CONF 11.02.2017

Textiles as Other (Hamburg, 17-18 Feb 17)

Kunstgeschichtliches Seminar, Universität Hamburg, 17.–18.02.2017

Leena Crasemann

Textiles as Other: Formen, Materialien, Politiken textilbasierter Objekte im 20. und 21. Jahrhundert

Workshop

Das Textile hat Konjunktur. Ob es subkulturelle Aktionen des craftivism im Stadtraum sind, Nachhaltigkeitskonzepte in der Kleidungsindustrie, das Experimentieren mit intelligenten Stoffen in der Modebranche, der Einsatz von Hightech-Textilien in der Industrie oder die im 20. Jahrhundert stetig zunehmenden textilbasierten künstlerischen Positionen: Das Textile beansprucht in unserer unmittelbaren Gegenwart einen besonderen Stellenwert. Warum aber kommt dem Textilen aktuell dieses gesteigerte Interesse und eine damit notwendige Theoretisierung zu?

Die Spezifik des Textilen scheint in seiner medialen Wandelbarkeit und semantischen Offenheit zu bestehen. Da es fast immer mit anderen Materialien kombiniert und medial unterschiedlich eingebunden ist, verfügt es über einen unvergleichbar hybriden Charakter. Wie könnte eine aktuelle Theoretisierung des Textilen dieser veränderbaren Vielgestaltigkeit gerecht werden? Welche Migrationen des Materials gehen mit der Produktion, Verarbeitung, Distribution des Textilen einher und wie spiegelt sich dies in künstlerischen, sozialen, politischen Praktiken wieder, in die das Textile eingebunden ist? Welche Rolle kommt der Verarbeitung des Textilen zu, das – etwa bis zum Moment seiner Rezeption als Ausstellungsgegenstand im Rahmen künstlerischer Produktion – die unterschiedlichsten geographischen, technischen und kulturellen Grenzen überschritten und durchkreuzt hat? Und auf welche Weise kann diese identitäre Wandelbarkeit des Textilen methodisch gefasst werden?

Im Rahmen des Workshops sollen zwei Fragehorizonte eröffnet werden: Zum einen steht das für die Kunst der Moderne so paradigmatische, auch geschlechtlich kodierte Verhältnis von Form und Material zur Diskussion. Inwiefern ist das Textile dazu prädestiniert diese polare Differenz aufzulösen, da textile Produktionsprozesse gleichermaßen Form gebende und Material konstituierende Operationen sind? Zudem gilt es nach der politischen Dimension zu fragen: In genderspezifischen Zuschreibungen wird das Textile seit Jahrhunderten dem Prinzip und der Sphäre des Weiblichen zugeschlagen, fungiert aber in einem hegemonialen Diskurs gleichermaßen als Spezifikum indigener Kulturen und als „ethnisch Anderes“. Inwieweit muss die zunehmende Relevanz des Textilen folglich nicht nur mit feministisch-emanzipatorischen Anliegen, sondern auch mit einem Aufbrechen des Kanons im Zuge postkolonialer Verschiebungen kurzgeschlossen werden? Und welche Positionen nehmen textile Techniken, Materialien, Objekte in aktuellen Diskursen über das Verhältnis von westlich-okzidentaler Kunstpraxis und -theorie gegenüber den ›anderen‹ Kunstgeschichten ein, die beide jeweils nicht ohne den Bezugsrahmen von Kolonialismus und Postkolonialismus zu denken sind?

Freitag, 17. Februar 2017
Ort: Produzentengalerie Hamburg, Admiralitätsstraße 71, 20459 Hamburg

16.30h
Leena Crasemann (Universität Hamburg): Einführung

17h
Dr. Monika Ankele (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf):
Material matters. Bedeutungsdimensionen des Textilen in Psychiatrien um 1900

18h
Künstlergespräch mit Ulla von Brandenburg

Samstag, 18. Februar 2017
Ort: Warburg-Haus, Heilwigstraße 116, 20249 Hamburg

10h
Sarah Sigmund (Universität Düsseldorf):
Waxprints als Werk-Stoff. Textilien im Spannungsfeld von Hybridität und Otherness

11h
Dr. Rike Frank (National Academy of the Arts Oslo) und Katrin Mayer (Künstlerin, Berlin):
Während einer Begegnung zwischen „Rose Fortune“ und „Textilities and … Roses, too“!
– Pause –

13.30h
Anne Röhl (Universität Zürich):
"An Other Place": Räume textiler (Zusammen-)Arbeit

14.30h
Dr. Merel van Tilburg (The Courtauld Institute of Art, London):
Exhibiting and theorizing textile production processes: Making & Unmaking (London, Camden Arts Centre, 2016) and Entangled: Threads & Making (Margate, Turner Contempory, 2017)

15.30
Abschlussdiskussion

Konzept und Organisation: Dr. des. Leena Crasemann
Kunstgeschichtliches Seminar, Universität Hamburg

Finanziert vom Gleichstellungsbüro sowie dem Fachbereich Kulturwissenschaften der Universität Hamburg

Kontakt: leena.crasemannuni-hamburg.de

Quellennachweis:
CONF: Textiles as Other (Hamburg, 17-18 Feb 17). In: ArtHist.net, 11.02.2017. Letzter Zugriff 19.05.2024. <https://arthist.net/archive/14764>.

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