CFP 31.03.2011

Grazer Architektur Magazin, GAM.08

Eingabeschluss : 30.04.2011

Ingrid Böck, TU Graz

[Please scroll down for English version]

Die 8. Ausgabe von GAM widmet sich unter dem Titel "Dense Cities" dem
Themenfeld der "städtischen Dichte" und dessen Relevanz für die konkrete
Architekturproduktion. Der Lebensraum des 21. Jahrhunderts wird aller
Voraussicht nach die Stadt sein. Seit dem Jahr 2008 wohnt mehr als die
Hälfte der Weltbevölkerung in Städten und der weltweite Anteil der
städtischen Bevölkerung wird nach Prognosen der UNO bis zum Jahr 2050
rund 70 % erreichen. Während sich ein Großteil dieser Entwicklung in den
Megastädten und megaurbanen Räumen abspielt, die sich in den letzten
Jahrzehnten vor allem in Asien und Südamerika mit rasender
Geschwindigkeit entwickelt haben, erscheint die offene Entwicklung
mittelgroßer Städte, die sich in ihrem Selbstverständnis noch auf die
zentral orientierte historische Stadt berufen, als Anstoß für eine
Diskussion neuer architektonischer Entwurfs- und Planungsansätze. Werden
Städte als urbane Gebiete mit einer bestimmten Dichte aufgefasst, die in
historischen Entwicklungsprozessen stehen, so können Entwurfsansätze der
"Verdichtung" und "Nachverdichtung" auf allen Maßstabsebenen neue
Perspektiven ihrer Transformation eröffnen. GAM.08 Dense Cities richtet
die Aufmerksamkeit auf den architektonischen Zusammenhang zwischen den
Prozessen der Urbanisierung und der Entwicklung kompakter städtischer
Formen.

Es besteht kein Zweifel, dass die Abkehr vom ungezügelten Landverbrauch
und der Verschwendung von Ressourcen angesichts der Bedrohung durch
klimatische Veränderungen, aber auch im Sinne eines steigenden
Bewusstseins für nachhaltige Lebensweisen, Bedingungen vernünftiger
Planungen darstellen müssen. Die Notwendigkeit, höher verdichtete
Siedlungsformen zu forcieren, ist daher weithin akzeptiert und hat zu
der Entwicklung von zahlreichen Konzepten wie bspw. der Compact City
geführt, die sich in Entwicklungsprogrammen der UNO (Agenda 21) und der
Europäischen Kommission (Green Paper of Urban Environment) wiederfinden.
GAM.08 geht davon aus, dass es nicht gleichgültig ist, in welcher
formalen Art sich das Phänomen "Stadt" ausdrückt, sondern sieht den
Entwurf kompakter städtischer Formen vielmehr im Zusammenhang mit
zukunftsweisenden Strategien auf dem Weg zu einer nachhaltigen Stadt. So
erfahren das Management von Siedlungsräumen beziehungsweise
infrastrukturelle Themen in der Diskussion um nachhaltige räumliche
Entwicklungspolitik zwar eine hohe Aufmerksamkeit, inwiefern diese Frage
aber mit der Dichte der Stadt zusammenhängt, wird weniger erörtert. Doch
wenn der Stopp des Landschaftsverbrauchs ernsthaft diskutiert werden
soll, müssen urbane Verdichtungsszenarien auf allen Maßstabsebenen
diskutiert werden: Die Dichte von (unterschiedlichen) Infrastrukturen,
höhere Bebauungsdichten, die Dichte von unterschiedlichen Nutzungen, die
Dichte an Wohn- und Arbeitsangeboten, die Dichte im Sinne der
Entwicklung kompakter Gebäude- und Hüllformen bei energetischen
Anforderungen, aber auch die Dichte als Frage nach den Grenzen sozialer
Verträglichkeit, sobald Menschen zu eng "aufeinander" leben. In diesem
Sinne besitzt quantitative Dichte immer auch einen qualitativen Aspekt,
der als "atmosphärische Dichte" kompakter städtischer Formen für den
Ausdruck einer urbanen Lebenswelt verantwortlich ist. Hinsichtlich
dieser Frage werden in GAM.08 die Möglichkeiten und Handlungsspielräume
der Architekturproduktion zur Disposition gestellt und neu entworfen. So
bildet die Entwicklung und Realisierung intelligenter Gebäudetypologien
die Voraussetzung für räumliche Verdichtung auf der Mikroebene, die in
Wechselwirkung mit der Vervielfältigung räumlicher Qualitäten im
städtischen Raum, mit der Entwicklung neuer Typologien bzw. der
Transformation und Erweiterung bestehender Nutzungen steht. Diese
beziehen sich immer auf den Gebäudebestand einer Stadt, den die
Architektur mit einem Blick auf die historischen Entwicklungsprozesse
hinsichtlich der Anforderungen der Zukunft adaptiert und weiterbaut.
GAM.08 stellt die Frage, wie eine aktive Rolle der Architektur bei der
Entwicklung von "Dense Cities" auszugestalten ist. Erklärtes Ziel ist
es, architektonische Mittel zu definieren, um den verschiedenen sozialen
Gruppen ein hochqualitatives, vielfältiges und anpassungsfähiges urbanes
Lebensumfeld zu schaffen. Die Bandbreite der Fragestellung erstreckt
sich über alle Maßstabsebenen von der Stadtlandschaft und Agglomeration
über das Quartier und den Stadtteil bis zum Block und Einzelobjekt und
reicht von der Entwicklung neuer Gebäudetypen über konkrete
Interventionen im urbanen Feld bis zu Analysen der Transformation
städtischer Dichte. GAM.08 lädt Sie ein, ein Abstract (max. 500 Wörter)
zur Fragestellung einer Neubewertung "städtischer Dichte" bis zum 30.
April 2011 einzureichen. Der Abgabetermin für den fertigen Beitrag (Full
Paper) ist der 12. August 2011.

