Kunst und protestantische Kirche während des Nationalsozialismus Versuch einer kritischen Annäherung
Kunstgut aus der Zeit des Nationalsozialismus im Raum protestantischer Kirchen ist bislang noch nicht hinreichend transparent erfasst, systematisch aufgearbeitet und mit Deutungsangeboten unterlegt worden. Deshalb nimmt sich diese Tagung der Aufgabe an, Suchstrategien, einschlägige Fragestellungen und Deutungshilfen für den Prozess einer bundesweiten Aufarbeitung kirchlicher Kunst während des Nationalsozialismus zu sammeln. Daraus sollen gemeinsam Suchaufträge und konkrete weitere Arbeitsschritte entwickelt werden: für die Verantwortungsträger von den Kunstreferaten über die Kirchenleitungen bis zu den Kirchenvorständen.
Was ist zu tun, um systematisch die Basis einer Aufarbeitung von Kunstgut in protestantischen Kirchen bereit zu stellen (Inventarisierung; Überblick über verlorengegangene Kunstwerke; Provenienzfragen)?
Unter welchen Bedingungen und in welchen politischen und institutionellen Zwängen wurde Kunst produziert?
Was kann man aus der Analyse von „schwierigen Fällen“ für die vielerorts noch ausstehende Deutungsarbeit gewinnen?
Was kann man von den Herausforderungen und Schwierigkeiten der Aufarbeitung in anderen Institutionen lernen?
Welches sind die nächsten Schritte und Verfahren auf dem Weg zu einer sachgerechten Aufarbeitung von Kunstgut im Raum der protestantischen Kirche während der Zeit des Nationalsozialismus?
Kunstsachverständige und Kulturbeauftragte der Landeskirchen, Inventarisatoren/innen innerhalb der EKD, Mitarbeitende in Archiven, Kirchenvorstände und Hauptamtliche aus Kirchengemeinden, Vertreter/innen der Denkmalpflege, Kunst-, Kirchen- und Profanhistoriker/innen sowie Bildwissenschaftler/innen und natürlich alle an diesen bildpolitischen Fragen interessierte Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, sich an der Diskussion zu beteiligen.
PD. Dr. Johann-Hinrich Claussen, Kulturbeauftragter des Rates der EKD, BerlinProf. Dr. Thorsten Albrecht, Kunstreferat der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers
Dr. Stephan Schaede, Akademiedirektor
PROGRAMM
FREITAG, 15. Juni 2018
15.00 Anreise der Teilnehmer/innen zum Nachmittagskaffee
15:30
Wonach suchen wir eigentlich und was sind unsere Fragen?
Begrüßung und Einführung in die Tagung
Dr. Stephan Schaede, Akademiedirektor, Loccum
Dr. Johann Hinrich Claussen, Kulturbeauftragter der EKD, Berlin
Kunst in protestantischen Kirchen aus der Zeit des Nationalsozialismus: Grundlagen einer kritischen Aufarbeitung
15:45
Baustelle professionelle Inventarisierung
Eine Landkarte zur Frage der Erfassung kirchlichen Kunstgutes
Prof. Dr. Thorsten Albrecht, Kunstreferat der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers
16:30
Gut erarbeitet oder wenig bedacht?
Einblick in verschiedene Forschungsstände zum Thema in den Landeskirchen
Dr. Ulrich Althöfer, Landeskirchenamt – Baureferat, Bielefeld
Dr. Antje Heling-Grewolls, Dezernat Bauwesen der
Ev.-luth. Kirche Norddeutschlands, Schwerin
Prof. Dr. Claudia Rückert, Kunstgutreferentin, Berlin
Dr. Frank Schmidt, Kunstdienst, Dresden
18:30 Abendessen
19:30
Komplexe Kontexte wahrnehmen
Anbahnungen und Brüche. Die Rolle des Kunstdienstes in der kirchlichen Kunst der 1930er Jahre
Prof. Dr. Magdalena Droste, Cultural Heritage Centre, BTU Cottbus-Senftenberg
Die Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst im Nationalsozialismus
Prof. Dr. Martin Papenbrock, Karlsruher Institut für Technologie
Kunstproduktion im Schatten der Reichskunstkammer
Nina Kubowitsch, Provenienzforscherin, Berlin
21:30 Informeller Austausch auf der Galerie
SAMSTAG, 16. Juni 2018
Auf dem Weg zu angemessenen Deutungen
9:15
Fallbeispiele
Eine historische Annäherung an die Glocke in Schweringen von 1934
Dr. Rüdiger Kröger, Landeskirchliches Archiv, Hannover
Die Amtskreuze der Hannoverschen Landessuperintendenten
Prof. Dr. Thorsten Albrecht, Hannover
Von Volmarstein nach Volmerdingsen Restaurierungen, Ausmalungen und Kirchenausstattungen von Prof. Paul Thol in Westfalen vor und nach dem Zweiten Weltkrieg
Dr. Ulrich Althöfer, Bielefeld
Wie diese "Fälle" deuten?
