Workshop "Handbuchwissen. Die Fotografie als angewandte Wissenschaft“
Während das Aufkommen des neuen Mediums Fotografie um 1839 in der Fotogeschichtsschreibung meist in den Registern älterer Darstellungsmedien – wie der Malerei – verortet wurde, begreift das von der DFG geförderte Forschungsprojekt „Fotografie als angewandte Wissenschaft: Über die epistemische Rolle von fotografischen Handbüchern (1839-1883)“ (WO1768/1-1) dessen Entwicklung, Diskursivierung und Propagierung auf der Folie des bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts prävalenten, auf die industrielle Entwicklung abzielenden polytechnischen Wissens.
Kein Medium eignet sich so sehr dazu, etwas über die Rolle der angewandten Wissenschaften als Modell des neuen Aufzeichnungsverfahrens zu erfahren als die fotografische Handbuchliteratur. Wurde in Handbüchern, Traktaten, Anleitungstexten doch nicht nur mittels der Einführung in die Verfahrenstechnik die Einübung in die Handhabung der Fotografie vermittelt; in der Anleitungsliteratur sedimentierten sich gleichermaßen die epistemischen Grundlagen des anwendungsbezogenen Wissens. Zu diesen zählen die Modalitäten der Wissensvermittlung und der inhaltliche Aufbau der Publikationen ebenso wie die als Grundlage der Fotohistoriografie zu bezeichnenden einleitenden historischen Abrisse und die wissensvermittelnden Informations- und Anleitungszeichnungen.
Das Studium von fotografischen Handbüchern erlaubt darüber hinaus die Veränderungen der Wissensproduktion im Laufe des 19. Jahrhunderts sowie die Ausdifferenzierung des Mediums Fotografie in vielfältige Anwendungsbereiche und damit Wissensfelder nachzuvollziehen. Zu diesen Transformationsprozessen gehört nicht zuletzt, dass sich aus chemotechnischen, ästhetische Diskurse herauszuschälen beginnen.
Ziel der Veranstaltung ist es, die aus unterschiedlichen Untersuchungszusammenhängen gewonnenen Aspekte von Handbuchwissen aufeinander zu beziehen und zu diskutieren.
Konzeption: Prof. Dr. Herta Wolf, Professorin für Geschichte und Theorie der Fotografie, Kunsthistorisches Institut der Universität zu Köln
Programm:
DONNERSTAG, 7. APRIL
12:30-13:00
Begrüßung
13:00-14:00
HERTA WOLF, Köln
Übersetzungen – Wissenstranspositionen in frühen fotografischen Handbüchern
14:00-15:00
ERNA FIORENTINI, Berlin
Zwischen Skepsis und Praxis – Optische Zeichenhilfen in Lehrbüchern 1800-1850
15:00-16:00
MANUELA FELLNER-FELDHAUS, Essen
Die Metaphorik des Lichts. Joseph Petzvals Beitrag zur Fotografie als angewandte Wissenschaft
16:00-16:30
Pause
16:30-17:30
CARINA SPERBER, Köln
Modalitäten des Selbst. Parameter der frühen Porträtfotografie in der Handbuchliteratur der 1840er und 1850er Jahre
17:30-18:30
ANNA LOHS, Köln
Anweisungszeichnungen. Illustrationen in fotografischen Handbüchern
18:30-19:00
Pause
19:00-20:00
PAUL-LOUIS ROUBERT, Paris
„Ceci tuera cela…“: le déclin de la pratique du daguerréotype en France à travers les publications des amateurs („Dies wird jenes töten...“: Der Niedergang der Daguerreotypie in Frankreich durch die Publikationen von Amateuren)
FREITAG, 8. APRIL
09:00-10:00
DAGMAR KEULTJES, Florenz und Köln
Freiraum Dunkelkammer? Regeln der Retusche in Handbüchern des 19. Jahrhunderts
10:00-11:00
ULRIKE MATZER, Wien
Institutionalisierter Wissenstransfer. Josef Maria Eders „Ausführliches Handbuch der Photographie“ (1884-1932) und das Versuchswesen in Wien
11:00-11:30
Pause
11:30-12:30
MICHAEL KEMPF, München und Köln
Fotografie als Kriegswissenschaft. Handbücher zur Luftaufklärung im Ersten Weltkrieg
12:30-13:30
Abschlussdiskussion
Reference:
CONF: Handbuchwissen. Die Fotografie als angewandte Wissenschaft (Köln, 7-8 Apr 16). In: ArtHist.net, Mar 7, 2016 (accessed Jul 16, 2025), <https://arthist.net/archive/12387>.