CFP 19.05.2017

Session at HNA (Ghent, 24-26 May 18)

International Conference Historians of Netherlandish Art, Ghent, 24.–26.05.2018
Eingabeschluss : 30.06.2017

Sandra Hindriks

[Deutsche Version siehe unten]

Vanitas. Reconsideration of a pictorial concept

ANKK-sponsored Session

One of the most controversial pictorial concepts within the methodological debate of Netherlandish art history certainly was (and still is) the concept of the Vanitas of the mundane world. It has become quite common to view and subsume Dutch still life painting under the aspect of transience and to claim that those works include a moralizing message: The depicted objects – may it be the skull or hourglass, overturned glasses, wilted flowers, money, jewelry or instruments (used either in daily life or in art and science) – have been interpreted by art historical scholarship in rather generalizing terms as symbols of the vanity and impermanence of human life. Besides this rather cultural pessimistic interpretation there are additional readings of still life painting – for example a more sensualistic approach emphasizing the cognitive power of sense perception; or a social-historic position that links the genre to seventeenth-century European economic expansion by accentuating the importance of goods as a means to establish identity.

Thus, the question arises, whether the pictorial reference to the end of earthly existence in combination with a glorification of wealth – for example in sumptuous still lifes, – has a negative appeal, while on the other hand vanitas still lifes may request a more positive reflection: thinking about the inevitability of death here tends more towards an overcoming of earthly existence in order to gain eternal life. Recent scholarship suggests that vanitas still lifes require beholders to engage in a more active contemplation – also in terms of a moral reflection about themselves. Thus they could be understood as private devotional images, serving as a reminder to the meditation on death and eternal life.

Vanitas vanitatum est: So is the sensuous world little more than smoke and mirrors? Or does she have – on the contrary – an epistemic significance? Our panel would like to take up this discussion and reconsider the pictorial concept of vanitas. Oscillating between contempt of the world and an affirmation of life in the awareness of the inevitability of death, between an emphasis of sense perception and an emphasis of its relativity and temporality, between a glorification of wealth and criticism of the same, vanitas still lifes offer an ambiguous interpretative potential which needs to be explored anew for every painting. We would like to look into historical and cultural contexts and backgrounds in order to locate vanitas themes and motives and thoroughly understand their meaning. Therefore, we welcome papers which not only address classical vanitas still lifes but also its predecessors, like for example the depictions of skulls on the reverse of portraits or the various paintings of Saint Jerome in the 16th century. Furthermore, we are interested in the theological and philosophical textual sources, which occasionally even find their way into the paintings. And we also ask for papers that explore the historical development of particular motives, such as e.g. the homo bulla, or certain sub-genres, like e.g. the Merry Company. What characterizes a vanitas still life and distinguishes it from other forms of still life? And how and to what extend does the vanitas painting reflect on the status of the image and its potential to preserve that which is most ephemeral in paint and thus from the impermanence of life?

We invite scholars to submit abstracts in English of no more than 250 words and a short CV of max. 100 words to Karin Leonhard (karin.leonharduni-konstanz.de) and Sandra Hindriks (sandra.hindriksuni-konstanz.de) by June 30, 2017. If you submit a proposal to more than one session, you should notify the chairs in advance. Only papers that are unpublished will be considered. Speakers must be HNA and ANKK members at the time of the conference. The conference language will be English.

---

Vanitas. Neubetrachtungen eines alten Bildkonzepts

Wohl kaum ein Bildkonzept hat dem Methodenstreit der niederländischen Kunstgeschichte soviel Nährstoff geliefert wie das der Vanitas der irdischen Welt. So ist es inzwischen beinahe üblich geworden, die niederländische Stillebenmalerei unter dem Aspekt der Vergänglichkeit zu betrachten und ihr eine moralisierende Aussage zu unterstellen: Die abgebildeten Gegenstände der Stilleben – seien es der Totenschädel oder die Sanduhr, umgestoßene Gläser oder verwelkte Blumen, Geld, Schmuckstücke oder Instrumente (nicht nur des täglichen Lebens, sondern auch der Kunst und der Wissenschaft) – fungieren in der kunsthistorischen Forschung verallgemeinernd als Sinnbilder der Eitelkeit und Unbeständigkeit des menschlichen Lebens. Einer solch tendenziell kulturpessimistischen Deutung steht eine sensualistische Position entgegen, die an die Erkenntniskraft der sinnlichen Wahrnehmung festhält, oder auch eine sozialhistorisch orientierte, derzufolge an die im 17. Jahrhundert immer wichtiger werdende identitätsstiftende Rolle der Waren und Güter innerhalb der sich zu Wirtschaftsmächten aufschwingenden europäischen Nationen erinnert werden soll.

