf, Dresden
Einführung in das Tagungsthema

11:00 Rainer Schützeichel, Zürich
Material als Stoff der Architekturtheorie: Überlegungen zur Materialgerechtigkeit bei Herman Sörgel

11:45 Jasper Cepl, Berlin
Die Materialfrage in der frühen amerikanischen Diskussion um das Hochhaus, 1896-1923

12:30 Mittagspause

14:30 Franziska Müller-Reissmann, Zürich
Ewige Dinge – Zur Ikonografie des Materials Eternit

15:15 Knut Stegmann, Zürich
Vom »Surrogat« zum »Gestalter«, Beton und seine Bewertung von der Jahrhundertwende bis zum Zweiten Weltkrieg

16:00 Kaffeepause

16:15 Sylvia Necker, Angelika Schaser, Hamburg
Die „norddeutsche Backsteinsprache“ als Heilmittel? Materialdiskussionen in Fritz Schumachers Schriften und Bauten

17:00 Christian Fuhrmeister
Abschluss-Statement und Diskussion

Sonnabend, 8. Oktober 2011
9:30-14:00 Exkursion in Dresden, Treffpunkt Hörsaalzentrum

Dr.-Ing. Kai Krauskopf
Prof. Dr.-Ing Hans-Georg Lippert
Dipl.-Ing Kerstin Zaschke

Kontakt:
Kai.Krauskopftu-dresden.de
Tel. 0351/463-35721

http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/fakultaeten
/fakultaet_architektur/ibad/neue_tradition

Quellennachweis:
CONF: Materialdiskussion in historischer Perspektive (Dresden, 7 - 8 Okt 2011). In: ArtHist.net, 29.09.2011. Letzter Zugriff 29.03.2024. <https://arthist.net/archive/1943>.

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