CONF 10.03.2018

Transculturalidad(e) (Darmstadt, 23 Mar 18)

Technische Universität Darmstadt, 23.03.2018

Miriam Oesterreich

Transculturalidad(e):
Epistemologien und Begriffe für eine transkulturelle Kunstgeschichte
Workshop

Transcultural Studies gehen von einem Ansatz permanenter Transgression nationaler und kultureller Grenzen und deren Instabilität aus und nehmen Phänomene des kulturellen Kontakts und der ‚Vermischung' sowie kulturelle Aushandlungsprozesse in den Blick. Der Kulturraum Lateinamerika bildet insofern ein besonderes Forschungsfeld, da hier sowohl Phänomene kultureller sowie künstlerischer ‚Vermischungen' (mestizaje, creolisation, métissage) historisch verhandelt werden, als auch die "Geschichte transkulturellen Denkens" (Kravagna 2017) eine Intensivierung in den Jahrzehnten zwischen den beiden Weltkriegen erfuhr, als Theoretiker in Lateinamerika, wie Freyre, Vasconcelos, Ortiz, solche Positionen entwickelten, debattierten und reflektierten. Gerade in einer Zeit zunehmender nationalistischer und rassistischer Diskurse in Europa stellten sie ethnische wie kulturelle Reinheitsphantasien in Frage, nahmen eine Gegenposition ein und formulierten eigene Perspektiven.
Es soll in dem Workshop danach gefragt werden, ob und wie solche Theoretisierungen in der Bildproduktion angeeignet und umgesetzt werden und für die Kunstgeschichtsschreibung und Visual Culture Studies produktiv gemacht werden können, oder inwiefern Positionen der Postcolonial Studies ein Repertoire bereitstellen, transkulturell verwobene Kunstgeschichten, die auch Lateinamerika miteinschließen, theoretisch zu fassen. Ansätze zu einer transkulturellen Kunstgeschichte sollen so für diese Region aufgearbeitet und anhand von Positionen der Postcolonial Studies, lateinamerikanischer Debatten (Mignolo, Dussel, García Canclini, u.a.) und im Kontext visueller Kultur diskutiert und zusammengedacht werden. Insbesondere in Lateinamerika lässt sich eine Verschränkung der Diskurse um Transkulturalität mit Modernekonzeptionen feststellen. Da über die Konstruktion von Modernität auch Kunstgeschichte geschrieben wird, soll diese Verknüpfung für eine transkulturell zu denkende Geschichtsschreibung der Kunst und visuellen Kultur kritisch hinterfragt werden. Auch die jeweilige koloniale Vergangenheit soll in die Reflektion einbezogen werden und es soll gefragt werden, inwiefern diese in den Modernitätskonstruktionen ausgeblendet, manipuliert oder instrumentalisiert wird. Dies gilt umso mehr für eine Kunstgeschichtsschreibung, die in ihrer historiographisch-theoretischen Fundierung noch immer von einem implizit universalistischen Modell ausgeht, statt regionale Differenzen auch in der Theoriebildung zu integrieren.
Transkulturalitätskonzepte, die sich spezifisch mit der Wirkmächtigkeit von Bildern im globalisierten Raum auseinandersetzen, sollen verhandelt werden. Daher versucht der Workshop anhand von Fallbeispielen und theoretischen Erörterungen inhärente essentialistische Konzepte in der Kunstgeschichte zu dekonstruieren und diese gleichzeitig neu zu perspektivieren indem die Verhältnisse, Terminologien und Epistemologien für eine transkulturelle Kunstgeschichte neu gefasst werden.

Leitung und Organisation:
Prof. Dr. Jens Baumgarten, Universidade Federal de São Paulo, Brasilien,
Prof. Dr. Alexandra Karentzos, Technische Universität Darmstadt,
Dr. Miriam Oesterreich, Technische Universität Darmstadt


Programm

10.30
Begrüßung und Einleitung
Prof. Dr. Jens Baumgarten, Prof. Dr. Alexandra Karentzos, Dr. Miriam Oesterreich

11.00
Dr. Astrid Windus (Universität Hamburg)
Zur Überlieferung materieller Kultur: 'Dinge' und ihre Repräsentationen

11.45
Kaffeepause

12.00
Lena Geuer (Universität Düsseldorf)
Hinfallen und aufstehen - eine Ästhetik fallender Mythen

12.45
Mittagspause

14.00
Dr. Lena Bader (Deutsches Forum für Kunstgeschichte Paris)
Deplatzierte Bilder und verdrängte Orte. Transregionale Bildwanderungen im Kontext der Antropofagía-Bewegung

14.45
Irina Hiebert Grun, M.A. (Technische Universität Darmstadt/Berlin)
Transkulturelle Austauschprozesse in der brasilianischen Gegenwartskunst

15.30
Kaffeepause

15.45
Hanna Büdenbender, M.A. (Technische Universität Darmstadt/Trier)
"Das Paradies in der Neuen Welt": Tropikalität und Transkulturalität in der zeitgenössischen Fotografie in Brasilien

16.30
Dr. Pauline Bachmann (Universität Zürich)
Einzigartig oder universal? Brasilianischer (Neo)Konkretismus in Europa

17.15
Abschlussdiskussion

Ort:
Technische Universität Darmstadt, Gebäude S1_13, Alexanderstraße 6, 64283 Darmstadt

Anmeldung:
Die Tagungsteilnahme ist kostenfrei, es wird um Anmeldung gebeten unter: h.soekermode.tu-darmstadt.de

Quellennachweis:
CONF: Transculturalidad(e) (Darmstadt, 23 Mar 18). In: ArtHist.net, 10.03.2018. Letzter Zugriff 26.04.2024. <https://arthist.net/archive/17562>.

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