Workshop
"Visuelle Skepsis. Wie Bilder zweifeln - Visual Scepticism: How Images Doubt"
Maimonides Centre for Advanced Studies und Kunstgeschichtliches Seminar der Universität Hamburg
Konzept/Organisation: Margit Kern, Universität Hamburg
Bilder als Erkenntnismedien spielen heute eine größere Rolle denn je. Die Bilderflut, unter anderem in den Neuen Medien, lässt sie allerdings auch problematisch werden. Vor diesem Hintergrund erhält die Frage größere Bedeutung, wie Bilder ihren eigenen Status als Erkenntnismedien problematisieren – zum einen ausstellen und zum anderen in Zweifel ziehen – können. Bisher wurde die Auseinandersetzung mit Positionen des Skeptizismus in der Kunstgeschichte geführt, indem man philosophische Strömungen einer bestimmten Zeit auf die Ikonographie von Gemälden bezog. Die wenigen Publikationen, die sich mit Skepsis beschäftigen, fragen vor allem danach, wie philosophische Texte ihren Niederschlag in Gemälden oder Druckgraphiken fanden. Die Tagung wählt hier einen anderen Zugang. Es sollen explizit die Diskurse untersucht werden, die nicht darauf zurückgehen, dass Texte des Skeptizismus in Bilder übersetzt wurden. Stattdessen soll gefragt werden, wie Bilder aufgrund der ihnen eigenen medialen Struktur zum Ort von performativen Prozessen werden, die mit den dialogischen Strategien des Skeptizismus vergleichbar sind. Eine Hauptthese des Projekts lautet, dass hier Widersprüche und Negationen auftreten müssen, die den Charakter einer medialen Selbstbefragung haben.
Images as media of knowledge production play a more prominent role today than ever before. Because of its specific technical preconditions, the photographic image is especially associated with a high degree of authenticity and the capability to depict the truth. In the digital era, these rather problematic predicates, as the indexical promise of truth, persist. Against this background, the question of how images are able to make an issue of their own status as media of knowledge production gains greater importance; they exhibit this status on the one side and doubt it on the other. Until now, the analysis of positions of scepticism in art history has been made by connecting philosophical movements to iconographies of images. The few publications which have dealt with scepticism ask above all how philosophical texts were reflected in works of art. The workshop here chooses a different approach. It explores only visual discourses which do not depend on previous texts. It will ask how images, because of their particular medial structure, were sites of performative processes which can be compared to dialogical strategies of scepticism. The main thesis of the project is that, in this case, contradictions and negations arise which have the character of medial self-interrogation.
Montag, 11. Dezember
9:30 Uhr Margit Kern, Universität Hamburg
Visuelle Skepsis – Eine Einführung
10:15 Uhr Giuseppe Veltri, Universität Hamburg
Sinneswahrnehmung wie in einem Spiegel: Kunst und Skepsis im Venedig der Frühen Neuzeit
11:00 Uhr Pause
11:30 Uhr Jürgen Müller, Technische Universität Dresden
Alle Kreter lügen. Überlegungen zu Pieter Bruegels „Misanthrop“
12:15 Uhr Janne Lenhart, Universität Hamburg
Zweifel am niederländischen Trompe-l’œil: Cornelis Gijsbrechts’ Rückseite eines Gemäldes
13:00 Uhr Mittagspause
14:00 Uhr Nicola Suthor, Yale University
Scheinhafter Realismus und die Spaltung des Bildes: Zu Caravaggios „Kreuzigung Petri“ und „Paulussturz“ in der Cappella Cerasi
14:45 Uhr Karlheinz Lüdeking, Universität der Künste Berlin
Caravaggios skeptischer Thomas (eine doppelte Gewebeprobe)
15:30 Uhr Pause
16:00 Uhr Meinrad von Engelberg, Technische Universität Darmstadt
Die Kunst des „als ob“: Skepsis als ästhetische Prämisse im 18. Jahrhundert
16:45 Uhr Werner Busch, Freie Universität Berlin
Goyas „Caprichos“. Der Zweifel an der Wirksamkeit aufklärerischer Moral
17:30 Uhr Abschlussdiskussion
Dienstag, 11. Dezember
9:30 Uhr Gerd Blum, Kunstakademie Münster/Universität Wien
Isosthenie und skeptischer Selbstwiderspruch: Manets „Déjeuner sur l’herbe“
10:15 Uhr Kristin Drechsler, Leuphana Universität Lüneburg
Morandis Zweifel
11:00 Uhr Pause
11:30 Uhr Monika Wagner, Universität Hamburg
Hinter Glas. Visuelle Dialoge mit einem transparenten Medium
12:15 Uhr Wolfgang Kemp, Universität Hamburg/Leuphana Universität Lüneburg
Skepsis von Grund auf: Kurze Einblicke in werkgenetische Prozesse
13:00 Uhr Mittagspause
14:00 Uhr Adi Louria Hayon, Tel Aviv University
The Dialectics of Failed Perception in Bruce Nauman's Art
14:45 Uhr Beate Pittnauer, Hochschule für Bildende Künste Braunschweig
Framing the real? Excluding the inventive? Über fotografische Gewissheiten und mediale Selbstzweifel
15:30 Uhr Pause
16:00 Uhr Margit im Schlaa, Berlin
Blanks
16:45 Uhr Sophia Kunze, Universität Hamburg
Momente visueller Skepsis im Video Game
17:30 Uhr Abschlussdiskussion
Postersektion:
Anne-Kathrin Hinz, Friedrich-Schiller-Universität Jena
„Spur Andreas B.“ ‒ Zweifel an der Darstellbarkeit von Geschichte?
Constanze Fritzsch, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
„Das Bild als Vorbild“ A.R. Pencks Zweifel an der Sprache
Lukas R.A. Wilde, Eberhard Karls Universität Tübingen
‚Methodischer Zweifel‘ an Comic- und Manga-Bildern? Bildobjekte, referential meaning und der dritte Zeichenraum
Die Veranstaltung ist öffentlich. Um vorherige Anmeldung via E-Mail wird gebeten.
Veranstaltungsort:
Universität Hamburg
Maimonides Centre for Advanced Studies
Schlüterstraße 51
Raum 5060 (5. OG)
20146 Hamburg
Informationen and Kontakt:
Telefon: +49 (0) 40 42838-8605
E-Mail: maimonides-centreuni-hamburg.de
Quellennachweis:
CONF: Visual Scepticism: How Images Doubt (Hamburg, 11-12 Dec 18). In: ArtHist.net, 17.11.2017. Letzter Zugriff 28.03.2024. <https://arthist.net/archive/16765>.