GAM.08, die nächste Nummer des Grazer Architektur Magazins, erscheint im
Frühjahr 2012. GAM ist die offizielle Publikation der
Architekturfakultät der Technischen Universität Graz. Der Hauptteil
jeder Nummer von GAM ist aber nicht der Selbstdarstellung unserer
Universität, sondern dem international offenen Diskurs über ein
spezifisches Thema gewidmet. Das Thema von GAM.08 ist "Dense Cities".
GAM versteht sich als Bühne, auf der kontroverse Positionen in der
aktuellen Architekturdebatte auf hohem Niveau dargestellt werden und
fördert den seriösen Diskurs über Architektur über kulturelle Grenzen,
aber auch über die Grenzen des Fachs hinaus.

AutorInnenbeiträge können aus Texten (Deutsch oder Englisch), Bildern
und Plänen bestehen. Unser mit internationalen Experten besetzter
Redaktionsbeirat unterstützt die Redaktion beim Peer-Review-Verfahren
der eingereichten Beiträge und bürgt für deren hohe Qualität.
AutorInnen, die sich mit einem Beitrag zum Thema "Dense Cities" für die
nächste Nummer von GAM bewerben möchten, werden gebeten, schon
frühzeitig mit der Redaktion in Verbindung zu treten (gamtugraz.at).

Hinweise zu Layout, Einreichungs- und Copyright-Bestimmungen sind unter
http://gam.tugraz.at zu finden.
http://gam.tugraz.at

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The eighth issue of GAM, entitled "Dense Cities," focuses on an array of
topics connected to "urban density" and its relevance to architectural
production. In all probability, the habitat of the 21st century will be
the city. Since 2008, more than half of the world's population has been
living in cities, and according to forecasts by the UN, the total
percentage of the urban population will reach seventy percent by 2050.
While most of this development is taking place in the megacities and
mega-urban areas that have evolved at breakneck speed mainly in Asia and
South America in recent decades, the open development of medium-sized
cities, which still refer to the centrally oriented historical city,
open the discussion for new approaches to design and planning in
architecture. If we see cities as urban areas with a certain density in
the process of historical development, then design approaches to
"densification" and "infill development" can launch new perspectives for
their transformation on all scales. GAM.08 Dense Cities focuses on the
architectural connection between processes of urbanization and the
development of compact urban forms.