Es stellt sich also die Frage, ob der bildliche Verweis auf das Ende des irdischen Daseins in Kombination mit der Verherrlichung des Wohlstands bspw. in Mahlzeitstilleben auf eine negative Wirkung zielt; das Nachsinnen über das Unvermeidliche im Vanitas-Stilleben mit der Tendenz zur Überwindung der irdischen Eitelkeit in Richtung des ewigen Lebens im Jenseits dagegen eine positive Betrachtung einfordert? Neuere Forschungen legen nahe, dass das Vanitasbild vom zeitgenössischen Betrachter eine aktive gedankliche Teilnahme auch im Sinne einer moralischen Reflexion über sich selbst verlangt, so dass es als privates Andachtsbild mit der Funktion einer Gedächtnisstütze für die Meditation über den Tod und das ewige Leben verstanden werden kann.

Vanitas vanitatum est: Ist also die sinnliche Welt nichts weiter als Schall und Rauch oder nimmt sie im Gegenteil einen wichtigen erkenntnistheoretischen Stellenwert ein? Unser Panelvorschlag greift diese Diskussion auf und fordert zu einer Neubetrachtung des Bildkonzepts auf. Angesiedelt zwischen der Verachtung der Welt und einer Lebensbejahung im Todesbewusstsein, zwischen der Emphase sinnlicher Erfahrung und der Betonung ihrer Relativität und Temporalität, zwischen einer Verherrlichung irdischen Wohlstands und einer Kritik daran, verfügen Vanitas-Bilder über ein ambigues Deutungsmuster, das jedes Mal neu ausgehandelt werden muss. Entsprechend soll nach den geistesgeschichtlichen Kontexten und Hintergründen gesucht werden, die uns helfen können, die vanitären Sujets und Motive historisch zu verorten. Entsprechend wird nach Beiträgen gefragt, die nicht nur die klassischen Vanitasstilleben thematisieren, sondern auch deren Vorläufer, wie die Totenkopfdarstellungen auf den Rückseiten von Porträts oder die vielen Hieronymusdarstellungen des 16. Jahrhunderts. Es soll weiterhin nach den theologischen und philosophischen Textgrundlagen gefragt werden, die zuweilen sogar in Form von Inschriften Eingang in die Bilder finden. Auch Beiträge zur Entwicklungsgeschichte einzelner Motive, wie z.B. der Homo Bulla, oder einzelner Subgenres, wie z.B. der Fröhlichen Gesellschaft, sind willkommen. Was beispielsweise kennzeichnet ein Vanitas-Stilleben bzw. unterscheidet es von anderen Ausformungen der Stillebengattung? Und inwiefern wird in vanitären Kunstwerk der bewahrende, d.h. die Vergänglichkeit aufschiebende Status des Bildes selbst abgerufen und reflektiert?

Wir bitten um Einsendung eines Abstracts (max. 250 Wörter) sowie eines kurzen CV (max. 100 Wörter) bis zum 30. Juni 2017 an Karin Leonhard (karin.leonharduni-konstanz.de) und Sandra Hindriks (sandra.hindriksuni-konstanz.de). Sollten Sie sich bereits bei einer anderen Sektion der HNA-Konferenz beworben haben, lassen Sie uns dies bitte wissen. Es werden ausschließlich unpublizierte Beiträge berücksichtigt. Sprecher müssen im Jahre der Konferenz sowohl Mitglied des ANKK als auch von HNA sein. Die Konferenzsprache ist englisch.

Quellennachweis:
CFP: Session at HNA (Ghent, 24-26 May 18). In: ArtHist.net, 19.05.2017. Letzter Zugriff 20.04.2024. <https://arthist.net/archive/15543>.

^