UM 1600 – DAS STUTTGARTER "NEUE LUSTHAUS" UND DIE ARCHITEKTUR NÖRDLICH DER ALPEN
Öffentliches Symposion zur Ausstellung „Eine der edelsten Schöpfungen deutscher Renaissance – Das Neue Lusthaus zu Stuttgart“ im Hauptstaatsarchiv Stuttgart
Veranstalter: Institut für Architekturgeschichte, Universität Stuttgart
in Kooperation mit dem Landesarchiv Baden-Württemberg/Hauptstaatsarchiv Stuttgart, dem Württembergischen Geschichts- und Altertumsverein und dem IZKT der Universität Stuttgart
Konzeption und Leitung: Klaus Jan Philipp und Simon Paulus
Hospitalhof Stuttgart, Büchsenstraße 33, und Hauptstaatsarchiv, Konrad Adenauer-Str. 4, Stuttgart
Das zwischen 1584 und 1593 errichtete „Neue Lusthaus“ in Stuttgart, ein Werk des Württembergischen Hofbaumeisters Georg Beer, galt als herausragender Repräsentant der Architektur seiner Zeit. Durch den späteren Umbau zum Hoftheater stark in seiner ursprünglichen Erscheinung und Bausubstanz entstellt und letztendlich in seinen letzten Resten 1902 abgetragen, verschwand „eine der edelsten Schöpfungen deutscher Renaissance“ (Gustav Wais 1954) weitgehend aus der Wahrnehmung der Fachwelt. Der 1904 in den Stuttgarter Schlossgarten versetzte Teil des westlichen Arkadengangs samt der vorgelagerten Freitreppe wurde dem Verfall preisgegeben und verkam zur Ruine. Erst in jüngerer Zeit rückte das Gebäude wieder in den Fokus des wissenschaftlichen Interesses. Der Bau hat nämlich neben seiner Bedeutung als einer der frühesten neuzeitlichen Vertreter einer höfischen Fest- und Unterhaltungskultur nördlich der Alpen auch eine weitreichende Wirkungsgeschichte unter ganz anderen Aspekten vorzuweisen: Das den großen Festsaal im Obergeschoss überspannende Dachwerk wurde zum Vorbild für eine ganze Reihe von freigespannten Dachkonstruktionen über Sälen und Kirchenbauten des 17. und 18. Jahrhunderts. Im 19. Jahrhundert wirkte die im Zuge des Umbaus zum Hoftheater 1845 erstellte akribische Dokumentation durch den Architekten Carl Friedrich Beisbarth als wesentlicher Impuls für die Formulierung eines spezifisch süddeutschen Neorenaissancestils. Begleitend zu einer Ausstellung zum Lusthaus im Hauptstaatsarchiv Stuttgart wird im wissenschaftlichen Symposium „Um 1600“ dieses Bauwerk im Kontext seiner Entstehungszeit neu betrachtet und diskutiert werden, die in der älteren Kunstgeschichtsschreibung gerne als „Deutsche Spätrenaissance“ bezeichnet wird. Dabei werden besonders Voraussetzungen und Hintergründe beleuchtet, welche die Eigenheiten und Merkmale jener Baukunst in den letzten drei Jahrzehnten vor dem Ausbruch des 30jährigen Krieges im deutschen Sprachraum mit ihren unterschiedlichsten regionalen Ausprägungen maßgeblich bestimmt haben.
PROGRAMM
DONNERSTAG, 10. NOVEMBER 2016 - ABENDPROGRAMM
Ort: Landesarchiv Baden-Württemberg - Hauptstaatsarchiv Stuttgart
Konrad-Adenauer-Straße 4, 70173 Stuttgart
17:00 Führung durch die Ausstellung mit Nikolai Ziegler, Stuttgart
18:00 Begrüßung, Nicole Bickhoff, Stuttgart
Abendvortrag:
Wie ernst ist Lust? Zum Lusthaus in Stuttgart
Ulrich Großmann, Nürnberg
FREITAG, 11. NOVEMBER 2016 - SYMPOSIUM
Ort: Hospitalhof, Büchsenstrasse 33, 70174 Stuttgart
9:30 Klaus Jan Philipp, Stuttgart
Begrüßung und Einführung
10:00 Werner Oechslin, Einsiedeln
Architektonisches Wissen 'vor 1600' im süddeutschen Raum: unterschiedliche Ausprägungen und Interessen
10:30 Hubertus Günther, München
Führung durch Joseph Furttenbachs Architekturmuseum
11:00 Diskussion (Moderation: Simon Paulus, Stuttgart)
- Pause -
11:45 Stephan Hoppe, München
„Wohnstrukturen als Anzeiger gesellschaftlicher Strukturen.“ Zur Rekonstruktion höfischer Raumstrukturen in Deutschland in der Spätrenaissance
12:15 Stefan Bürger/Ludwig Kallweit, Dresden
Bedingte Kunst. Aspekte einer Raumkonzeption jenseits von Typus und Stil am Beispiel der Fürstengrablege im Freiberger Dom (bis 1595)
12:45 Diskussion (Moderation: Daniela Bohde, Stuttgart)
- Mittagspause -
14:30 Simon Paulus, Stuttgart
Heinrich Schickhardt vs. Paul Francke: Zwei Baumeister, zwei Regionen, zwei Positionen des Entwerfens um 1600
15:00 Alma-Mara Brandenburg, Stuttgart
"Alles und Jedes mit Capitälen, Colonnen und gesimbsen" - Architekturrezeption an Fassadenmöbeln aus der Zeit Herzog Ludwigs III. von Württemberg
15:30 Diskussion (Moderation: Klaus Jan Philipp, Stuttgart)
- Pause -
16:00 Nikolai Ziegler, Stuttgart
Attraktion, Demonstration, Provokation – Die aufsehenerregende Architektur des Neuen Lusthauses zu Stuttgart
16:30 Diskussion (Moderation: Klaus Jan Philipp, Stuttgart)
- Pause -
17:30 PODIUMSDISKUSSION
Ort: Hospitalhof, Büchsenstrasse 33, 70174 Stuttgart
„In Würde sterben lassen?“ Die Ruine des Lusthauses im Schlossgarten
mit Albert Kieferle (Büro AeDis), Prof. Roland Ostertag (Initiative „Neues Lusthaus“), Dr. Ellen Pietrus (Untere Denkmalschutzbehörde, Stadt Stuttgart), Edgar Schindler (Vermögen und Bau, Amt Stuttgart)
Moderation: Amber Sayah (Stuttgarter Zeitung)
Die Veranstaltung ist öffentlich, eine Anmeldung ist nicht erforderlich
Institut für Architekturgeschichte, Universität Stuttgart
Keplerstr. 11, 70174 Stuttgart
Tel.: +49 (0)711 - 685 - 8 32 90,
sekretariatifag.uni-stuttgart.de
Quellennachweis:
CONF: Um 1600 - Das Stuttgarter "Neue Lusthaus" (Stuttgart, 10-11 Nov 16). In: ArtHist.net, 19.10.2016. Letzter Zugriff 28.03.2024. <https://arthist.net/archive/13980>.