Statements von und Diskussion mit
Prof. Dr. Manfred Gailus, Historiker, TU Berlin und
PD Dr. Johann Hinrich Claussen, Berlin
11:15 Kaffeepause
11:30
Deutungsarbeit für eine Landeskirche theologisch und organisatorisch arrangieren, moderieren, vertiefen
Propst Dr. Christian Stäblein, Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz, Berlin
12:30 Mittagessen
13:30 Gelegenheit zur Besichtigung des Klosters Loccum
14:30 Stehkaffee
15:00
Von der Schwierigkeit, christliche Kunst im Kontext von Künstlerbiographien zu deuten. Der Fall Barlach
Dr. Heike Stockhaus, Ernst-Barlach-Museum, Wedel
16:00
Annäherungen in der Praxis – Arbeitsgruppen
AG 1
Wie geht man mit Gebäuden um, die während der Zeit des Nationalsozialismus errichtet wurden?
Kirchenoberbaurat Matthias Hoffmann-Tauschwitz, Leiter des Bauamtes der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz, Berlin
AG 2
Problematische Geschenke und Stiftungen. Unklare Provenienz als Problem
Christhard Läpple, ZDF-Aspekte, Mainz
Nina Kubowitsch, Berlin
AG 3
Was tun, wenn die Medien plötzlich anklopfen? Professionalisierung im Umgang mit Aufdeckung unentdeckter nationalsozialistischer Kunst
PD Dr. Johannes Block, Stadtkirchengemeinde, Wittenberg
Thomas Klatt, Evangelischer Theologe und freier Journalist, Berlin
AG 4
Kunst aus der Zeit des Nationalsozialismus präsentieren, kommentieren und begleiten
Dr. Karen Meyer-Rebentisch, Projektleitung Gedenkstätte Martin-Luther-Kirche, Lübeck
18:30 Abendessen
19:30
Aufarbeitungsherausforderungen
Was man von anderen lernen kann
Wie arbeiten Museen ihre nationalsozialistische Vergangenheit auf?
Dr. Claudia Andratschke, Landesmuseum Hannover
Die DDR erinnern. Vom Umgang mit der Vergangenheit der SED-Diktatur im vereinigten Deutschland
Dr. Robert Grünbaum, stv. Geschäftsführer Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Berlin
Informeller Austausch auf der Galerie
SONNTAG, 17. Juni 2018
9:30
Auf dem Weg zu einer überzeugenden Aufarbeitung von Kunst und protestantischer Kirche während des Nationalsozialismus
Statements und Diskussion mit:
Christhard Läpple, ZDF-Aspekte, Mainz
Dr. Vicco von Bülow, Landeskirchenrat, Evangelische Kirche von Westfalen (angefragt)
PD Dr. Johann-Hinrich Claussen, Berlin
Prof. Dr. Thorsten Albrecht, Hannover
Statements und Diskussion auf dem Podium und im Plenum
10:45 Kaffeepause
11:00
Fragen, Kriterien und Aufgaben für die nächsten konkreten Schritte im eigenen Arbeitskontext. Ein Planungslaboratorium
Moderation: Dr. Stephan Schaede
12:30 Ende der Tagung mit dem Mittagessen
TAGUNGSGEBÜHR:
175,- € für Übernachtung, Verpflegung, Kostenbeitrag; für Schüler/innen, Auszubildende, Studierende, Freiwilligendienstler sowie Arbeitslose Ermäßigung nur gegen Bescheinigung auf 85,- €. Eine Reduzierung der Tagungsgebühr für eine zeitweise Teilnahme ist nicht möglich.
Ein Drittel des Teilnehmerbeitrages wird als institutioneller Beitrag für die Evangelische Akademie Loccum erhoben.
ANMELDUNG:
Evangelische Akademie Loccum, Münchehäger Str. 6, 31547 Rehburg-Loccum, Tel. 05766 / 81-0, Fax 05766 / 81-9 00 oder im Internet unter www.loccum.de oder per E-Mail an die Tagungsleitung:
Stephan.Schaedeevlka.de
Sollten Sie Ihre Anmeldung nicht aufrechterhalten können, teilen Sie uns das bitte umgehend mit. Bei einer Absage nach dem 8.6.2018 müssen wir 25% der Tagungsgebühr in Rechnung stellen.
ÜBERWEISUNGEN:
Konto der Kirchlichen Verwaltungsstelle Loccum unter Angabe Ihres Namens und der Buchungsnummer 12292:
Evangelische Bank eG Kassel
IBAN: DE36 5206 0410 0000 0060 50 BIC: GENODEF1EK1
Quellennachweis:
CONF: Kunst und protestantische Kirche (Loccum, 15-17 Jun 18). In: ArtHist.net, 19.04.2018. Letzter Zugriff 26.04.2024. <https://arthist.net/archive/17896>.