There is no doubt that turning away from unbridled land consumption and
wasting resources in view of the threat of climate change, but also in
the sense of an increasing awareness of sustainable lifestyles, must be
the preconditions for sensible future planning. The necessity of
encouraging more compact forms of settlement is therefore widely
acknowledged and has led to the development of numerous concepts such as
the Compact City, as can be found in development programs carried out by
the UN (Agenda 21) and the European Commission (Green Paper of Urban
Environment). GAM.08 proclaims that it is by no means unimportant in
what form the "city" phenomenon expresses itself, and therefore arguing
for designing compact urban forms in connection with pioneering
strategies on the way to a sustainable city. While the management of
settlement areas and infrastructural issues are focal topics in the
discussion of sustainable spatial development policy, the extent to
which this issue is connected with the density of the city is given less
attention. But if we are to discuss stopping land consumption with any
gravity, then scenarios of urban densification should be discussed at
all levels of scale: the density of (different) infrastructures, larger
building density coefficients, the density of different uses, the
density of residential and working facilities, density in the sense of
developing compact building and envelope forms to meet energy-related
requirements, but also density as a question of the limits of social
compatibility when people live "on top of each other." In this respect,
quantitative density always has a qualitative aspect, too, which, as the
"perceived density" of compact urban forms, is responsible for the
expression of an urban life-world. With regard to this question, GAM.08
negotiates and redrafts the possibilities and scopes for producing
architecture. For example, the development and realization of
intelligent building typologies is a prerequisite for compacting space
at the micro-level, which interacts with the reproduction of spatial
qualities in urban space, with the development of new typologies and the
transformation and extension of existing uses. These issues always refer
to a city's existing buildings, which architects adapt and continue to
build with an eye to historical developmental processes as regards to
the demands of tomorrow.

GAM.08 asks what the architect's active role should be in developing
"Dense Cities." The declared aim is to define architectural instruments
so as to offer the various social groups a high-quality, diversified and
adaptable urban environment. The range of questions covers all levels of
scale, from the urban landscape and agglomeration and the district to
the block and individual building, and goes from developing new building
typologies and concrete interventions in the urban setting to analyzing
the transformation of urban density. GAM.08 invites you to submit an
abstract (max. 500 words) on the question of a reappraisal of "urban
density" by April 30, 2011. The deadline for full papers is August 12,
2011.

GAM.08, the next issue of the Graz Architecture Magazine, will be
published in spring 2012. GAM is the official publication of the Faculty
of Architecture at Graz University of Technology. The main section of
each issue of GAM is not, however, dedicated to the promotion of our
faculty, but is instead given over to open international discourse on a
specific topic. The theme of the next issue will be "Dense Cities." GAM
aims to be a stage on which controversial viewpoints that are the
subject of current architectural debate are presented at a high level,
thereby fostering serious discussion on architecture reaching beyond
cultural borders and indeed the boundaries of the discipline itself.
Authors' contributions may consist of texts (in German or English),
images and plans. Our editorial board of international experts will
support the editors in the peer-review process to ensure GAM's high
level of quality.

For information on layout, submission, and copyright regulations, see
http://gam.tugraz.at
http://gam.tugraz.at

Quellennachweis:
CFP: Grazer Architektur Magazin, GAM.08. In: ArtHist.net, 31.03.2011. Letzter Zugriff 25.04.2024. <https://arthist.net/archive/1140>.

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